Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.eignen Daseyns begreift alle übrigen, und jeder in dieser Beziehung ist die Ordnung des Ganzen, die in allen wie in einem die gleiche und selbe ist. Keiner ist daher dem andern vor oder nach, und keiner überhaupt mehr oder weniger als der andere; sondern jeder ist nothwendig gleich sich selbst, und ist nur er selbst als Mensch unter Menschen. Jn das Daseyn des einen greift demnach durch das Verhältniß seiner Wirklichkeit das Daseyn aller übrigen, und jenes ist nicht, wenn dieses nicht ist. Mithin fällt jede Vergleichung immer zurück auf ein Vergleichen des Menschen mit sich selber, und hat anders gar keine Bedeutung. Dieses Verhältniß findet Statt, so wie nur Menschen überhaupt um und neben einander sind. Es ist demnach ursprünglich, und in der Natur unsers innersten Wesens gegründet. Aber eben deswegen bleibt es auch ewig und unveränderlich, da es die ganze Sphäre unsers freien Daseyns begreift, und folglich durch keine Handlung je aufgehoben werden kann. Jst es ewig und unveränderlich; so muß alles was die Menschen zu ihrer Vereinigung thaten, auch nothwendig in dem Umfange dieses Verhältnisses liegen, und folglich jede Verbindung in ihm sich wieder finden, und aus ihm sich erklären lassen. Das allgemeine Urtheil von einer Ungleichheit unter den Menschen ist also nothwendig eine Täuschung, die darin besteht, daß wir den Menschen, der nur in der Gesellschaft existirt, isoliren wollen, und eignen Daseyns begreift alle uͤbrigen, und jeder in dieser Beziehung ist die Ordnung des Ganzen, die in allen wie in einem die gleiche und selbe ist. Keiner ist daher dem andern vor oder nach, und keiner uͤberhaupt mehr oder weniger als der andere; sondern jeder ist nothwendig gleich sich selbst, und ist nur er selbst als Mensch unter Menschen. Jn das Daseyn des einen greift demnach durch das Verhaͤltniß seiner Wirklichkeit das Daseyn aller uͤbrigen, und jenes ist nicht, wenn dieses nicht ist. Mithin faͤllt jede Vergleichung immer zuruͤck auf ein Vergleichen des Menschen mit sich selber, und hat anders gar keine Bedeutung. Dieses Verhaͤltniß findet Statt, so wie nur Menschen uͤberhaupt um und neben einander sind. Es ist demnach urspruͤnglich, und in der Natur unsers innersten Wesens gegruͤndet. Aber eben deswegen bleibt es auch ewig und unveraͤnderlich, da es die ganze Sphaͤre unsers freien Daseyns begreift, und folglich durch keine Handlung je aufgehoben werden kann. Jst es ewig und unveraͤnderlich; so muß alles was die Menschen zu ihrer Vereinigung thaten, auch nothwendig in dem Umfange dieses Verhaͤltnisses liegen, und folglich jede Verbindung in ihm sich wieder finden, und aus ihm sich erklaͤren lassen. Das allgemeine Urtheil von einer Ungleichheit unter den Menschen ist also nothwendig eine Taͤuschung, die darin besteht, daß wir den Menschen, der nur in der Gesellschaft existirt, isoliren wollen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175" n="167"/> eignen Daseyns begreift alle uͤbrigen, und jeder in dieser Beziehung ist die Ordnung des Ganzen, die in allen wie in einem die gleiche und selbe ist. Keiner ist daher dem andern <hi rendition="#g">vor</hi> oder <hi rendition="#g">nach</hi>, und keiner uͤberhaupt <hi rendition="#g">mehr</hi> oder <hi rendition="#g">weniger</hi> als der andere; sondern jeder ist nothwendig gleich sich selbst, und ist nur er selbst als Mensch unter Menschen. Jn das Daseyn des einen greift demnach durch das Verhaͤltniß seiner Wirklichkeit das Daseyn aller uͤbrigen, und jenes ist nicht, wenn dieses nicht ist. Mithin faͤllt jede Vergleichung immer zuruͤck auf ein Vergleichen des Menschen mit sich selber, und hat anders gar keine Bedeutung.</p><lb/> <p>Dieses Verhaͤltniß findet Statt, so wie nur Menschen uͤberhaupt um und neben einander sind. Es ist demnach urspruͤnglich, und in der Natur unsers innersten Wesens gegruͤndet. Aber eben deswegen bleibt es auch ewig und unveraͤnderlich, da es die ganze Sphaͤre unsers freien Daseyns begreift, und folglich durch keine Handlung je aufgehoben werden kann.</p><lb/> <p>Jst es ewig und unveraͤnderlich; so muß alles was die Menschen zu ihrer Vereinigung thaten, auch nothwendig in dem Umfange dieses Verhaͤltnisses liegen, und folglich jede Verbindung in ihm sich wieder finden, und aus ihm sich erklaͤren lassen.</p><lb/> <p>Das allgemeine Urtheil von einer Ungleichheit unter den Menschen ist also nothwendig eine Taͤuschung, die darin besteht, daß wir den Menschen, der nur in der Gesellschaft existirt, isoliren wollen, und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0175]
eignen Daseyns begreift alle uͤbrigen, und jeder in dieser Beziehung ist die Ordnung des Ganzen, die in allen wie in einem die gleiche und selbe ist. Keiner ist daher dem andern vor oder nach, und keiner uͤberhaupt mehr oder weniger als der andere; sondern jeder ist nothwendig gleich sich selbst, und ist nur er selbst als Mensch unter Menschen. Jn das Daseyn des einen greift demnach durch das Verhaͤltniß seiner Wirklichkeit das Daseyn aller uͤbrigen, und jenes ist nicht, wenn dieses nicht ist. Mithin faͤllt jede Vergleichung immer zuruͤck auf ein Vergleichen des Menschen mit sich selber, und hat anders gar keine Bedeutung.
Dieses Verhaͤltniß findet Statt, so wie nur Menschen uͤberhaupt um und neben einander sind. Es ist demnach urspruͤnglich, und in der Natur unsers innersten Wesens gegruͤndet. Aber eben deswegen bleibt es auch ewig und unveraͤnderlich, da es die ganze Sphaͤre unsers freien Daseyns begreift, und folglich durch keine Handlung je aufgehoben werden kann.
Jst es ewig und unveraͤnderlich; so muß alles was die Menschen zu ihrer Vereinigung thaten, auch nothwendig in dem Umfange dieses Verhaͤltnisses liegen, und folglich jede Verbindung in ihm sich wieder finden, und aus ihm sich erklaͤren lassen.
Das allgemeine Urtheil von einer Ungleichheit unter den Menschen ist also nothwendig eine Taͤuschung, die darin besteht, daß wir den Menschen, der nur in der Gesellschaft existirt, isoliren wollen, und
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