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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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in der Haushaltung. Es ist uns gar nicht darum zu thun, wie die Dinge erscheinen, sondern wie sie sind: das heißt, wie sie sich greifen und handhaben lassen. Wir begnügen uns, ein Jndividuum immer wieder zu erkennen, und die wirklichen Veränderungen wahrzunehmen, die mit ihm vorgehn, ohne auf die tausend verschiedenen Ansichten zu achten, unter denen es sich uns darbietet. Von der ersten Kindheit an verbinden wir mit dem Gebrauch des Auges Wahrnehmungen andrer Sinne und eine Menge Schlüsse, die uns so geläufig werden, daß wir alles unmittelbar zu sehen glauben. Jm Grunde sind wir uns aber dessen was uns umgiebt, so lange es beym Gewöhnlichen stehen bleibt, mehr bewußt in so fern wir es wissen, als in so fern wir es sehen.

Waller. Mit dem Gehör geht es im Ganzen eben so zu. Die Anlage zum Mahler und Musiker liegt also wohl darin, daß man von Jugend auf diese Sinne nicht bloß wie Hausthiere zähmen und abrichten läßt, sondern neben der nützlichen Anwendung ihre freye Thätigkeit und die Lust daran behauptet.

Louise. Ja ja, der Geruch ist am Ende der edelste und am meisten poetische Sinn, weil er weniger dem Bedürfnisse dient. Seine lieblichen dunklen Anregungen scheinen mir am nächsten mit den Zaubereyen der Phantasie zusammenzuhängen: der Duft einer Orangenblüthe versetzt mich in die glückseligen Jnseln.

Reinhold. Wenn meine Bemerkungen richtig sind, so wissen wir auch, was wir von dem Urtheile derer zu halten haben, welche die Färbung und Beleuchtung,

in der Haushaltung. Es ist uns gar nicht darum zu thun, wie die Dinge erscheinen, sondern wie sie sind: das heißt, wie sie sich greifen und handhaben lassen. Wir begnuͤgen uns, ein Jndividuum immer wieder zu erkennen, und die wirklichen Veraͤnderungen wahrzunehmen, die mit ihm vorgehn, ohne auf die tausend verschiedenen Ansichten zu achten, unter denen es sich uns darbietet. Von der ersten Kindheit an verbinden wir mit dem Gebrauch des Auges Wahrnehmungen andrer Sinne und eine Menge Schluͤsse, die uns so gelaͤufig werden, daß wir alles unmittelbar zu sehen glauben. Jm Grunde sind wir uns aber dessen was uns umgiebt, so lange es beym Gewoͤhnlichen stehen bleibt, mehr bewußt in so fern wir es wissen, als in so fern wir es sehen.

Waller. Mit dem Gehoͤr geht es im Ganzen eben so zu. Die Anlage zum Mahler und Musiker liegt also wohl darin, daß man von Jugend auf diese Sinne nicht bloß wie Hausthiere zaͤhmen und abrichten laͤßt, sondern neben der nuͤtzlichen Anwendung ihre freye Thaͤtigkeit und die Lust daran behauptet.

Louise. Ja ja, der Geruch ist am Ende der edelste und am meisten poetische Sinn, weil er weniger dem Beduͤrfnisse dient. Seine lieblichen dunklen Anregungen scheinen mir am naͤchsten mit den Zaubereyen der Phantasie zusammenzuhaͤngen: der Duft einer Orangenbluͤthe versetzt mich in die gluͤckseligen Jnseln.

Reinhold. Wenn meine Bemerkungen richtig sind, so wissen wir auch, was wir von dem Urtheile derer zu halten haben, welche die Faͤrbung und Beleuchtung,

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[63/0071] in der Haushaltung. Es ist uns gar nicht darum zu thun, wie die Dinge erscheinen, sondern wie sie sind: das heißt, wie sie sich greifen und handhaben lassen. Wir begnuͤgen uns, ein Jndividuum immer wieder zu erkennen, und die wirklichen Veraͤnderungen wahrzunehmen, die mit ihm vorgehn, ohne auf die tausend verschiedenen Ansichten zu achten, unter denen es sich uns darbietet. Von der ersten Kindheit an verbinden wir mit dem Gebrauch des Auges Wahrnehmungen andrer Sinne und eine Menge Schluͤsse, die uns so gelaͤufig werden, daß wir alles unmittelbar zu sehen glauben. Jm Grunde sind wir uns aber dessen was uns umgiebt, so lange es beym Gewoͤhnlichen stehen bleibt, mehr bewußt in so fern wir es wissen, als in so fern wir es sehen. Waller. Mit dem Gehoͤr geht es im Ganzen eben so zu. Die Anlage zum Mahler und Musiker liegt also wohl darin, daß man von Jugend auf diese Sinne nicht bloß wie Hausthiere zaͤhmen und abrichten laͤßt, sondern neben der nuͤtzlichen Anwendung ihre freye Thaͤtigkeit und die Lust daran behauptet. Louise. Ja ja, der Geruch ist am Ende der edelste und am meisten poetische Sinn, weil er weniger dem Beduͤrfnisse dient. Seine lieblichen dunklen Anregungen scheinen mir am naͤchsten mit den Zaubereyen der Phantasie zusammenzuhaͤngen: der Duft einer Orangenbluͤthe versetzt mich in die gluͤckseligen Jnseln. Reinhold. Wenn meine Bemerkungen richtig sind, so wissen wir auch, was wir von dem Urtheile derer zu halten haben, welche die Faͤrbung und Beleuchtung,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/71>, abgerufen am 28.11.2024.