Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Waller. Sie sollen auch nicht, sagen Sie was Jhnen einfällt. Louise. Das scheint mir vortrefflich, daß man sie oben nicht ganz im Freyen sieht: der Schleyer, der über ihren Kopf geht, und einen Bogen zu ihrer Linken macht, wo er an der Hüfte aufgenommen ist, dient ihr gleichsam zur Blende. Reinhold. Der äußere Umriß wird dadurch an dieser Seite sehr einfach; an der andern tritt zwar der Kopf der Jungfrau und daneben des Kindes unmittelbar aus dem weißen Grund hervor, weiter hinunter aber geht das Gewand längs der ganzen Gestalt mit einem einzigen Schwunge bis auf die Knöchel der Füße. Louise. Der umgebende Schleyer stimmt auch mit der Bescheidenheit der Jungfrau überein. Die Kleidung verbirgt alles an ihr außer das Haupt, den Hals, die Hände und Füße; aber sie läßt sich von dem herrlichen Körper nicht trennen, der, obgleich bedeckt, sichtbar bleibt, besonders von den Schultern bis zur Mitte des Leibes, wo das rothe Kleid fest anschließt. Dann fängt der blaue Rock oder Mantel unter dem bräunlichen Schleyer an bis, wo er sich an den Füßen auseinander schlägt und eine fliegende Falte nach der linken Seite wirft, das rothe Gewand wieder zum Vorschein kommt. Waller. Jch zeichne Jhnen in Gedanken nach, aber wenn ich es nicht selbst gesehn hätte, würde es mir doch schwer werden. Waller. Sie sollen auch nicht, sagen Sie was Jhnen einfaͤllt. Louise. Das scheint mir vortrefflich, daß man sie oben nicht ganz im Freyen sieht: der Schleyer, der uͤber ihren Kopf geht, und einen Bogen zu ihrer Linken macht, wo er an der Huͤfte aufgenommen ist, dient ihr gleichsam zur Blende. Reinhold. Der aͤußere Umriß wird dadurch an dieser Seite sehr einfach; an der andern tritt zwar der Kopf der Jungfrau und daneben des Kindes unmittelbar aus dem weißen Grund hervor, weiter hinunter aber geht das Gewand laͤngs der ganzen Gestalt mit einem einzigen Schwunge bis auf die Knoͤchel der Fuͤße. Louise. Der umgebende Schleyer stimmt auch mit der Bescheidenheit der Jungfrau uͤberein. Die Kleidung verbirgt alles an ihr außer das Haupt, den Hals, die Haͤnde und Fuͤße; aber sie laͤßt sich von dem herrlichen Koͤrper nicht trennen, der, obgleich bedeckt, sichtbar bleibt, besonders von den Schultern bis zur Mitte des Leibes, wo das rothe Kleid fest anschließt. Dann faͤngt der blaue Rock oder Mantel unter dem braͤunlichen Schleyer an bis, wo er sich an den Fuͤßen auseinander schlaͤgt und eine fliegende Falte nach der linken Seite wirft, das rothe Gewand wieder zum Vorschein kommt. Waller. Jch zeichne Jhnen in Gedanken nach, aber wenn ich es nicht selbst gesehn haͤtte, wuͤrde es mir doch schwer werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0135" n="127"/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Sie sollen auch nicht, sagen Sie was Jhnen einfaͤllt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Das scheint mir vortrefflich, daß man sie oben nicht ganz im Freyen sieht: der Schleyer, der uͤber ihren Kopf geht, und einen Bogen zu ihrer Linken macht, wo er an der Huͤfte aufgenommen ist, dient ihr gleichsam zur Blende.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Reinhold</hi>. Der aͤußere Umriß wird dadurch an dieser Seite sehr einfach; an der andern tritt zwar der Kopf der Jungfrau und daneben des Kindes unmittelbar aus dem weißen Grund hervor, weiter hinunter aber geht das Gewand laͤngs der ganzen Gestalt mit einem einzigen Schwunge bis auf die Knoͤchel der Fuͤße.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Louise</hi>. Der umgebende Schleyer stimmt auch mit der Bescheidenheit der Jungfrau uͤberein. Die Kleidung verbirgt alles an ihr außer das Haupt, den Hals, die Haͤnde und Fuͤße; aber sie laͤßt sich von dem herrlichen Koͤrper nicht trennen, der, obgleich bedeckt, sichtbar bleibt, besonders von den Schultern bis zur Mitte des Leibes, wo das rothe Kleid fest anschließt. Dann faͤngt der blaue Rock oder Mantel unter dem braͤunlichen Schleyer an bis, wo er sich an den Fuͤßen auseinander schlaͤgt und eine fliegende Falte nach der linken Seite wirft, das rothe Gewand wieder zum Vorschein kommt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Waller</hi>. Jch zeichne Jhnen in Gedanken nach, aber wenn ich es nicht selbst gesehn haͤtte, wuͤrde es mir doch schwer werden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0135]
Waller. Sie sollen auch nicht, sagen Sie was Jhnen einfaͤllt.
Louise. Das scheint mir vortrefflich, daß man sie oben nicht ganz im Freyen sieht: der Schleyer, der uͤber ihren Kopf geht, und einen Bogen zu ihrer Linken macht, wo er an der Huͤfte aufgenommen ist, dient ihr gleichsam zur Blende.
Reinhold. Der aͤußere Umriß wird dadurch an dieser Seite sehr einfach; an der andern tritt zwar der Kopf der Jungfrau und daneben des Kindes unmittelbar aus dem weißen Grund hervor, weiter hinunter aber geht das Gewand laͤngs der ganzen Gestalt mit einem einzigen Schwunge bis auf die Knoͤchel der Fuͤße.
Louise. Der umgebende Schleyer stimmt auch mit der Bescheidenheit der Jungfrau uͤberein. Die Kleidung verbirgt alles an ihr außer das Haupt, den Hals, die Haͤnde und Fuͤße; aber sie laͤßt sich von dem herrlichen Koͤrper nicht trennen, der, obgleich bedeckt, sichtbar bleibt, besonders von den Schultern bis zur Mitte des Leibes, wo das rothe Kleid fest anschließt. Dann faͤngt der blaue Rock oder Mantel unter dem braͤunlichen Schleyer an bis, wo er sich an den Fuͤßen auseinander schlaͤgt und eine fliegende Falte nach der linken Seite wirft, das rothe Gewand wieder zum Vorschein kommt.
Waller. Jch zeichne Jhnen in Gedanken nach, aber wenn ich es nicht selbst gesehn haͤtte, wuͤrde es mir doch schwer werden.
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