Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Herz, in der That -- c'est un merveilleux instrument! wie Boufflers in seinem Gedicht darüber sagt. Und eine unversiegbare Romanenquelle, kann man hinzufügen. Dem Dramaturgen Schink ist aus seinem Faust, an welchem er verschiedene Jahre gearbeitet, und wovon er in Zeitschriften Proben gegeben hat, unter den Händen ein travestirter Hamlet geworden. Man behauptet, es würde auf alle Fälle auch nur ein travestirter Faust geworden seyn. Aber freylich giebt es Travestien, die es sind ohne zu wollen, und andre die gern möchten und nicht können. Als die beyden ersten Theile von Thümmels Reise durch das mittägliche Frankreich erschienen waren, bewunderte sie ein Bibliothekär der schönen Wissenschaften, der ihre Schönheiten weitläuftig ins Licht stellte, besonders als ein gerundetes und in sich beschlossenes Ganzes: nicht das geringste lasse sich weder davon noch dazuthun. Drey neue Theile, die einige Jahre nachher diesem Kunstrichter zum Possen erschienen, und dem Buche einen plötzlichen, aber was meistens damit verbunden zu seyn pflegt, einen etwas zweydeutigen Ruf verschafften, ließen die Möglichkeit einsehen, daß es noch wohl eine Weile fortgesetzt werden Herz, in der That — c'est un merveilleux instrument! wie Boufflers in seinem Gedicht daruͤber sagt. Und eine unversiegbare Romanenquelle, kann man hinzufuͤgen. Dem Dramaturgen Schink ist aus seinem Faust, an welchem er verschiedene Jahre gearbeitet, und wovon er in Zeitschriften Proben gegeben hat, unter den Haͤnden ein travestirter Hamlet geworden. Man behauptet, es wuͤrde auf alle Faͤlle auch nur ein travestirter Faust geworden seyn. Aber freylich giebt es Travestien, die es sind ohne zu wollen, und andre die gern moͤchten und nicht koͤnnen. Als die beyden ersten Theile von Thuͤmmels Reise durch das mittaͤgliche Frankreich erschienen waren, bewunderte sie ein Bibliothekaͤr der schoͤnen Wissenschaften, der ihre Schoͤnheiten weitlaͤuftig ins Licht stellte, besonders als ein gerundetes und in sich beschlossenes Ganzes: nicht das geringste lasse sich weder davon noch dazuthun. Drey neue Theile, die einige Jahre nachher diesem Kunstrichter zum Possen erschienen, und dem Buche einen ploͤtzlichen, aber was meistens damit verbunden zu seyn pflegt, einen etwas zweydeutigen Ruf verschafften, ließen die Moͤglichkeit einsehen, daß es noch wohl eine Weile fortgesetzt werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0329" n="319"/> Herz, in der That — c'est un merveilleux instrument! wie Boufflers in seinem Gedicht daruͤber sagt. Und eine unversiegbare Romanenquelle, kann man hinzufuͤgen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Dem Dramaturgen Schink ist aus seinem Faust, an welchem er verschiedene Jahre gearbeitet, und wovon er in Zeitschriften Proben gegeben hat, unter den Haͤnden ein <hi rendition="#g">travestirter Hamlet</hi> geworden. Man behauptet, es wuͤrde auf alle Faͤlle auch nur ein travestirter <hi rendition="#g">Faust</hi> geworden seyn. Aber freylich giebt es Travestien, die es sind ohne zu wollen, und andre die gern moͤchten und nicht koͤnnen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Als die beyden ersten Theile von <hi rendition="#g">Thuͤmmels Reise durch das mittaͤgliche Frankreich</hi> erschienen waren, bewunderte sie ein Bibliothekaͤr der schoͤnen Wissenschaften, der ihre Schoͤnheiten weitlaͤuftig ins Licht stellte, besonders als ein gerundetes und in sich beschlossenes Ganzes: nicht das geringste lasse sich weder davon noch dazuthun. Drey neue Theile, die einige Jahre nachher diesem Kunstrichter zum Possen erschienen, und dem Buche einen ploͤtzlichen, aber was meistens damit verbunden zu seyn pflegt, einen etwas zweydeutigen Ruf verschafften, ließen die Moͤglichkeit einsehen, daß es noch wohl eine Weile fortgesetzt werden </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0329]
Herz, in der That — c'est un merveilleux instrument! wie Boufflers in seinem Gedicht daruͤber sagt. Und eine unversiegbare Romanenquelle, kann man hinzufuͤgen.
Dem Dramaturgen Schink ist aus seinem Faust, an welchem er verschiedene Jahre gearbeitet, und wovon er in Zeitschriften Proben gegeben hat, unter den Haͤnden ein travestirter Hamlet geworden. Man behauptet, es wuͤrde auf alle Faͤlle auch nur ein travestirter Faust geworden seyn. Aber freylich giebt es Travestien, die es sind ohne zu wollen, und andre die gern moͤchten und nicht koͤnnen.
Als die beyden ersten Theile von Thuͤmmels Reise durch das mittaͤgliche Frankreich erschienen waren, bewunderte sie ein Bibliothekaͤr der schoͤnen Wissenschaften, der ihre Schoͤnheiten weitlaͤuftig ins Licht stellte, besonders als ein gerundetes und in sich beschlossenes Ganzes: nicht das geringste lasse sich weder davon noch dazuthun. Drey neue Theile, die einige Jahre nachher diesem Kunstrichter zum Possen erschienen, und dem Buche einen ploͤtzlichen, aber was meistens damit verbunden zu seyn pflegt, einen etwas zweydeutigen Ruf verschafften, ließen die Moͤglichkeit einsehen, daß es noch wohl eine Weile fortgesetzt werden
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