Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

mit allen übrigen stehe. Denn alle Menschen sind einer und noch einer u. s. w. Aber eben deswegen ist auch keiner ein wirklicher Mensch ohne die Verbindung mit allen übrigen, und sie bleibt also nothwendig die gleiche und selbe, als Verbindung vernünftiger Wesen d. i. als Verbindung aller mit einem jeden und eines jeden mit allen. Jn dieser Bestimmung ist sie eine wechselseitige Berührung unsrer Geister, und frei durch die eigne Beziehung eines jeden und darum praktisch überhaupt.

Wir begreifen also unsern Umgang nur auf die gleiche Weise durch unser eigenes Handeln und in dem Verhältnisse der Zeit, das durch dies Handeln bestimmt wird. Die vertrauteste Freundschaft wäre daher nichts, wenn wir sie absondern wollten von unserm ganzen Verhältnisse, denn nur in diesem ist sie möglich, und nur hier wird ihre Bedeutung groß und erhebend. Die allgemeine Menschenliebe ist Liebe der Einzelnen, und gründet sich eben in der Gesinnung, mit welcher wir in jedem Einzelnen das ganze Geschlecht ehren, welches wieder nicht möglich wäre, wenn unsre Gesinnung nicht von der Vorstellung einer nothwendigen Gleichheit der Menschen begleitet würde. Darauf kommen wir in jeder Berührung zurück, und jede Wirklichkeit hat also keine andere Bedeutung, als die der innigsten Gemeinschaft unsrer aller Wesen. So nur ist sich unser eignes thätiges Daseyn, das in sich selbst sie nicht trennen kann; sondern in allen nur möglichen Handlungen sich ewig gleich bleiben muß.

mit allen uͤbrigen stehe. Denn alle Menschen sind einer und noch einer u. s. w. Aber eben deswegen ist auch keiner ein wirklicher Mensch ohne die Verbindung mit allen uͤbrigen, und sie bleibt also nothwendig die gleiche und selbe, als Verbindung vernuͤnftiger Wesen d. i. als Verbindung aller mit einem jeden und eines jeden mit allen. Jn dieser Bestimmung ist sie eine wechselseitige Beruͤhrung unsrer Geister, und frei durch die eigne Beziehung eines jeden und darum praktisch uͤberhaupt.

Wir begreifen also unsern Umgang nur auf die gleiche Weise durch unser eigenes Handeln und in dem Verhaͤltnisse der Zeit, das durch dies Handeln bestimmt wird. Die vertrauteste Freundschaft waͤre daher nichts, wenn wir sie absondern wollten von unserm ganzen Verhaͤltnisse, denn nur in diesem ist sie moͤglich, und nur hier wird ihre Bedeutung groß und erhebend. Die allgemeine Menschenliebe ist Liebe der Einzelnen, und gruͤndet sich eben in der Gesinnung, mit welcher wir in jedem Einzelnen das ganze Geschlecht ehren, welches wieder nicht moͤglich waͤre, wenn unsre Gesinnung nicht von der Vorstellung einer nothwendigen Gleichheit der Menschen begleitet wuͤrde. Darauf kommen wir in jeder Beruͤhrung zuruͤck, und jede Wirklichkeit hat also keine andere Bedeutung, als die der innigsten Gemeinschaft unsrer aller Wesen. So nur ist sich unser eignes thaͤtiges Daseyn, das in sich selbst sie nicht trennen kann; sondern in allen nur moͤglichen Handlungen sich ewig gleich bleiben muß.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0188" n="180"/>
mit allen u&#x0364;brigen stehe. Denn <hi rendition="#g">alle</hi> Menschen sind <hi rendition="#g">einer</hi> und noch <hi rendition="#g">einer</hi> u. s. w. Aber eben deswegen ist auch keiner ein wirklicher Mensch ohne die Verbindung mit allen u&#x0364;brigen, und sie bleibt also nothwendig die gleiche und selbe, als Verbindung vernu&#x0364;nftiger Wesen d. i. als Verbindung aller mit einem jeden und eines jeden mit allen. Jn dieser Bestimmung ist sie eine wechselseitige Beru&#x0364;hrung unsrer Geister, und frei durch die eigne Beziehung eines jeden und darum praktisch u&#x0364;berhaupt.</p><lb/>
          <p>Wir begreifen also unsern Umgang nur auf die gleiche Weise durch unser eigenes Handeln und in dem Verha&#x0364;ltnisse der Zeit, das durch dies Handeln bestimmt wird. Die vertrauteste Freundschaft wa&#x0364;re daher nichts, wenn wir sie absondern wollten von unserm ganzen Verha&#x0364;ltnisse, denn nur in diesem ist sie mo&#x0364;glich, und nur hier wird ihre Bedeutung groß und erhebend. Die allgemeine Menschenliebe ist Liebe der Einzelnen, und gru&#x0364;ndet sich eben in der Gesinnung, mit welcher wir <hi rendition="#g">in</hi> jedem Einzelnen das ganze Geschlecht ehren, welches wieder nicht mo&#x0364;glich wa&#x0364;re, wenn unsre Gesinnung nicht von der Vorstellung einer nothwendigen Gleichheit der Menschen begleitet wu&#x0364;rde. Darauf kommen wir in jeder Beru&#x0364;hrung zuru&#x0364;ck, und jede Wirklichkeit hat also keine andere Bedeutung, als die der innigsten Gemeinschaft unsrer aller Wesen. So nur ist sich unser eignes tha&#x0364;tiges Daseyn, das in sich selbst sie nicht trennen kann; sondern in allen nur mo&#x0364;glichen Handlungen sich ewig gleich bleiben muß.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0188] mit allen uͤbrigen stehe. Denn alle Menschen sind einer und noch einer u. s. w. Aber eben deswegen ist auch keiner ein wirklicher Mensch ohne die Verbindung mit allen uͤbrigen, und sie bleibt also nothwendig die gleiche und selbe, als Verbindung vernuͤnftiger Wesen d. i. als Verbindung aller mit einem jeden und eines jeden mit allen. Jn dieser Bestimmung ist sie eine wechselseitige Beruͤhrung unsrer Geister, und frei durch die eigne Beziehung eines jeden und darum praktisch uͤberhaupt. Wir begreifen also unsern Umgang nur auf die gleiche Weise durch unser eigenes Handeln und in dem Verhaͤltnisse der Zeit, das durch dies Handeln bestimmt wird. Die vertrauteste Freundschaft waͤre daher nichts, wenn wir sie absondern wollten von unserm ganzen Verhaͤltnisse, denn nur in diesem ist sie moͤglich, und nur hier wird ihre Bedeutung groß und erhebend. Die allgemeine Menschenliebe ist Liebe der Einzelnen, und gruͤndet sich eben in der Gesinnung, mit welcher wir in jedem Einzelnen das ganze Geschlecht ehren, welches wieder nicht moͤglich waͤre, wenn unsre Gesinnung nicht von der Vorstellung einer nothwendigen Gleichheit der Menschen begleitet wuͤrde. Darauf kommen wir in jeder Beruͤhrung zuruͤck, und jede Wirklichkeit hat also keine andere Bedeutung, als die der innigsten Gemeinschaft unsrer aller Wesen. So nur ist sich unser eignes thaͤtiges Daseyn, das in sich selbst sie nicht trennen kann; sondern in allen nur moͤglichen Handlungen sich ewig gleich bleiben muß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/188
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/188>, abgerufen am 23.11.2024.