Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
75.
So schöne Seide, Gold, so fein gesponnen,
Hat Florentiner Kunst nie aufgewandt,
So zarte Stickerey ward nie ersonnen,
Und ausgeführt mit Fleiß und mit Verstand,
Daß diese Holde Zier dadurch gewonnen, --
Und wär' es auch ein Werk von Pallas Hand;
Daß es verdiente, Reize zu umhüllen,
Die ihn mit sehnender Erinnrung füllen.
76.
Aus manchen Gründen zeigt der Paladin
Sich über diese Liebe sehr zufrieden;
Denn außer daß die Rache sicher schien,
Die dem Biren vom König war beschieden,
So wurde durch dieß Mittel auch für ihn
Ein schwer und lästig Hinderniß vermieden.
Olimpia's wegen kam er nicht dorthin,
Nur retten wollt' er seine Herrscherin.
77.
Daß sie nicht da sey, war er bald im klaren,
Doch nicht, ob sie nicht da gewesen war,
Weil auf der Jnsel all' ermordet waren,
Und keiner blieb von solcher großen Schaar.
Man ging den Tag darauf, zur See zu fahren,
Und alle machten Ein Geschwader zwar.
Der Ritter ging nach Jrland mit den Andern,
Es war sein Weg nach Frankreich heimzuwandern.
75.
So schoͤne Seide, Gold, so fein gesponnen,
Hat Florentiner Kunst nie aufgewandt,
So zarte Stickerey ward nie ersonnen,
Und ausgefuͤhrt mit Fleiß und mit Verstand,
Daß diese Holde Zier dadurch gewonnen, —
Und waͤr' es auch ein Werk von Pallas Hand;
Daß es verdiente, Reize zu umhuͤllen,
Die ihn mit sehnender Erinnrung fuͤllen.
76.
Aus manchen Gruͤnden zeigt der Paladin
Sich uͤber diese Liebe sehr zufrieden;
Denn außer daß die Rache sicher schien,
Die dem Biren vom Koͤnig war beschieden,
So wurde durch dieß Mittel auch fuͤr ihn
Ein schwer und laͤstig Hinderniß vermieden.
Olimpia's wegen kam er nicht dorthin,
Nur retten wollt' er seine Herrscherin.
77.
Daß sie nicht da sey, war er bald im klaren,
Doch nicht, ob sie nicht da gewesen war,
Weil auf der Jnsel all' ermordet waren,
Und keiner blieb von solcher großen Schaar.
Man ging den Tag darauf, zur See zu fahren,
Und alle machten Ein Geschwader zwar.
Der Ritter ging nach Jrland mit den Andern,
Es war sein Weg nach Frankreich heimzuwandern.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0284" n="274"/>
              <lg n="75">
                <head> <hi rendition="#c">75.</hi> </head>
                <l>So scho&#x0364;ne Seide, Gold, so fein gesponnen,</l><lb/>
                <l>Hat Florentiner Kunst nie aufgewandt,</l><lb/>
                <l>So zarte Stickerey ward nie ersonnen,</l><lb/>
                <l>Und ausgefu&#x0364;hrt mit Fleiß und mit Verstand,</l><lb/>
                <l>Daß diese Holde Zier dadurch gewonnen, &#x2014;</l><lb/>
                <l>Und wa&#x0364;r' es auch ein Werk von Pallas Hand;</l><lb/>
                <l>Daß es verdiente, Reize zu umhu&#x0364;llen,</l><lb/>
                <l>Die ihn mit sehnender Erinnrung fu&#x0364;llen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="76">
                <head> <hi rendition="#c">76.</hi> </head>
                <l>Aus manchen Gru&#x0364;nden zeigt der Paladin</l><lb/>
                <l>Sich u&#x0364;ber diese Liebe sehr zufrieden;</l><lb/>
                <l>Denn außer daß die Rache sicher schien,</l><lb/>
                <l>Die dem Biren vom Ko&#x0364;nig war beschieden,</l><lb/>
                <l>So wurde durch dieß Mittel auch fu&#x0364;r ihn</l><lb/>
                <l>Ein schwer und la&#x0364;stig Hinderniß vermieden.</l><lb/>
                <l>Olimpia's wegen kam er nicht dorthin,</l><lb/>
                <l>Nur retten wollt' er seine Herrscherin.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="77">
                <head> <hi rendition="#c">77.</hi> </head>
                <l>Daß sie nicht da sey, war er bald im klaren,</l><lb/>
                <l>Doch nicht, ob sie nicht da gewesen war,</l><lb/>
                <l>Weil auf der Jnsel all' ermordet waren,</l><lb/>
                <l>Und keiner blieb von solcher großen Schaar.</l><lb/>
                <l>Man ging den Tag darauf, zur See zu fahren,</l><lb/>
                <l>Und alle machten Ein Geschwader zwar.</l><lb/>
                <l>Der Ritter ging nach Jrland mit den Andern,</l><lb/>
                <l>Es war sein Weg nach Frankreich heimzuwandern.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0284] 75. So schoͤne Seide, Gold, so fein gesponnen, Hat Florentiner Kunst nie aufgewandt, So zarte Stickerey ward nie ersonnen, Und ausgefuͤhrt mit Fleiß und mit Verstand, Daß diese Holde Zier dadurch gewonnen, — Und waͤr' es auch ein Werk von Pallas Hand; Daß es verdiente, Reize zu umhuͤllen, Die ihn mit sehnender Erinnrung fuͤllen. 76. Aus manchen Gruͤnden zeigt der Paladin Sich uͤber diese Liebe sehr zufrieden; Denn außer daß die Rache sicher schien, Die dem Biren vom Koͤnig war beschieden, So wurde durch dieß Mittel auch fuͤr ihn Ein schwer und laͤstig Hinderniß vermieden. Olimpia's wegen kam er nicht dorthin, Nur retten wollt' er seine Herrscherin. 77. Daß sie nicht da sey, war er bald im klaren, Doch nicht, ob sie nicht da gewesen war, Weil auf der Jnsel all' ermordet waren, Und keiner blieb von solcher großen Schaar. Man ging den Tag darauf, zur See zu fahren, Und alle machten Ein Geschwader zwar. Der Ritter ging nach Jrland mit den Andern, Es war sein Weg nach Frankreich heimzuwandern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/284
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/284>, abgerufen am 22.11.2024.