Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.zu einigem Ersatz hat der eine Bruder den Zauberer zum Besten; der vierte wird am Schlusse gar vergessen. Die Sultanin Biribi mit den funkelnden Edelgesteinen von Augen geht durch die große Unschuld ihrer Liebe für Solmar aus dem Kostum heraus: nach den ersten Vertraulichkeiten erwartet man, sie werde sich ihrem Range gemäßer zu betragen wissen. -- Jedem Autor ist zu wünschen, daß ihn die Fee Amathonte dreymal umarmen möge, und Anton Wall, der die reizende Sitte aufbringt, soll nicht von dem Wunsche ausgeschlossen seyn. Es scheint nicht billig daß Lafontaine's Romulus (im zweyten Bande der Sagen aus dem Alterthum, eigentlich Sagen in das Alterthum hinein) nur als Romulus tout court angekündigt wird. Da er so vieles ist, dessen sich der wirkliche nicht rühmen konnte: nicht bloß gerecht und milde, sondern zärtlich und gefühlvoll, unendlich friedsam, bis zur tugendhaften Pein verliebt, und bis zur Niederträchtigkeit großmüthig; so sollte dies auch auf dem Titel angedeutet seyn, und das Buch könnte nach dem Beyspiele älterer bey unsern ehrenfesten Vorfahren beliebter Romane Romuliseus und Romulisca heißen, oder der christliche Romulus. Zur Vignette die kleinen Zwillingsbrüder, von einem Schafe gesäugt. Wenn nicht zum Unglücke immer die Götter genannt würden, so dächte man gar nicht unter blinden Heiden zu seyn. Für die Liebhaber zu einigem Ersatz hat der eine Bruder den Zauberer zum Besten; der vierte wird am Schlusse gar vergessen. Die Sultanin Biribi mit den funkelnden Edelgesteinen von Augen geht durch die große Unschuld ihrer Liebe fuͤr Solmar aus dem Kostum heraus: nach den ersten Vertraulichkeiten erwartet man, sie werde sich ihrem Range gemaͤßer zu betragen wissen. — Jedem Autor ist zu wuͤnschen, daß ihn die Fee Amathonte dreymal umarmen moͤge, und Anton Wall, der die reizende Sitte aufbringt, soll nicht von dem Wunsche ausgeschlossen seyn. Es scheint nicht billig daß Lafontaine's Romulus (im zweyten Bande der Sagen aus dem Alterthum, eigentlich Sagen in das Alterthum hinein) nur als Romulus tout court angekuͤndigt wird. Da er so vieles ist, dessen sich der wirkliche nicht ruͤhmen konnte: nicht bloß gerecht und milde, sondern zaͤrtlich und gefuͤhlvoll, unendlich friedsam, bis zur tugendhaften Pein verliebt, und bis zur Niedertraͤchtigkeit großmuͤthig; so sollte dies auch auf dem Titel angedeutet seyn, und das Buch koͤnnte nach dem Beyspiele aͤlterer bey unsern ehrenfesten Vorfahren beliebter Romane Romuliseus und Romulisca heißen, oder der christliche Romulus. Zur Vignette die kleinen Zwillingsbruͤder, von einem Schafe gesaͤugt. Wenn nicht zum Ungluͤcke immer die Goͤtter genannt wuͤrden, so daͤchte man gar nicht unter blinden Heiden zu seyn. Fuͤr die Liebhaber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0327" n="317"/> zu einigem Ersatz hat der eine Bruder den Zauberer zum Besten; der vierte wird am Schlusse gar vergessen. Die Sultanin Biribi mit den funkelnden Edelgesteinen von Augen geht durch die große Unschuld ihrer Liebe fuͤr Solmar aus dem Kostum heraus: nach den ersten Vertraulichkeiten erwartet man, sie werde sich ihrem Range gemaͤßer zu betragen wissen. — Jedem Autor ist zu wuͤnschen, daß ihn die Fee Amathonte dreymal umarmen moͤge, und Anton Wall, der die reizende Sitte aufbringt, soll nicht von dem Wunsche ausgeschlossen seyn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es scheint nicht billig daß Lafontaine's <hi rendition="#g">Romulus</hi> (im zweyten Bande der <hi rendition="#g">Sagen aus dem Alterthum</hi>, eigentlich Sagen in das Alterthum hinein) nur als Romulus tout court angekuͤndigt wird. Da er so vieles ist, dessen sich der wirkliche nicht ruͤhmen konnte: nicht bloß gerecht und milde, sondern zaͤrtlich und gefuͤhlvoll, unendlich friedsam, bis zur tugendhaften Pein verliebt, und bis zur Niedertraͤchtigkeit großmuͤthig; so sollte dies auch auf dem Titel angedeutet seyn, und das Buch koͤnnte nach dem Beyspiele aͤlterer bey unsern ehrenfesten Vorfahren beliebter Romane <hi rendition="#g">Romuliseus und Romulisca</hi> heißen, oder <hi rendition="#g">der christliche Romulus</hi>. Zur Vignette die kleinen Zwillingsbruͤder, von einem Schafe gesaͤugt. Wenn nicht zum Ungluͤcke immer die Goͤtter genannt wuͤrden, so daͤchte man gar nicht unter blinden Heiden zu seyn. Fuͤr die Liebhaber </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0327]
zu einigem Ersatz hat der eine Bruder den Zauberer zum Besten; der vierte wird am Schlusse gar vergessen. Die Sultanin Biribi mit den funkelnden Edelgesteinen von Augen geht durch die große Unschuld ihrer Liebe fuͤr Solmar aus dem Kostum heraus: nach den ersten Vertraulichkeiten erwartet man, sie werde sich ihrem Range gemaͤßer zu betragen wissen. — Jedem Autor ist zu wuͤnschen, daß ihn die Fee Amathonte dreymal umarmen moͤge, und Anton Wall, der die reizende Sitte aufbringt, soll nicht von dem Wunsche ausgeschlossen seyn.
Es scheint nicht billig daß Lafontaine's Romulus (im zweyten Bande der Sagen aus dem Alterthum, eigentlich Sagen in das Alterthum hinein) nur als Romulus tout court angekuͤndigt wird. Da er so vieles ist, dessen sich der wirkliche nicht ruͤhmen konnte: nicht bloß gerecht und milde, sondern zaͤrtlich und gefuͤhlvoll, unendlich friedsam, bis zur tugendhaften Pein verliebt, und bis zur Niedertraͤchtigkeit großmuͤthig; so sollte dies auch auf dem Titel angedeutet seyn, und das Buch koͤnnte nach dem Beyspiele aͤlterer bey unsern ehrenfesten Vorfahren beliebter Romane Romuliseus und Romulisca heißen, oder der christliche Romulus. Zur Vignette die kleinen Zwillingsbruͤder, von einem Schafe gesaͤugt. Wenn nicht zum Ungluͤcke immer die Goͤtter genannt wuͤrden, so daͤchte man gar nicht unter blinden Heiden zu seyn. Fuͤr die Liebhaber
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/327>, abgerufen am 16.07.2024. |