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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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noch über die Thatsache der Geschichte hinaus führen, ist die Sage von einem ursprünglichen goldnen Zeitalter der Welt: einem Zustande der innigsten Eintracht und Liebe, wo jene Störung noch nicht war, sondern nur friedliche Gottheiten unter den Menschen wandelten, und ein jugendlich schönes und harmonisches Leben die Unschuldigen beglückte.

Mit dieser Sage, die auf die Nachkommen jener Glücklichen gekommen war, und die man zu allen Zeiten heilig hielt, verband man auf das innigste den Glauben an eine Zukunft, wo jener himmlische Friede zu den Menschen wiederzurückkehren, und Freude und Harmonie ungestört unter uns wohnen sollten.

So suchten also die Menschen an den Bildern einer schönen Vergangenheit und Zukunft Trost und Beruhigung für die Gegenwart. Nur auf jener ruhte ihr Auge mit stillem Wohlgefallen, während sie dieser oft jede Freude zum lauten Vorwurfe machten.

Wie einseitig diese Vorstellung von unserm verlornen und zukünftigen Glücke auch seyn möge; so ist doch das zum wenigsten merkwürdig, daß man die Gleichheit unter den Menschen von einem frohen und friedlichen Leben nicht hat trennen können. Es erscheint darin offenbar eine gewisse Nöthigung der Vernunft, die uns zum Nachdenken auffordert, und die bei näherer Untersuchung vielleicht mehr von uns fordern dürfte, als uns bloß mit einem müssigen Spiele der Einbildungskraft zu beschäftigen. Das Absprechen darüber aus einer vermeintlichen Erfahrung ist eine ganz überflüssige Erinnerung. Hat unser

noch uͤber die Thatsache der Geschichte hinaus fuͤhren, ist die Sage von einem urspruͤnglichen goldnen Zeitalter der Welt: einem Zustande der innigsten Eintracht und Liebe, wo jene Stoͤrung noch nicht war, sondern nur friedliche Gottheiten unter den Menschen wandelten, und ein jugendlich schoͤnes und harmonisches Leben die Unschuldigen begluͤckte.

Mit dieser Sage, die auf die Nachkommen jener Gluͤcklichen gekommen war, und die man zu allen Zeiten heilig hielt, verband man auf das innigste den Glauben an eine Zukunft, wo jener himmlische Friede zu den Menschen wiederzuruͤckkehren, und Freude und Harmonie ungestoͤrt unter uns wohnen sollten.

So suchten also die Menschen an den Bildern einer schoͤnen Vergangenheit und Zukunft Trost und Beruhigung fuͤr die Gegenwart. Nur auf jener ruhte ihr Auge mit stillem Wohlgefallen, waͤhrend sie dieser oft jede Freude zum lauten Vorwurfe machten.

Wie einseitig diese Vorstellung von unserm verlornen und zukuͤnftigen Gluͤcke auch seyn moͤge; so ist doch das zum wenigsten merkwuͤrdig, daß man die Gleichheit unter den Menschen von einem frohen und friedlichen Leben nicht hat trennen koͤnnen. Es erscheint darin offenbar eine gewisse Noͤthigung der Vernunft, die uns zum Nachdenken auffordert, und die bei naͤherer Untersuchung vielleicht mehr von uns fordern duͤrfte, als uns bloß mit einem muͤssigen Spiele der Einbildungskraft zu beschaͤftigen. Das Absprechen daruͤber aus einer vermeintlichen Erfahrung ist eine ganz uͤberfluͤssige Erinnerung. Hat unser

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[158/0166] noch uͤber die Thatsache der Geschichte hinaus fuͤhren, ist die Sage von einem urspruͤnglichen goldnen Zeitalter der Welt: einem Zustande der innigsten Eintracht und Liebe, wo jene Stoͤrung noch nicht war, sondern nur friedliche Gottheiten unter den Menschen wandelten, und ein jugendlich schoͤnes und harmonisches Leben die Unschuldigen begluͤckte. Mit dieser Sage, die auf die Nachkommen jener Gluͤcklichen gekommen war, und die man zu allen Zeiten heilig hielt, verband man auf das innigste den Glauben an eine Zukunft, wo jener himmlische Friede zu den Menschen wiederzuruͤckkehren, und Freude und Harmonie ungestoͤrt unter uns wohnen sollten. So suchten also die Menschen an den Bildern einer schoͤnen Vergangenheit und Zukunft Trost und Beruhigung fuͤr die Gegenwart. Nur auf jener ruhte ihr Auge mit stillem Wohlgefallen, waͤhrend sie dieser oft jede Freude zum lauten Vorwurfe machten. Wie einseitig diese Vorstellung von unserm verlornen und zukuͤnftigen Gluͤcke auch seyn moͤge; so ist doch das zum wenigsten merkwuͤrdig, daß man die Gleichheit unter den Menschen von einem frohen und friedlichen Leben nicht hat trennen koͤnnen. Es erscheint darin offenbar eine gewisse Noͤthigung der Vernunft, die uns zum Nachdenken auffordert, und die bei naͤherer Untersuchung vielleicht mehr von uns fordern duͤrfte, als uns bloß mit einem muͤssigen Spiele der Einbildungskraft zu beschaͤftigen. Das Absprechen daruͤber aus einer vermeintlichen Erfahrung ist eine ganz uͤberfluͤssige Erinnerung. Hat unser

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/166>, abgerufen am 27.11.2024.