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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Glaube an Vergangenheit und Zukunft nur erst aufgehört ein bloßes Hörensagen zu seyn; so werden wir es würdig finden den Buchstaben zu vergessen, und in uns selbst und unserm eigenen Handeln die Rechtfertigung zu suchen.

Einmal ist das immer gewiß: der bloße Glaube an eine Vergangenheit, da noch die Menschen durch Unschuld und kindliche Eintracht glücklich waren, könnte uns gar nicht erfreuen, noch uns zu irgend einem Troste gereichen, wenn wir nicht tief in unserm Jnnern die Zukunft auch ahneten, da ein entflohenes schönes Zeitalter mit seinen Tugenden und Freuden zu uns zurückkehren wird. Diese Verbindung ist in sich nothwendig, und Niemand verstände sein Gefühl bei irgend einer frohen und wohlthätigen Erinnerung, der es nicht darin gedeutet hätte.

Aber es ist so gar gewiß: nur der Blick in die Zukunft führt uns zurück auf die Vergangenheit, und beide, Zukunft und Vergangenheit, haben selbst nur ihren Ursprung und ihre ganze Bestimmung allein in der Gegenwart. Dies eben bestimmt unser Jnteresse an allem Schönen und Wahren, das die dichtende Phantasie in so reizenden Bildern uns aufstellt. Es ist nichts anders, als das Gefühl unsrer freien Wirksamkeit, wodurch die Welt gerade das ist, wozu wir sie bilden. Wie wir sie bilden und einrichten, so ist sie selbst unser Leben, und nur die mögten es sich nicht sagen, denen ihre eigne Vorstellungsart noch ein Geheimniß blieb.

Durch die Natur unsers Geistes ist jenes Zeitverhältniß

Glaube an Vergangenheit und Zukunft nur erst aufgehoͤrt ein bloßes Hoͤrensagen zu seyn; so werden wir es wuͤrdig finden den Buchstaben zu vergessen, und in uns selbst und unserm eigenen Handeln die Rechtfertigung zu suchen.

Einmal ist das immer gewiß: der bloße Glaube an eine Vergangenheit, da noch die Menschen durch Unschuld und kindliche Eintracht gluͤcklich waren, koͤnnte uns gar nicht erfreuen, noch uns zu irgend einem Troste gereichen, wenn wir nicht tief in unserm Jnnern die Zukunft auch ahneten, da ein entflohenes schoͤnes Zeitalter mit seinen Tugenden und Freuden zu uns zuruͤckkehren wird. Diese Verbindung ist in sich nothwendig, und Niemand verstaͤnde sein Gefuͤhl bei irgend einer frohen und wohlthaͤtigen Erinnerung, der es nicht darin gedeutet haͤtte.

Aber es ist so gar gewiß: nur der Blick in die Zukunft fuͤhrt uns zuruͤck auf die Vergangenheit, und beide, Zukunft und Vergangenheit, haben selbst nur ihren Ursprung und ihre ganze Bestimmung allein in der Gegenwart. Dies eben bestimmt unser Jnteresse an allem Schoͤnen und Wahren, das die dichtende Phantasie in so reizenden Bildern uns aufstellt. Es ist nichts anders, als das Gefuͤhl unsrer freien Wirksamkeit, wodurch die Welt gerade das ist, wozu wir sie bilden. Wie wir sie bilden und einrichten, so ist sie selbst unser Leben, und nur die moͤgten es sich nicht sagen, denen ihre eigne Vorstellungsart noch ein Geheimniß blieb.

Durch die Natur unsers Geistes ist jenes Zeitverhaͤltniß

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[159/0167] Glaube an Vergangenheit und Zukunft nur erst aufgehoͤrt ein bloßes Hoͤrensagen zu seyn; so werden wir es wuͤrdig finden den Buchstaben zu vergessen, und in uns selbst und unserm eigenen Handeln die Rechtfertigung zu suchen. Einmal ist das immer gewiß: der bloße Glaube an eine Vergangenheit, da noch die Menschen durch Unschuld und kindliche Eintracht gluͤcklich waren, koͤnnte uns gar nicht erfreuen, noch uns zu irgend einem Troste gereichen, wenn wir nicht tief in unserm Jnnern die Zukunft auch ahneten, da ein entflohenes schoͤnes Zeitalter mit seinen Tugenden und Freuden zu uns zuruͤckkehren wird. Diese Verbindung ist in sich nothwendig, und Niemand verstaͤnde sein Gefuͤhl bei irgend einer frohen und wohlthaͤtigen Erinnerung, der es nicht darin gedeutet haͤtte. Aber es ist so gar gewiß: nur der Blick in die Zukunft fuͤhrt uns zuruͤck auf die Vergangenheit, und beide, Zukunft und Vergangenheit, haben selbst nur ihren Ursprung und ihre ganze Bestimmung allein in der Gegenwart. Dies eben bestimmt unser Jnteresse an allem Schoͤnen und Wahren, das die dichtende Phantasie in so reizenden Bildern uns aufstellt. Es ist nichts anders, als das Gefuͤhl unsrer freien Wirksamkeit, wodurch die Welt gerade das ist, wozu wir sie bilden. Wie wir sie bilden und einrichten, so ist sie selbst unser Leben, und nur die moͤgten es sich nicht sagen, denen ihre eigne Vorstellungsart noch ein Geheimniß blieb. Durch die Natur unsers Geistes ist jenes Zeitverhaͤltniß

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/167>, abgerufen am 23.11.2024.