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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Männer und der Frauen. Kein Wunder, da die Menschen in keiner Profession noch so weit zurück sind als in der der Humanität. Mir schein ein so unmenschliches Lob des Mannes und des Weibes nicht anders zu seyn, als wenn man jemand rühmen wollte: Er sey ein schlechter Mensch, aber ein vortrefflicher Schneider; welches denn allerdings für den, der eben einen Schneider brauchte, noch eine recht gute Empfehlung seyn würde. Doch die Welt, und wer ihr nachspricht, wird darin wohl bey ihrem Glauben bleiben, aber ich gewiß auch bey dem meinigen: Nur sanfte Männlichkeit, nur selbstständige Weiblichkeit sey die rechte, die wahre und schöne. Jst dem so, so muß man den Charakter des Geschlechts, welches doch nur eine angeborne, natürliche Profession ist, keineswegs noch mehr übertreiben, sondern vielmehr durch starke Gegengewichte zu mildern suchen, damit die Eigenheit einen wo möglich unbeschränkten Raum finde, um sich nach Lust und Liebe in dem ganzen Bezirke der Menschheit frey zu bewegen.

So wenig ich aber der Natur Sitz und Stimme im gesetzgebenden Rathe der Vernunft erlauben kann, so denke ich doch, daß es keine Wahrheit geben kann, die sie nicht in ihren schönen Hieroglyphen angedeutet hätte, und ich glaube allerdings, es ist die Natur selbst, welche die Frauen mit Häuslichkeit umgiebt, und zur Religion führt. Jch finde das alles schon in der Organisazion. Fürchte nicht, daß ich Dir mit Anatomie kommen werde. Jch überlasse es einem künftigen Fontenelle oder Algarotti unsrer Nation,

Maͤnner und der Frauen. Kein Wunder, da die Menschen in keiner Profession noch so weit zuruͤck sind als in der der Humanitaͤt. Mir schein ein so unmenschliches Lob des Mannes und des Weibes nicht anders zu seyn, als wenn man jemand ruͤhmen wollte: Er sey ein schlechter Mensch, aber ein vortrefflicher Schneider; welches denn allerdings fuͤr den, der eben einen Schneider brauchte, noch eine recht gute Empfehlung seyn wuͤrde. Doch die Welt, und wer ihr nachspricht, wird darin wohl bey ihrem Glauben bleiben, aber ich gewiß auch bey dem meinigen: Nur sanfte Maͤnnlichkeit, nur selbststaͤndige Weiblichkeit sey die rechte, die wahre und schoͤne. Jst dem so, so muß man den Charakter des Geschlechts, welches doch nur eine angeborne, natuͤrliche Profession ist, keineswegs noch mehr uͤbertreiben, sondern vielmehr durch starke Gegengewichte zu mildern suchen, damit die Eigenheit einen wo moͤglich unbeschraͤnkten Raum finde, um sich nach Lust und Liebe in dem ganzen Bezirke der Menschheit frey zu bewegen.

So wenig ich aber der Natur Sitz und Stimme im gesetzgebenden Rathe der Vernunft erlauben kann, so denke ich doch, daß es keine Wahrheit geben kann, die sie nicht in ihren schoͤnen Hieroglyphen angedeutet haͤtte, und ich glaube allerdings, es ist die Natur selbst, welche die Frauen mit Haͤuslichkeit umgiebt, und zur Religion fuͤhrt. Jch finde das alles schon in der Organisazion. Fuͤrchte nicht, daß ich Dir mit Anatomie kommen werde. Jch uͤberlasse es einem kuͤnftigen Fontenelle oder Algarotti unsrer Nation,

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[9/0017] Maͤnner und der Frauen. Kein Wunder, da die Menschen in keiner Profession noch so weit zuruͤck sind als in der der Humanitaͤt. Mir schein ein so unmenschliches Lob des Mannes und des Weibes nicht anders zu seyn, als wenn man jemand ruͤhmen wollte: Er sey ein schlechter Mensch, aber ein vortrefflicher Schneider; welches denn allerdings fuͤr den, der eben einen Schneider brauchte, noch eine recht gute Empfehlung seyn wuͤrde. Doch die Welt, und wer ihr nachspricht, wird darin wohl bey ihrem Glauben bleiben, aber ich gewiß auch bey dem meinigen: Nur sanfte Maͤnnlichkeit, nur selbststaͤndige Weiblichkeit sey die rechte, die wahre und schoͤne. Jst dem so, so muß man den Charakter des Geschlechts, welches doch nur eine angeborne, natuͤrliche Profession ist, keineswegs noch mehr uͤbertreiben, sondern vielmehr durch starke Gegengewichte zu mildern suchen, damit die Eigenheit einen wo moͤglich unbeschraͤnkten Raum finde, um sich nach Lust und Liebe in dem ganzen Bezirke der Menschheit frey zu bewegen. So wenig ich aber der Natur Sitz und Stimme im gesetzgebenden Rathe der Vernunft erlauben kann, so denke ich doch, daß es keine Wahrheit geben kann, die sie nicht in ihren schoͤnen Hieroglyphen angedeutet haͤtte, und ich glaube allerdings, es ist die Natur selbst, welche die Frauen mit Haͤuslichkeit umgiebt, und zur Religion fuͤhrt. Jch finde das alles schon in der Organisazion. Fuͤrchte nicht, daß ich Dir mit Anatomie kommen werde. Jch uͤberlasse es einem kuͤnftigen Fontenelle oder Algarotti unsrer Nation,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/17>, abgerufen am 24.11.2024.