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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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für den Salvator Rosa nicht gemerkt hätte, Louise, die Sie eben darum hegen, weil er die Natur bloß wie eine Schrift braucht, in deren großen Zügen er seine Gedanken hinwirft. Wenn ein Satyriker zum Landschaftmahler gemacht ist, so werden Jdyllendichter sich wohl mit Glück im Schlachtenmahlen versuchen.

Louise. Jch gestehe, wenn man sagte, diese Landschaft rühre von einem Dichter her, so würde ich nicht auf einen Jdyllendichter rathen, jedoch auch schwerlich auf einen Satyriker, vielmehr auf einen feurigen Lyriker, und das ist Salvator vielleicht in seinen Satyren. Wenn der Mahler, wie Reinhold sagt, dem Scheine einen Körper giebt, so muß er ihm ja auch eine Seele einhauchen, und dies darf doch wohl seine eigne seyn.

Reinhold. Allerdings kann der Landschaftmahler zu willkührlich in die Natur hineindichten. Allein es ist ein wesentlicher Mangel, wenn man der Darstellung sogleich auf den Grund sieht, wenn sich der Schein in die bezeichneten Gegenstände gleichsam verliert.

Louise. Da Sie mir das eigentliche Kritisiren verboten haben, so freue ich mich, daß ich auf ein Beyspiel zu Jhrer Kritik gestoßen bin. Hören Sie nur.

"Eine große Landschaft von Hackert*), vier bis fünf Fuß hoch und etwa sechs Fuß breit, worauf eine Gegend von sehr weitem Umkreis bey Neapel abgebildet

*) Jm Besitz des Herzogs Albert zu Sachsen-Teschen, jetzt mit andern Stücken zu Dresden im Zwinger befindlich.

fuͤr den Salvator Rosa nicht gemerkt haͤtte, Louise, die Sie eben darum hegen, weil er die Natur bloß wie eine Schrift braucht, in deren großen Zuͤgen er seine Gedanken hinwirft. Wenn ein Satyriker zum Landschaftmahler gemacht ist, so werden Jdyllendichter sich wohl mit Gluͤck im Schlachtenmahlen versuchen.

Louise. Jch gestehe, wenn man sagte, diese Landschaft ruͤhre von einem Dichter her, so wuͤrde ich nicht auf einen Jdyllendichter rathen, jedoch auch schwerlich auf einen Satyriker, vielmehr auf einen feurigen Lyriker, und das ist Salvator vielleicht in seinen Satyren. Wenn der Mahler, wie Reinhold sagt, dem Scheine einen Koͤrper giebt, so muß er ihm ja auch eine Seele einhauchen, und dies darf doch wohl seine eigne seyn.

Reinhold. Allerdings kann der Landschaftmahler zu willkuͤhrlich in die Natur hineindichten. Allein es ist ein wesentlicher Mangel, wenn man der Darstellung sogleich auf den Grund sieht, wenn sich der Schein in die bezeichneten Gegenstaͤnde gleichsam verliert.

Louise. Da Sie mir das eigentliche Kritisiren verboten haben, so freue ich mich, daß ich auf ein Beyspiel zu Jhrer Kritik gestoßen bin. Hoͤren Sie nur.

“Eine große Landschaft von Hackert*), vier bis fuͤnf Fuß hoch und etwa sechs Fuß breit, worauf eine Gegend von sehr weitem Umkreis bey Neapel abgebildet

*) Jm Besitz des Herzogs Albert zu Sachsen-Teschen, jetzt mit andern Stuͤcken zu Dresden im Zwinger befindlich.
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[66/0074] fuͤr den Salvator Rosa nicht gemerkt haͤtte, Louise, die Sie eben darum hegen, weil er die Natur bloß wie eine Schrift braucht, in deren großen Zuͤgen er seine Gedanken hinwirft. Wenn ein Satyriker zum Landschaftmahler gemacht ist, so werden Jdyllendichter sich wohl mit Gluͤck im Schlachtenmahlen versuchen. Louise. Jch gestehe, wenn man sagte, diese Landschaft ruͤhre von einem Dichter her, so wuͤrde ich nicht auf einen Jdyllendichter rathen, jedoch auch schwerlich auf einen Satyriker, vielmehr auf einen feurigen Lyriker, und das ist Salvator vielleicht in seinen Satyren. Wenn der Mahler, wie Reinhold sagt, dem Scheine einen Koͤrper giebt, so muß er ihm ja auch eine Seele einhauchen, und dies darf doch wohl seine eigne seyn. Reinhold. Allerdings kann der Landschaftmahler zu willkuͤhrlich in die Natur hineindichten. Allein es ist ein wesentlicher Mangel, wenn man der Darstellung sogleich auf den Grund sieht, wenn sich der Schein in die bezeichneten Gegenstaͤnde gleichsam verliert. Louise. Da Sie mir das eigentliche Kritisiren verboten haben, so freue ich mich, daß ich auf ein Beyspiel zu Jhrer Kritik gestoßen bin. Hoͤren Sie nur. “Eine große Landschaft von Hackert *), vier bis fuͤnf Fuß hoch und etwa sechs Fuß breit, worauf eine Gegend von sehr weitem Umkreis bey Neapel abgebildet *) Jm Besitz des Herzogs Albert zu Sachsen-Teschen, jetzt mit andern Stuͤcken zu Dresden im Zwinger befindlich.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/74>, abgerufen am 24.11.2024.