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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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neben einander steht, und vielleicht unter dem ganzen Haufen kein einziges Kunstwerk vom ersten Range befindlich ist. Da ist der rittermäßige Ton schon eher erlaubt; Diderot hat doch die Lobsprüche wohl noch zu sehr verschwendet, und unter den vielen Wendungen, womit er das Schlechte abzuweisen weiß, muß man ihm einige witzige Ungezogenheiten schon zu Gute halten.

Waller. Jch glaube mit Jhnen, daß die Züge seiner Feder unsterblicher seyn werden, als die geschilderten Werke des Pinsels und des Meißels.

Louise. Daß ich Jhnen auch ein Urtheil abfordre: was halten Sie von Forsters Kunstbeschreibungen in seinen Ansichten?

Waller. Es sind eigentlich Ansichten, interessante aber sehr persönliche. Wäre der Kunstsinn des edlen Mannes eben so scharf gewesen, als sein sittliches Gefühl regsam und zart, so hätte er alle Forderungen befriedigt. So aber verwechselt er oft dieses mit jenem, ja es scheint bey ihm nie zu einer rechten Absonderung gekommen zu seyn. Er sucht die Würde des Gegenstandes und vergißt darüber das Verdienst der Behandlung. Deswegen wird er zuweilen unbillig gegen Niederländische Meister, wo das letzte vorwaltet. Manchmal hat er indessen einen liebevollen Enthusiasmus mit viel Seele ausgesprochen.

Louise. Jch will mich nicht rühmen, daß ich schon zu der Abstrakzion gediehen wäre, keine Vorliebe für den edleren Gegenstand zu hegen, und die Poesie der Darstellung am Gemeinen mit eben der Lust aufzufinden.

neben einander steht, und vielleicht unter dem ganzen Haufen kein einziges Kunstwerk vom ersten Range befindlich ist. Da ist der rittermaͤßige Ton schon eher erlaubt; Diderot hat doch die Lobspruͤche wohl noch zu sehr verschwendet, und unter den vielen Wendungen, womit er das Schlechte abzuweisen weiß, muß man ihm einige witzige Ungezogenheiten schon zu Gute halten.

Waller. Jch glaube mit Jhnen, daß die Zuͤge seiner Feder unsterblicher seyn werden, als die geschilderten Werke des Pinsels und des Meißels.

Louise. Daß ich Jhnen auch ein Urtheil abfordre: was halten Sie von Forsters Kunstbeschreibungen in seinen Ansichten?

Waller. Es sind eigentlich Ansichten, interessante aber sehr persoͤnliche. Waͤre der Kunstsinn des edlen Mannes eben so scharf gewesen, als sein sittliches Gefuͤhl regsam und zart, so haͤtte er alle Forderungen befriedigt. So aber verwechselt er oft dieses mit jenem, ja es scheint bey ihm nie zu einer rechten Absonderung gekommen zu seyn. Er sucht die Wuͤrde des Gegenstandes und vergißt daruͤber das Verdienst der Behandlung. Deswegen wird er zuweilen unbillig gegen Niederlaͤndische Meister, wo das letzte vorwaltet. Manchmal hat er indessen einen liebevollen Enthusiasmus mit viel Seele ausgesprochen.

Louise. Jch will mich nicht ruͤhmen, daß ich schon zu der Abstrakzion gediehen waͤre, keine Vorliebe fuͤr den edleren Gegenstand zu hegen, und die Poesie der Darstellung am Gemeinen mit eben der Lust aufzufinden.

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[53/0061] neben einander steht, und vielleicht unter dem ganzen Haufen kein einziges Kunstwerk vom ersten Range befindlich ist. Da ist der rittermaͤßige Ton schon eher erlaubt; Diderot hat doch die Lobspruͤche wohl noch zu sehr verschwendet, und unter den vielen Wendungen, womit er das Schlechte abzuweisen weiß, muß man ihm einige witzige Ungezogenheiten schon zu Gute halten. Waller. Jch glaube mit Jhnen, daß die Zuͤge seiner Feder unsterblicher seyn werden, als die geschilderten Werke des Pinsels und des Meißels. Louise. Daß ich Jhnen auch ein Urtheil abfordre: was halten Sie von Forsters Kunstbeschreibungen in seinen Ansichten? Waller. Es sind eigentlich Ansichten, interessante aber sehr persoͤnliche. Waͤre der Kunstsinn des edlen Mannes eben so scharf gewesen, als sein sittliches Gefuͤhl regsam und zart, so haͤtte er alle Forderungen befriedigt. So aber verwechselt er oft dieses mit jenem, ja es scheint bey ihm nie zu einer rechten Absonderung gekommen zu seyn. Er sucht die Wuͤrde des Gegenstandes und vergißt daruͤber das Verdienst der Behandlung. Deswegen wird er zuweilen unbillig gegen Niederlaͤndische Meister, wo das letzte vorwaltet. Manchmal hat er indessen einen liebevollen Enthusiasmus mit viel Seele ausgesprochen. Louise. Jch will mich nicht ruͤhmen, daß ich schon zu der Abstrakzion gediehen waͤre, keine Vorliebe fuͤr den edleren Gegenstand zu hegen, und die Poesie der Darstellung am Gemeinen mit eben der Lust aufzufinden.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/61>, abgerufen am 22.11.2024.