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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Eigenschaft nichts an sich haben, weil die Anlage dazu im Jnnersten fehlt, und gleichsam mit Gewalt herausgerissen ist. Um dem gemeinen Bewußtseyn Gelegenheit zu geben, seine einzelnen Beobachtungen einzuschieben, durfte weder die Wissenschaft noch das Objekt derselben auf eine eigenthümliche Art, nach irgend einer zum Grunde liegenden ursprünglichen Anschauung, oder einem andern innern Princip aufgefaßt und dargestellt werden, sondern nur wie es hergebracht ist; aber eben weil der tiefer denkende und sehende Verfasser das Gemüth anders anzusehn, und seine verschiedene Handlungsweisen anders zu sondern versteht, so daß seine Abtheilungen mit diesem Fachwerke gar nicht zusammentreffen, und also auch seine Wahrnehmungen sich nicht in dasselbe ordnen lassen, mußte er uns den größten Theil derselben entziehen, und läßt jenes aus Unmuth öfters ganz leer stehn, um sich und uns mit ganz andern Dingen zu unterhalten. Durch diese wechselseitige Zerstörung hat er denn unumstößlich bewiesen, daß es unmöglich ist, über das Einzelne, was in der innern Erfahrung vorkommt, zu reflektiren, wenn man das Geschäft nicht höher herauf bei irgend einem Anfange anfängt. Jn dieser Rücksicht könnte man das Buch das "Kindergeschrei" dieser Art von Philosophie nennen, welche bei der doppelten an sie gemachten Forderung ihr "Unvermögen als eine Fesselung fühlt, wodurch ihr die Freiheit genommen wird." Aber so wie bei einer körperlichen Anstrengung die Form der Muskeln und die Grenze der verschiedenen Gliedermaßen um desto stärker ins Licht trift, je mehr sie sich den Grenzen der Kräfte

Eigenschaft nichts an sich haben, weil die Anlage dazu im Jnnersten fehlt, und gleichsam mit Gewalt herausgerissen ist. Um dem gemeinen Bewußtseyn Gelegenheit zu geben, seine einzelnen Beobachtungen einzuschieben, durfte weder die Wissenschaft noch das Objekt derselben auf eine eigenthuͤmliche Art, nach irgend einer zum Grunde liegenden urspruͤnglichen Anschauung, oder einem andern innern Princip aufgefaßt und dargestellt werden, sondern nur wie es hergebracht ist; aber eben weil der tiefer denkende und sehende Verfasser das Gemuͤth anders anzusehn, und seine verschiedene Handlungsweisen anders zu sondern versteht, so daß seine Abtheilungen mit diesem Fachwerke gar nicht zusammentreffen, und also auch seine Wahrnehmungen sich nicht in dasselbe ordnen lassen, mußte er uns den groͤßten Theil derselben entziehen, und laͤßt jenes aus Unmuth oͤfters ganz leer stehn, um sich und uns mit ganz andern Dingen zu unterhalten. Durch diese wechselseitige Zerstoͤrung hat er denn unumstoͤßlich bewiesen, daß es unmoͤglich ist, uͤber das Einzelne, was in der innern Erfahrung vorkommt, zu reflektiren, wenn man das Geschaͤft nicht hoͤher herauf bei irgend einem Anfange anfaͤngt. Jn dieser Ruͤcksicht koͤnnte man das Buch das “Kindergeschrei” dieser Art von Philosophie nennen, welche bei der doppelten an sie gemachten Forderung ihr “Unvermoͤgen als eine Fesselung fuͤhlt, wodurch ihr die Freiheit genommen wird.” Aber so wie bei einer koͤrperlichen Anstrengung die Form der Muskeln und die Grenze der verschiedenen Gliedermaßen um desto staͤrker ins Licht trift, je mehr sie sich den Grenzen der Kraͤfte

