Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.81.
Jch glaub', er hat den Winter viel verrichtet,Was nicht verdient, der Welt es zu verhehlen. Doch weil der Ruf die Dinge nicht berichtet, So ists nicht meine Schuld, wenn sie hier fehlen; Denn Roland war stets mehr darauf gerichtet, Das Tapferste zu thun als zu erzählen. Nie hat man eine That von ihm erfahren, Wenn keine Zeugen gegenwärtig waren. 82.
Er streifte still durch mancherley Reviere,So daß man nichts den Winter von ihm hörte. Doch als die Sonn' in jenem klugen Thiere, Das Phryrus ritt, am Himmel sich verklärte, Und im Geleite lieblicher Zephyre Der süße Frühling heiter wiederkehrte: Entfalteten sich Rolands Wunderthaten Mit jungen Blumen und erneuten Saaten. 83.
Durch Berg und Thal, auf Feldern und auf Wegen,Jrrt' er umher voll Kümmerniß und Gram, Als er aus kaum betretnen Waldgehegen Ein lautes Schreyn, ein jammernd Weh vernahm. Er spornt sein Roß, und faßt den treuen Degen, Und eilt dahin, woher der Laut ihm kam. Allein ich will ein andermal euch sagen, Wenn's euch beliebt, was drauf sich zugetragen. 81.
Jch glaub', er hat den Winter viel verrichtet,Was nicht verdient, der Welt es zu verhehlen. Doch weil der Ruf die Dinge nicht berichtet, So ists nicht meine Schuld, wenn sie hier fehlen; Denn Roland war stets mehr darauf gerichtet, Das Tapferste zu thun als zu erzaͤhlen. Nie hat man eine That von ihm erfahren, Wenn keine Zeugen gegenwaͤrtig waren. 82.
Er streifte still durch mancherley Reviere,So daß man nichts den Winter von ihm hoͤrte. Doch als die Sonn' in jenem klugen Thiere, Das Phryrus ritt, am Himmel sich verklaͤrte, Und im Geleite lieblicher Zephyre Der suͤße Fruͤhling heiter wiederkehrte: Entfalteten sich Rolands Wunderthaten Mit jungen Blumen und erneuten Saaten. 83.
Durch Berg und Thal, auf Feldern und auf Wegen,Jrrt' er umher voll Kuͤmmerniß und Gram, Als er aus kaum betretnen Waldgehegen Ein lautes Schreyn, ein jammernd Weh vernahm. Er spornt sein Roß, und faßt den treuen Degen, Und eilt dahin, woher der Laut ihm kam. Allein ich will ein andermal euch sagen, Wenn's euch beliebt, was drauf sich zugetragen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0286" n="276"/> <lg n="81"> <head> <hi rendition="#c">81.</hi> </head> <l>Jch glaub', er hat den Winter viel verrichtet,</l><lb/> <l>Was nicht verdient, der Welt es zu verhehlen.</l><lb/> <l>Doch weil der Ruf die Dinge nicht berichtet,</l><lb/> <l>So ists nicht meine Schuld, wenn sie hier fehlen;</l><lb/> <l>Denn Roland war stets mehr darauf gerichtet,</l><lb/> <l>Das Tapferste zu thun als zu erzaͤhlen.</l><lb/> <l>Nie hat man eine That von ihm erfahren,</l><lb/> <l>Wenn keine Zeugen gegenwaͤrtig waren.</l> </lg><lb/> <lg n="82"> <head> <hi rendition="#c">82.</hi> </head> <l>Er streifte still durch mancherley Reviere,</l><lb/> <l>So daß man nichts den Winter von ihm hoͤrte.</l><lb/> <l>Doch als die Sonn' in jenem klugen Thiere,</l><lb/> <l>Das Phryrus ritt, am Himmel sich verklaͤrte,</l><lb/> <l>Und im Geleite lieblicher Zephyre</l><lb/> <l>Der suͤße Fruͤhling heiter wiederkehrte:</l><lb/> <l>Entfalteten sich Rolands Wunderthaten</l><lb/> <l>Mit jungen Blumen und erneuten Saaten.</l> </lg><lb/> <lg n="83"> <head> <hi rendition="#c">83.</hi> </head> <l>Durch Berg und Thal, auf Feldern und auf Wegen,</l><lb/> <l>Jrrt' er umher voll Kuͤmmerniß und Gram,</l><lb/> <l>Als er aus kaum betretnen Waldgehegen</l><lb/> <l>Ein lautes Schreyn, ein jammernd Weh vernahm.</l><lb/> <l>Er spornt sein Roß, und faßt den treuen Degen,</l><lb/> <l>Und eilt dahin, woher der Laut ihm kam.</l><lb/> <l>Allein ich will ein andermal euch sagen,</l><lb/> <l>Wenn's euch beliebt, was drauf sich zugetragen.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0286]
81. Jch glaub', er hat den Winter viel verrichtet,
Was nicht verdient, der Welt es zu verhehlen.
Doch weil der Ruf die Dinge nicht berichtet,
So ists nicht meine Schuld, wenn sie hier fehlen;
Denn Roland war stets mehr darauf gerichtet,
Das Tapferste zu thun als zu erzaͤhlen.
Nie hat man eine That von ihm erfahren,
Wenn keine Zeugen gegenwaͤrtig waren.
82. Er streifte still durch mancherley Reviere,
So daß man nichts den Winter von ihm hoͤrte.
Doch als die Sonn' in jenem klugen Thiere,
Das Phryrus ritt, am Himmel sich verklaͤrte,
Und im Geleite lieblicher Zephyre
Der suͤße Fruͤhling heiter wiederkehrte:
Entfalteten sich Rolands Wunderthaten
Mit jungen Blumen und erneuten Saaten.
83. Durch Berg und Thal, auf Feldern und auf Wegen,
Jrrt' er umher voll Kuͤmmerniß und Gram,
Als er aus kaum betretnen Waldgehegen
Ein lautes Schreyn, ein jammernd Weh vernahm.
Er spornt sein Roß, und faßt den treuen Degen,
Und eilt dahin, woher der Laut ihm kam.
Allein ich will ein andermal euch sagen,
Wenn's euch beliebt, was drauf sich zugetragen.
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/286>, abgerufen am 16.02.2025. |