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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Doch ist die Uebersetzung keineswegs in Einzelnen ängstlich treu, obgleich sie es in Rücksicht auf das Colorit des Ganzen auf das gewissenhafteste zu seyn strebt. Daher ist in den Gedichten der Nachbildung des Sylbenmaßes, welches beym Cervantes immer so bedeutsam ist, lieber etwas von der Genauigkeit des Sinns aufgeopfert. Was man hierin von dem Uebersetzer hoffen dürfe, sieht man aus dem meisterhaft übersetzten Gedichte S. 417. Auch in dem Gedicht des Chrysostomus ist der Ton des Ganzen sehr gut getroffen. Die Prosa scheint, je weiter das Werk fortrückt, immer ausgebildeter und spanischer zu werden; auch die einzelnen Härten werden seltner.

Es fragt sich also nur, ob der Leser wird in den Gesichtspunkt des Uebersetzers eingehn wollen, ob er sich mit einem Worte entschließen kann, den Don Quixote auch noch in andern Stunden als denen der Verdauung zu lesen, welcher bekanntlich alles, was nicht zu lachen macht, vorzüglich ernsthafte oder gar tragische Poesie so leicht nachtheilig wird. Wir wollen ihn also mit eben so viel Nachdruck als Ergebenheit gebeten haben, den Cervantes für einen Dichter zu halten, der zwar im ersten Theile des Don Quixote die ganze Blumenfülle seiner frischen Poesie aus des Witzes buntem Füllhorn in einem Augenblicke fröhlicher Verschwendung mit einemmale ausgeschüttet zu haben scheint; der aber doch auch noch andre ganz ehr- und achtbare Werke erfunden und gebildet hat, die dereinst wohl ihre Stelle im Allerheiligsten der romantischen Kunst finden werden. Jch meyne die liebliche und sinnreiche Gälatea, wo das Spiel des menschlichen Lebens sich mit bescheidner Kunst und leiser

Doch ist die Uebersetzung keineswegs in Einzelnen aͤngstlich treu, obgleich sie es in Ruͤcksicht auf das Colorit des Ganzen auf das gewissenhafteste zu seyn strebt. Daher ist in den Gedichten der Nachbildung des Sylbenmaßes, welches beym Cervantes immer so bedeutsam ist, lieber etwas von der Genauigkeit des Sinns aufgeopfert. Was man hierin von dem Uebersetzer hoffen duͤrfe, sieht man aus dem meisterhaft uͤbersetzten Gedichte S. 417. Auch in dem Gedicht des Chrysostomus ist der Ton des Ganzen sehr gut getroffen. Die Prosa scheint, je weiter das Werk fortruͤckt, immer ausgebildeter und spanischer zu werden; auch die einzelnen Haͤrten werden seltner.

Es fragt sich also nur, ob der Leser wird in den Gesichtspunkt des Uebersetzers eingehn wollen, ob er sich mit einem Worte entschließen kann, den Don Quixote auch noch in andern Stunden als denen der Verdauung zu lesen, welcher bekanntlich alles, was nicht zu lachen macht, vorzuͤglich ernsthafte oder gar tragische Poesie so leicht nachtheilig wird. Wir wollen ihn also mit eben so viel Nachdruck als Ergebenheit gebeten haben, den Cervantes fuͤr einen Dichter zu halten, der zwar im ersten Theile des Don Quixote die ganze Blumenfuͤlle seiner frischen Poesie aus des Witzes buntem Fuͤllhorn in einem Augenblicke froͤhlicher Verschwendung mit einemmale ausgeschuͤttet zu haben scheint; der aber doch auch noch andre ganz ehr- und achtbare Werke erfunden und gebildet hat, die dereinst wohl ihre Stelle im Allerheiligsten der romantischen Kunst finden werden. Jch meyne die liebliche und sinnreiche Gaͤlatea, wo das Spiel des menschlichen Lebens sich mit bescheidner Kunst und leiser

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[325/0335] Doch ist die Uebersetzung keineswegs in Einzelnen aͤngstlich treu, obgleich sie es in Ruͤcksicht auf das Colorit des Ganzen auf das gewissenhafteste zu seyn strebt. Daher ist in den Gedichten der Nachbildung des Sylbenmaßes, welches beym Cervantes immer so bedeutsam ist, lieber etwas von der Genauigkeit des Sinns aufgeopfert. Was man hierin von dem Uebersetzer hoffen duͤrfe, sieht man aus dem meisterhaft uͤbersetzten Gedichte S. 417. Auch in dem Gedicht des Chrysostomus ist der Ton des Ganzen sehr gut getroffen. Die Prosa scheint, je weiter das Werk fortruͤckt, immer ausgebildeter und spanischer zu werden; auch die einzelnen Haͤrten werden seltner. Es fragt sich also nur, ob der Leser wird in den Gesichtspunkt des Uebersetzers eingehn wollen, ob er sich mit einem Worte entschließen kann, den Don Quixote auch noch in andern Stunden als denen der Verdauung zu lesen, welcher bekanntlich alles, was nicht zu lachen macht, vorzuͤglich ernsthafte oder gar tragische Poesie so leicht nachtheilig wird. Wir wollen ihn also mit eben so viel Nachdruck als Ergebenheit gebeten haben, den Cervantes fuͤr einen Dichter zu halten, der zwar im ersten Theile des Don Quixote die ganze Blumenfuͤlle seiner frischen Poesie aus des Witzes buntem Fuͤllhorn in einem Augenblicke froͤhlicher Verschwendung mit einemmale ausgeschuͤttet zu haben scheint; der aber doch auch noch andre ganz ehr- und achtbare Werke erfunden und gebildet hat, die dereinst wohl ihre Stelle im Allerheiligsten der romantischen Kunst finden werden. Jch meyne die liebliche und sinnreiche Gaͤlatea, wo das Spiel des menschlichen Lebens sich mit bescheidner Kunst und leiser

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/335>, abgerufen am 25.11.2024.