Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.zu hart und trocken, der Körper erscheint daher mit seiner braunrothen Farbe eher hölzern, als steinern; und doch wäre das letzte noch am ersten zu ertragen gewesen. Als Bildsäule möchte der Alte immer da liegen, als wirklicher Flußgott verdirbt er eigentlich die ganze Geschichte: das Kind wird nun nicht mehr den fühllosen Wellen, sondern einem göttlichen Pflegevater anvertraut, der schlimmer seyn müßte, als er aussieht, wenn er nicht gehörige Sorge dafür tragen wollte. Auf einem Basrelief, wo das Wasser nicht, wie auf einem Gemählde ausgedrückt werden kann, läßt man sich einen solchen Flußgott zur Bezeichnung der Szene als nothwendige Lizenz gefallen: hier hat Poussin dadurch vollends sein Bild zu einem gemahlten Basrelief gemacht, dem es sich schon durch die geringe Rundung der Körper und den Mangel an Degradation der Farben nähert. Jn diesen ist die größte Einförmigkeit: die Kleidung der Mutter ist blau und roth, die Kleidung der Tochter roth und blau, und das Fleisch scheint fast aus derselben Mischung erschaffen zu seyn, welche zu dem rothen Zeuge gedient hat. Rechts sind Gebäude ohne alle Verzierungen der Griechischen Baukunst mit schlichten Mauern und Gewölben; links kommt die Prinzessin mit ihrem Gefolge ganz von weitem herzu, am Horizont sieht man ein paar grell erleuchtete Pyramiden: alles kleinlich und ohne Wirkung. Daß die Sache in Egypten vorgeht, ist also hinlänglich außer Zweifel gesetzt: aber bei allem dem kann man der gerühmten Gelehrsamkeit Poussins im zu hart und trocken, der Koͤrper erscheint daher mit seiner braunrothen Farbe eher hoͤlzern, als steinern; und doch waͤre das letzte noch am ersten zu ertragen gewesen. Als Bildsaͤule moͤchte der Alte immer da liegen, als wirklicher Flußgott verdirbt er eigentlich die ganze Geschichte: das Kind wird nun nicht mehr den fuͤhllosen Wellen, sondern einem goͤttlichen Pflegevater anvertraut, der schlimmer seyn muͤßte, als er aussieht, wenn er nicht gehoͤrige Sorge dafuͤr tragen wollte. Auf einem Basrelief, wo das Wasser nicht, wie auf einem Gemaͤhlde ausgedruͤckt werden kann, laͤßt man sich einen solchen Flußgott zur Bezeichnung der Szene als nothwendige Lizenz gefallen: hier hat Poussin dadurch vollends sein Bild zu einem gemahlten Basrelief gemacht, dem es sich schon durch die geringe Rundung der Koͤrper und den Mangel an Degradation der Farben naͤhert. Jn diesen ist die groͤßte Einfoͤrmigkeit: die Kleidung der Mutter ist blau und roth, die Kleidung der Tochter roth und blau, und das Fleisch scheint fast aus derselben Mischung erschaffen zu seyn, welche zu dem rothen Zeuge gedient hat. Rechts sind Gebaͤude ohne alle Verzierungen der Griechischen Baukunst mit schlichten Mauern und Gewoͤlben; links kommt die Prinzessin mit ihrem Gefolge ganz von weitem herzu, am Horizont sieht man ein paar grell erleuchtete Pyramiden: alles kleinlich und ohne Wirkung. Daß die Sache in Egypten vorgeht, ist also hinlaͤnglich außer Zweifel gesetzt: aber bei allem dem kann man der geruͤhmten Gelehrsamkeit Poussins im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="118"/> zu hart und trocken, der Koͤrper erscheint daher mit seiner braunrothen Farbe eher hoͤlzern, als steinern; und doch waͤre das letzte noch am ersten zu ertragen gewesen. Als Bildsaͤule moͤchte der Alte immer da liegen, als wirklicher Flußgott verdirbt er eigentlich die ganze Geschichte: das Kind wird nun nicht mehr den fuͤhllosen Wellen, sondern einem goͤttlichen Pflegevater anvertraut, der schlimmer seyn muͤßte, als er aussieht, wenn er nicht gehoͤrige Sorge dafuͤr tragen wollte. Auf einem Basrelief, wo das Wasser nicht, wie auf einem Gemaͤhlde ausgedruͤckt werden kann, laͤßt man sich einen solchen Flußgott zur Bezeichnung der Szene als nothwendige Lizenz gefallen: hier hat Poussin dadurch vollends sein Bild zu einem gemahlten Basrelief gemacht, dem es sich schon durch die geringe Rundung der Koͤrper und den Mangel an Degradation der Farben naͤhert. Jn diesen ist die groͤßte Einfoͤrmigkeit: die Kleidung der Mutter ist blau und roth, die Kleidung der Tochter roth und blau, und das Fleisch scheint fast aus derselben Mischung erschaffen zu seyn, welche zu dem rothen Zeuge gedient hat. Rechts sind Gebaͤude ohne alle Verzierungen der Griechischen Baukunst mit schlichten Mauern und Gewoͤlben; links kommt die Prinzessin mit ihrem Gefolge ganz von weitem herzu, am Horizont sieht man ein paar grell erleuchtete Pyramiden: alles kleinlich und ohne Wirkung.</p><lb/> <p>Daß die Sache in Egypten vorgeht, ist also hinlaͤnglich außer Zweifel gesetzt: aber bei allem dem kann man der geruͤhmten Gelehrsamkeit Poussins im </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0126]
zu hart und trocken, der Koͤrper erscheint daher mit seiner braunrothen Farbe eher hoͤlzern, als steinern; und doch waͤre das letzte noch am ersten zu ertragen gewesen. Als Bildsaͤule moͤchte der Alte immer da liegen, als wirklicher Flußgott verdirbt er eigentlich die ganze Geschichte: das Kind wird nun nicht mehr den fuͤhllosen Wellen, sondern einem goͤttlichen Pflegevater anvertraut, der schlimmer seyn muͤßte, als er aussieht, wenn er nicht gehoͤrige Sorge dafuͤr tragen wollte. Auf einem Basrelief, wo das Wasser nicht, wie auf einem Gemaͤhlde ausgedruͤckt werden kann, laͤßt man sich einen solchen Flußgott zur Bezeichnung der Szene als nothwendige Lizenz gefallen: hier hat Poussin dadurch vollends sein Bild zu einem gemahlten Basrelief gemacht, dem es sich schon durch die geringe Rundung der Koͤrper und den Mangel an Degradation der Farben naͤhert. Jn diesen ist die groͤßte Einfoͤrmigkeit: die Kleidung der Mutter ist blau und roth, die Kleidung der Tochter roth und blau, und das Fleisch scheint fast aus derselben Mischung erschaffen zu seyn, welche zu dem rothen Zeuge gedient hat. Rechts sind Gebaͤude ohne alle Verzierungen der Griechischen Baukunst mit schlichten Mauern und Gewoͤlben; links kommt die Prinzessin mit ihrem Gefolge ganz von weitem herzu, am Horizont sieht man ein paar grell erleuchtete Pyramiden: alles kleinlich und ohne Wirkung.
Daß die Sache in Egypten vorgeht, ist also hinlaͤnglich außer Zweifel gesetzt: aber bei allem dem kann man der geruͤhmten Gelehrsamkeit Poussins im
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |