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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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eine einseitige Natur, allein in dieser hat er eine Wahrheit, die jedesmal wieder innig aus ihm selbst hervorzugehen scheint. Was er darstellt, ist oft schauerlich oder dürftig; die Behandlung läßt uns aber bey ihm an Oertern verweilen, wo wir uns in der Wirklichkeit nicht wohl befänden. Er zieht dabey die Gegenstände so nahe an sich heran wie möglich, und läßt nur selten eine Ausflucht in die Ferne zu, ihnen zu entkommen. Wo seine Schatten nicht nachgedunkelt haben, die auf manchen seiner Bilder undurchdringlich sind, ist sein Grün von großer Wahrheit, und wie aus den frischesten Quellen getränkt. Hier ist es zugleich gefällig und dieser sanftere Ton erstreckt sich bis auf den Himmel, den er sonst meistens aus dem neblichten Norden nimmt. Ueberhaupt schwimmt das Ganze in nasser Klarheit, und wenn von ungefähr ein Sonnenblick darauf fällt, wird es in Magie verwandelt. Eine Hirschjagd belebt die Szene, oder vielmehr sie soll es thun. Adrian van der Velde hat die Figuren darauf gesetzt, und sie sind nicht ganz mit dem übrigen durch die nächsten Wirkungen verbunden. Der Jäger, der am Ufer hinsprengt, macht sich gut. Der Hirsch aber, welcher durch das Wasser setzt, und die Hunde ihm nach, lassen hier keine Bewegung zurück, die eine wahre Schönheit hinzugefügt hätte, und spiegeln sich ganz bestimmt in ruhiger Fläche. Freylich wird man diesen Mangel nur spät gewahr in dem harmonischen Bilde, vor dem man mit Wohlgefallen und Bewunderung verweilt, ob Ruisdael gleich nicht so lieblich die Sinne bezaubert wie Claude, noch so lebendig zum Geiste redet wie Salvator."

eine einseitige Natur, allein in dieser hat er eine Wahrheit, die jedesmal wieder innig aus ihm selbst hervorzugehen scheint. Was er darstellt, ist oft schauerlich oder duͤrftig; die Behandlung laͤßt uns aber bey ihm an Oertern verweilen, wo wir uns in der Wirklichkeit nicht wohl befaͤnden. Er zieht dabey die Gegenstaͤnde so nahe an sich heran wie moͤglich, und laͤßt nur selten eine Ausflucht in die Ferne zu, ihnen zu entkommen. Wo seine Schatten nicht nachgedunkelt haben, die auf manchen seiner Bilder undurchdringlich sind, ist sein Gruͤn von großer Wahrheit, und wie aus den frischesten Quellen getraͤnkt. Hier ist es zugleich gefaͤllig und dieser sanftere Ton erstreckt sich bis auf den Himmel, den er sonst meistens aus dem neblichten Norden nimmt. Ueberhaupt schwimmt das Ganze in nasser Klarheit, und wenn von ungefaͤhr ein Sonnenblick darauf faͤllt, wird es in Magie verwandelt. Eine Hirschjagd belebt die Szene, oder vielmehr sie soll es thun. Adrian van der Velde hat die Figuren darauf gesetzt, und sie sind nicht ganz mit dem uͤbrigen durch die naͤchsten Wirkungen verbunden. Der Jaͤger, der am Ufer hinsprengt, macht sich gut. Der Hirsch aber, welcher durch das Wasser setzt, und die Hunde ihm nach, lassen hier keine Bewegung zuruͤck, die eine wahre Schoͤnheit hinzugefuͤgt haͤtte, und spiegeln sich ganz bestimmt in ruhiger Flaͤche. Freylich wird man diesen Mangel nur spaͤt gewahr in dem harmonischen Bilde, vor dem man mit Wohlgefallen und Bewunderung verweilt, ob Ruisdael gleich nicht so lieblich die Sinne bezaubert wie Claude, noch so lebendig zum Geiste redet wie Salvator.”

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/69>, abgerufen am 28.11.2024.