Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Nachschrift des Uebersetzers an Ludwig Tieck.
Seyn Sie schönstens begrüßt, lieber Freund, wegen Jhres Uebertritts zu uns, nämlich zu uns poetischen Uebersetzern. Jch treibe dieß Geschäft aus Liebe zur Sache, ja mit einer Art von Leidenschaft, so daß ich immer eine große Freude habe, wenn sich ein wahrer Dichter dazu entschließt. Jn Jhrem Don Quixote erkenne ich die reiche Zierlichkeit, die wohlklingende und gerundete Umständlichkeit der Castilianischen Prosa; in den Liedern und Sonetten glaube ich Laute jener süßen südlichen Poesie zu vernehmen, deren geistiger Geist und sinnreich zarte Gefühle uns noch so fremde sind. Jhre Arbeit hat uns einige schöne Abende verschafft, möchte Sie dagegen der übersetzte Gesang aus dem rasenden Roland, den Sie hiebey empfangen, auch ein wenig ergötzen. Wie mich überhaupt eine zufällige Veranlassung gerade jetzt zu diesem Gedichte führte, so kam ich auch durch Zufall an diesen Gesang: aber es fand sich, daß ich ihn zu einem Probeversuche recht glücklich herausgegriffen hatte. Toll genug ist er gewiß, und auchgescheidt genug, wie ich denke, und ich stieß dabei auf Schwierigkeiten verschiedener Art. Dann liegt er auch nicht gleich am Eingange jener schönen Wildniß, der schon zu einem abgenutzten Spaziergange geworden ist: Werthes ist nicht bis dahin gelangt, außerdem sind, so viel ich weiß, nur mit dem ersten Gesange Versuche einer gereimten Uebersetzung gemacht, die aber schon an dem Scheidewege, Nachschrift des Uebersetzers an Ludwig Tieck.
Seyn Sie schoͤnstens begruͤßt, lieber Freund, wegen Jhres Uebertritts zu uns, naͤmlich zu uns poetischen Uebersetzern. Jch treibe dieß Geschaͤft aus Liebe zur Sache, ja mit einer Art von Leidenschaft, so daß ich immer eine große Freude habe, wenn sich ein wahrer Dichter dazu entschließt. Jn Jhrem Don Quixote erkenne ich die reiche Zierlichkeit, die wohlklingende und gerundete Umstaͤndlichkeit der Castilianischen Prosa; in den Liedern und Sonetten glaube ich Laute jener suͤßen suͤdlichen Poesie zu vernehmen, deren geistiger Geist und sinnreich zarte Gefuͤhle uns noch so fremde sind. Jhre Arbeit hat uns einige schoͤne Abende verschafft, moͤchte Sie dagegen der uͤbersetzte Gesang aus dem rasenden Roland, den Sie hiebey empfangen, auch ein wenig ergoͤtzen. Wie mich uͤberhaupt eine zufaͤllige Veranlassung gerade jetzt zu diesem Gedichte fuͤhrte, so kam ich auch durch Zufall an diesen Gesang: aber es fand sich, daß ich ihn zu einem Probeversuche recht gluͤcklich herausgegriffen hatte. Toll genug ist er gewiß, und auchgescheidt genug, wie ich denke, und ich stieß dabei auf Schwierigkeiten verschiedener Art. Dann liegt er auch nicht gleich am Eingange jener schoͤnen Wildniß, der schon zu einem abgenutzten Spaziergange geworden ist: Werthes ist nicht bis dahin gelangt, außerdem sind, so viel ich weiß, nur mit dem ersten Gesange Versuche einer gereimten Uebersetzung gemacht, die aber schon an dem Scheidewege, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0287" n="277"/> <div n="3"> <head>Nachschrift des Uebersetzers an Ludwig Tieck.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Seyn Sie schoͤnstens begruͤßt, lieber Freund, wegen Jhres Uebertritts zu uns, naͤmlich zu uns poetischen Uebersetzern. Jch treibe dieß Geschaͤft aus Liebe zur Sache, ja mit einer Art von Leidenschaft, so daß ich immer eine große Freude habe, wenn sich ein wahrer Dichter dazu entschließt. Jn Jhrem Don Quixote erkenne ich die reiche Zierlichkeit, die wohlklingende und gerundete Umstaͤndlichkeit der Castilianischen Prosa; in den Liedern und Sonetten glaube ich Laute jener suͤßen suͤdlichen Poesie zu vernehmen, deren geistiger Geist und sinnreich zarte Gefuͤhle uns noch so fremde sind. Jhre Arbeit hat uns einige schoͤne Abende verschafft, moͤchte Sie dagegen der uͤbersetzte Gesang aus dem rasenden Roland, den Sie hiebey empfangen, auch ein wenig ergoͤtzen. Wie mich uͤberhaupt eine zufaͤllige Veranlassung gerade jetzt zu diesem Gedichte fuͤhrte, so kam ich auch durch Zufall an diesen Gesang: aber es fand sich, daß ich ihn zu einem Probeversuche recht gluͤcklich herausgegriffen hatte. Toll genug ist er gewiß, und auchgescheidt genug, wie ich denke, und ich stieß dabei auf Schwierigkeiten verschiedener Art. Dann liegt er auch nicht gleich am Eingange jener schoͤnen Wildniß, der schon zu einem abgenutzten Spaziergange geworden ist: <hi rendition="#g">Werthes</hi> ist nicht bis dahin gelangt, außerdem sind, so viel ich weiß, nur mit dem ersten Gesange Versuche einer gereimten Uebersetzung gemacht, die aber schon an dem Scheidewege, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0287]
Nachschrift des Uebersetzers an Ludwig Tieck.
Seyn Sie schoͤnstens begruͤßt, lieber Freund, wegen Jhres Uebertritts zu uns, naͤmlich zu uns poetischen Uebersetzern. Jch treibe dieß Geschaͤft aus Liebe zur Sache, ja mit einer Art von Leidenschaft, so daß ich immer eine große Freude habe, wenn sich ein wahrer Dichter dazu entschließt. Jn Jhrem Don Quixote erkenne ich die reiche Zierlichkeit, die wohlklingende und gerundete Umstaͤndlichkeit der Castilianischen Prosa; in den Liedern und Sonetten glaube ich Laute jener suͤßen suͤdlichen Poesie zu vernehmen, deren geistiger Geist und sinnreich zarte Gefuͤhle uns noch so fremde sind. Jhre Arbeit hat uns einige schoͤne Abende verschafft, moͤchte Sie dagegen der uͤbersetzte Gesang aus dem rasenden Roland, den Sie hiebey empfangen, auch ein wenig ergoͤtzen. Wie mich uͤberhaupt eine zufaͤllige Veranlassung gerade jetzt zu diesem Gedichte fuͤhrte, so kam ich auch durch Zufall an diesen Gesang: aber es fand sich, daß ich ihn zu einem Probeversuche recht gluͤcklich herausgegriffen hatte. Toll genug ist er gewiß, und auchgescheidt genug, wie ich denke, und ich stieß dabei auf Schwierigkeiten verschiedener Art. Dann liegt er auch nicht gleich am Eingange jener schoͤnen Wildniß, der schon zu einem abgenutzten Spaziergange geworden ist: Werthes ist nicht bis dahin gelangt, außerdem sind, so viel ich weiß, nur mit dem ersten Gesange Versuche einer gereimten Uebersetzung gemacht, die aber schon an dem Scheidewege,
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