Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.und im symbolischen Sinne, weniger schweigst, und dann und wann auch in göttlichen Schriften mit Andacht liesest, nicht bloß andere für Dich lesen und Dir erzählen läßt. Besonders aber mußt Du die Worte heiliger halten als bisher. Sonst stünde es schlimm um mich. Denn freylich kann ich Dir nichts geben, und muß mir ausdrücklich bedingen, daß Du nicht mehr von mir erwartest als Worte, Ausdrücke für das was Du längst fühltest und wußtest, nur nicht so klar und geordnet. Vielleicht thätest Du gut, von der Philosophie selbst auch nicht mehr zu erwarten als eine Stimme, Sprache und Grammatik für den Jnstinct der Göttlichkeit, der ihr Keim und wenn man auf das Wesentliche sieht, sie selbst ist. Sey es eine Einrichtung der Natur, oder eine Künsteley der Menschen; genug, es ist nun einmal so: das Weib ist ein häusliches Wesen. Du wunderst Dich gewiß, daß auch ich in den allgemeinen Choral jener Häuslichkeit einstimme, die in unsern Büchern immer häufiger wird, je seltner man sie in den Familien antrifft. Du wirst denken, das sey einmal wieder eine von den Paradoxien, die des Seltsamen überdrüssig endlich zu der gröbsten Gemeinheit und nächsten Plattheit zurückzukehren pflegen. Du hättest vollkommen Recht, wenn ich von der Bestimmung der Frauen redete. Diese halte ich aber der Häuslichkeit grade entgegengesetzt; wenn Du unter Bestimmung mit mir den Weg verstehen willst, nicht den wir von selbst gehen oder gehen möchten, sondern den, auf welchen und im symbolischen Sinne, weniger schweigst, und dann und wann auch in goͤttlichen Schriften mit Andacht liesest, nicht bloß andere fuͤr Dich lesen und Dir erzaͤhlen laͤßt. Besonders aber mußt Du die Worte heiliger halten als bisher. Sonst stuͤnde es schlimm um mich. Denn freylich kann ich Dir nichts geben, und muß mir ausdruͤcklich bedingen, daß Du nicht mehr von mir erwartest als Worte, Ausdruͤcke fuͤr das was Du laͤngst fuͤhltest und wußtest, nur nicht so klar und geordnet. Vielleicht thaͤtest Du gut, von der Philosophie selbst auch nicht mehr zu erwarten als eine Stimme, Sprache und Grammatik fuͤr den Jnstinct der Goͤttlichkeit, der ihr Keim und wenn man auf das Wesentliche sieht, sie selbst ist. Sey es eine Einrichtung der Natur, oder eine Kuͤnsteley der Menschen; genug, es ist nun einmal so: das Weib ist ein haͤusliches Wesen. Du wunderst Dich gewiß, daß auch ich in den allgemeinen Choral jener Haͤuslichkeit einstimme, die in unsern Buͤchern immer haͤufiger wird, je seltner man sie in den Familien antrifft. Du wirst denken, das sey einmal wieder eine von den Paradoxien, die des Seltsamen uͤberdruͤssig endlich zu der groͤbsten Gemeinheit und naͤchsten Plattheit zuruͤckzukehren pflegen. Du haͤttest vollkommen Recht, wenn ich von der Bestimmung der Frauen redete. Diese halte ich aber der Haͤuslichkeit grade entgegengesetzt; wenn Du unter Bestimmung mit mir den Weg verstehen willst, nicht den wir von selbst gehen oder gehen moͤchten, sondern den, auf welchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0012" n="4"/> und im symbolischen Sinne, weniger schweigst, und dann und wann auch in goͤttlichen Schriften mit Andacht liesest, nicht bloß andere fuͤr Dich lesen und Dir erzaͤhlen laͤßt. Besonders aber mußt Du die Worte heiliger halten als bisher. Sonst stuͤnde es schlimm um mich. Denn freylich kann ich Dir nichts geben, und muß mir ausdruͤcklich bedingen, daß Du nicht mehr von mir erwartest als <hi rendition="#g">Worte</hi>, Ausdruͤcke fuͤr das was Du laͤngst fuͤhltest und wußtest, nur nicht so klar und geordnet. Vielleicht thaͤtest Du gut, von der Philosophie selbst auch nicht mehr zu erwarten als eine Stimme, Sprache und Grammatik fuͤr den Jnstinct der Goͤttlichkeit, der ihr Keim und wenn man auf das Wesentliche sieht, sie selbst ist.</p><lb/> <p>Sey es eine Einrichtung der Natur, oder eine Kuͤnsteley der Menschen; genug, es ist nun einmal so: das Weib ist ein <hi rendition="#g">haͤusliches</hi> Wesen. Du wunderst Dich gewiß, daß auch ich in den allgemeinen Choral jener Haͤuslichkeit einstimme, die in unsern Buͤchern immer haͤufiger wird, je seltner man sie in den Familien antrifft. Du wirst denken, das sey einmal wieder eine von den Paradoxien, die des Seltsamen uͤberdruͤssig endlich zu der groͤbsten Gemeinheit und naͤchsten Plattheit zuruͤckzukehren pflegen. Du haͤttest vollkommen Recht, wenn ich von der <hi rendition="#g">Bestimmung</hi> der Frauen redete. Diese halte ich aber der Haͤuslichkeit grade entgegengesetzt; wenn Du unter Bestimmung mit mir den Weg verstehen willst, nicht den wir von selbst gehen oder gehen moͤchten, sondern den, auf welchen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0012]
und im symbolischen Sinne, weniger schweigst, und dann und wann auch in goͤttlichen Schriften mit Andacht liesest, nicht bloß andere fuͤr Dich lesen und Dir erzaͤhlen laͤßt. Besonders aber mußt Du die Worte heiliger halten als bisher. Sonst stuͤnde es schlimm um mich. Denn freylich kann ich Dir nichts geben, und muß mir ausdruͤcklich bedingen, daß Du nicht mehr von mir erwartest als Worte, Ausdruͤcke fuͤr das was Du laͤngst fuͤhltest und wußtest, nur nicht so klar und geordnet. Vielleicht thaͤtest Du gut, von der Philosophie selbst auch nicht mehr zu erwarten als eine Stimme, Sprache und Grammatik fuͤr den Jnstinct der Goͤttlichkeit, der ihr Keim und wenn man auf das Wesentliche sieht, sie selbst ist.
Sey es eine Einrichtung der Natur, oder eine Kuͤnsteley der Menschen; genug, es ist nun einmal so: das Weib ist ein haͤusliches Wesen. Du wunderst Dich gewiß, daß auch ich in den allgemeinen Choral jener Haͤuslichkeit einstimme, die in unsern Buͤchern immer haͤufiger wird, je seltner man sie in den Familien antrifft. Du wirst denken, das sey einmal wieder eine von den Paradoxien, die des Seltsamen uͤberdruͤssig endlich zu der groͤbsten Gemeinheit und naͤchsten Plattheit zuruͤckzukehren pflegen. Du haͤttest vollkommen Recht, wenn ich von der Bestimmung der Frauen redete. Diese halte ich aber der Haͤuslichkeit grade entgegengesetzt; wenn Du unter Bestimmung mit mir den Weg verstehen willst, nicht den wir von selbst gehen oder gehen moͤchten, sondern den, auf welchen
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