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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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mit dem Bruder ihres Mannes beleidigt hat; kein Weib von kleinen rachsüchtigen Leidenschaften zwar, sondern eine Königin, die traurend und verachtend das nothwendige Opfer empfangen hat.

Waller. Für eine Kopie ist dieß Gemählde wenigstens nicht zu halten, wenn es auch nur von einem Schüler des Leonardo herrühren sollte. Jn einer andern Herodias im Palast Barbarini, hat er ganz die leichtsinnigste Gefühllosigkeit abgebildet. Vielleicht ist diese hier dieselbe, welche nach der Angabe seines Biographen Dufresne der Kardinal Richelieu besaß. Jch bin mit Jhnen über den ungewöhnlichen Sinn einverstanden, in welchem sie dargestellt ist. Der Charakter des Mannes, welchen das Bildniß vorstellt, haben Sie vermuthlich zu günstig gefaßt. Jst es ein Herzog von Mailand, wie die Angaben lauten*), so kann Leonardo

*) Jn den gangbaren Verzeichnissen nämlich. Jn dem Recueil d'Estampes des principanx tableaux de la Galerie de Dresde wird gesagt: in dem Jnventarium der Galerie von Modena habe sich über die Person weiter keine Nachricht gefunden, es werde bloß als das Bildniß eines alten Mannes angegeben; nach einer leichten Aehnlichkeit hätten einige Franz den ersten darin zu erkennen geglaubt, eine Meynung, der schon die Chronologie widerspreche, weil Leonardo den König nur jung gekannt; da das Gemählde aus seiner besten Zeit sey, wo er in Mailand gearbeitet habe, so möchte es Francesco Sforza, oder ein andrer Fürst aus seinem Hause seyn. Doch wird dieß für eine bloße Vermuthung ausgegeben. Francesko Sforza der erste Herzog aus dieser Familie, starb schon im Jahr 1466, wo Leonardo noch ein ganz junger Mann war; und in so fern widerspricht also die Geschichte. Der

mit dem Bruder ihres Mannes beleidigt hat; kein Weib von kleinen rachsuͤchtigen Leidenschaften zwar, sondern eine Koͤnigin, die traurend und verachtend das nothwendige Opfer empfangen hat.

Waller. Fuͤr eine Kopie ist dieß Gemaͤhlde wenigstens nicht zu halten, wenn es auch nur von einem Schuͤler des Leonardo herruͤhren sollte. Jn einer andern Herodias im Palast Barbarini, hat er ganz die leichtsinnigste Gefuͤhllosigkeit abgebildet. Vielleicht ist diese hier dieselbe, welche nach der Angabe seines Biographen Dufresne der Kardinal Richelieu besaß. Jch bin mit Jhnen uͤber den ungewoͤhnlichen Sinn einverstanden, in welchem sie dargestellt ist. Der Charakter des Mannes, welchen das Bildniß vorstellt, haben Sie vermuthlich zu guͤnstig gefaßt. Jst es ein Herzog von Mailand, wie die Angaben lauten*), so kann Leonardo

*) Jn den gangbaren Verzeichnissen naͤmlich. Jn dem Recueil d'Estampes des principanx tableaux de la Galerie de Dresde wird gesagt: in dem Jnventarium der Galerie von Modena habe sich uͤber die Person weiter keine Nachricht gefunden, es werde bloß als das Bildniß eines alten Mannes angegeben; nach einer leichten Aehnlichkeit haͤtten einige Franz den ersten darin zu erkennen geglaubt, eine Meynung, der schon die Chronologie widerspreche, weil Leonardo den Koͤnig nur jung gekannt; da das Gemaͤhlde aus seiner besten Zeit sey, wo er in Mailand gearbeitet habe, so moͤchte es Francesco Sforza, oder ein andrer Fuͤrst aus seinem Hause seyn. Doch wird dieß fuͤr eine bloße Vermuthung ausgegeben. Francesko Sforza der erste Herzog aus dieser Familie, starb schon im Jahr 1466, wo Leonardo noch ein ganz junger Mann war; und in so fern widerspricht also die Geschichte. Der
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[101/0109] mit dem Bruder ihres Mannes beleidigt hat; kein Weib von kleinen rachsuͤchtigen Leidenschaften zwar, sondern eine Koͤnigin, die traurend und verachtend das nothwendige Opfer empfangen hat. Waller. Fuͤr eine Kopie ist dieß Gemaͤhlde wenigstens nicht zu halten, wenn es auch nur von einem Schuͤler des Leonardo herruͤhren sollte. Jn einer andern Herodias im Palast Barbarini, hat er ganz die leichtsinnigste Gefuͤhllosigkeit abgebildet. Vielleicht ist diese hier dieselbe, welche nach der Angabe seines Biographen Dufresne der Kardinal Richelieu besaß. Jch bin mit Jhnen uͤber den ungewoͤhnlichen Sinn einverstanden, in welchem sie dargestellt ist. Der Charakter des Mannes, welchen das Bildniß vorstellt, haben Sie vermuthlich zu guͤnstig gefaßt. Jst es ein Herzog von Mailand, wie die Angaben lauten *), so kann Leonardo *) Jn den gangbaren Verzeichnissen naͤmlich. Jn dem Recueil d'Estampes des principanx tableaux de la Galerie de Dresde wird gesagt: in dem Jnventarium der Galerie von Modena habe sich uͤber die Person weiter keine Nachricht gefunden, es werde bloß als das Bildniß eines alten Mannes angegeben; nach einer leichten Aehnlichkeit haͤtten einige Franz den ersten darin zu erkennen geglaubt, eine Meynung, der schon die Chronologie widerspreche, weil Leonardo den Koͤnig nur jung gekannt; da das Gemaͤhlde aus seiner besten Zeit sey, wo er in Mailand gearbeitet habe, so moͤchte es Francesco Sforza, oder ein andrer Fuͤrst aus seinem Hause seyn. Doch wird dieß fuͤr eine bloße Vermuthung ausgegeben. Francesko Sforza der erste Herzog aus dieser Familie, starb schon im Jahr 1466, wo Leonardo noch ein ganz junger Mann war; und in so fern widerspricht also die Geschichte. Der

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/109>, abgerufen am 12.12.2024.