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Eigenschaft nichts an sich haben, weil die Anlage dazu im Jnnersten fehlt, und gleichsam mit Gewalt herausgerissen ist. Um dem gemeinen Bewußtseyn Gelegenheit zu geben, seine einzelnen Beobachtungen einzuschieben, durfte weder die Wissenschaft noch das Objekt derselben auf eine eigenthu&#x0364;mliche Art, nach irgend einer zum Grunde liegenden urspru&#x0364;nglichen Anschauung, oder einem andern innern Princip aufgefaßt und dargestellt werden, sondern nur wie es hergebracht ist; aber eben weil der tiefer denkende und sehende Verfasser das Gemu&#x0364;th anders anzusehn, und seine verschiedene Handlungsweisen anders zu sondern versteht, so daß seine Abtheilungen mit diesem Fachwerke gar nicht zusammentreffen, und also auch seine Wahrnehmungen sich nicht in dasselbe ordnen lassen, mußte er uns den gro&#x0364;ßten Theil derselben entziehen, und la&#x0364;ßt jenes aus Unmuth o&#x0364;fters ganz leer stehn, um sich und uns mit ganz andern Dingen zu unterhalten. Durch diese wechselseitige Zersto&#x0364;rung hat er denn unumsto&#x0364;ßlich bewiesen, daß es unmo&#x0364;glich ist, u&#x0364;ber das Einzelne, was in der innern Erfahrung vorkommt, zu reflektiren, wenn man das Gescha&#x0364;ft nicht ho&#x0364;her herauf bei irgend einem Anfange anfa&#x0364;ngt. Jn dieser Ru&#x0364;cksicht ko&#x0364;nnte man das Buch das &#x201C;Kindergeschrei&#x201D; dieser Art von Philosophie nennen, welche bei der doppelten an sie gemachten Forderung ihr &#x201C;Unvermo&#x0364;gen als eine Fesselung fu&#x0364;hlt, wodurch ihr die Freiheit genommen wird.&#x201D; Aber so wie bei einer ko&#x0364;rperlichen Anstrengung die Form der Muskeln und die Grenze der verschiedenen Gliedermaßen um desto sta&#x0364;rker ins Licht trift, je mehr sie sich den Grenzen der Kra&#x0364;fte
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[305/0315] Eigenschaft nichts an sich haben, weil die Anlage dazu im Jnnersten fehlt, und gleichsam mit Gewalt herausgerissen ist. Um dem gemeinen Bewußtseyn Gelegenheit zu geben, seine einzelnen Beobachtungen einzuschieben, durfte weder die Wissenschaft noch das Objekt derselben auf eine eigenthuͤmliche Art, nach irgend einer zum Grunde liegenden urspruͤnglichen Anschauung, oder einem andern innern Princip aufgefaßt und dargestellt werden, sondern nur wie es hergebracht ist; aber eben weil der tiefer denkende und sehende Verfasser das Gemuͤth anders anzusehn, und seine verschiedene Handlungsweisen anders zu sondern versteht, so daß seine Abtheilungen mit diesem Fachwerke gar nicht zusammentreffen, und also auch seine Wahrnehmungen sich nicht in dasselbe ordnen lassen, mußte er uns den groͤßten Theil derselben entziehen, und laͤßt jenes aus Unmuth oͤfters ganz leer stehn, um sich und uns mit ganz andern Dingen zu unterhalten. Durch diese wechselseitige Zerstoͤrung hat er denn unumstoͤßlich bewiesen, daß es unmoͤglich ist, uͤber das Einzelne, was in der innern Erfahrung vorkommt, zu reflektiren, wenn man das Geschaͤft nicht hoͤher herauf bei irgend einem Anfange anfaͤngt. Jn dieser Ruͤcksicht koͤnnte man das Buch das “Kindergeschrei” dieser Art von Philosophie nennen, welche bei der doppelten an sie gemachten Forderung ihr “Unvermoͤgen als eine Fesselung fuͤhlt, wodurch ihr die Freiheit genommen wird.” Aber so wie bei einer koͤrperlichen Anstrengung die Form der Muskeln und die Grenze der verschiedenen Gliedermaßen um desto staͤrker ins Licht trift, je mehr sie sich den Grenzen der Kraͤfte

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/315>, abgerufen am 22.11.2024.