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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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fällt aber in schweren seidnen Ringeln zur Linken zwischen Arm und Brust herunter; ein Theil davon wirft einen Schatten auf den Arm: alles in sorgfältiger Nachlässigkeit. Das Gesicht ist lieblich in seinem verkürzten Profil, nur ein wenig leer; eine tiefe Regung hat es niemals getrübt. Die Sündlichkeit scheint oberflächlich, und die Bekehrung vielleicht vergeblich. Wovon sollte sie sich auch bekehren? Von dem unschuldigen Wohlgefallen an sich selber? Sie fährt fort zu sündigen: der Todtenkopf ist zwar da, aber es sprießen Blumen an ihm auf, und die Grotte wird bald ihr Putzgemach werden. Jhre ganze Stellung ist die einer Narcissa, welche sich im Bache spiegelt.

Diese beyden Bilder sind in Lebensgröße. Correggio's Magdalena hat nur einen Fuß in der Höhe und gegen anderthalb in der Breite, allein er hat wohl nie etwas in einem größeren Style gemahlt, schon was das bloße Machwerk betrifft. Und außerdem hat er ihr nicht Anmuth allein gegeben: nein, sie ist die eigentlich schöne Seele, die der zufällige Jrrthum früher Jugendzeit nicht hat entstellen können. Unbekümmert liegt sie im tiefen Gebüsch, wahrhaft einsam, keine andre Gegenwart ahndend, als den Gegenstand ihrer ernstlichen Betrachtungen. Die Richtung ihres Körpers ist die nämliche, wie auf dem vorhergehenden Bilde, nur daß sie geradezu auf dem Leibe ruht; das Licht fällt ebenfalls von der Linken auf ihr blondes Haupt, jedoch nicht blendend: sie ist ganz wie in der Obhut sanfter Schatten. Mit dem rechten Arme stützt sie den Kopf, die Hand greift in das weiche

faͤllt aber in schweren seidnen Ringeln zur Linken zwischen Arm und Brust herunter; ein Theil davon wirft einen Schatten auf den Arm: alles in sorgfaͤltiger Nachlaͤssigkeit. Das Gesicht ist lieblich in seinem verkuͤrzten Profil, nur ein wenig leer; eine tiefe Regung hat es niemals getruͤbt. Die Suͤndlichkeit scheint oberflaͤchlich, und die Bekehrung vielleicht vergeblich. Wovon sollte sie sich auch bekehren? Von dem unschuldigen Wohlgefallen an sich selber? Sie faͤhrt fort zu suͤndigen: der Todtenkopf ist zwar da, aber es sprießen Blumen an ihm auf, und die Grotte wird bald ihr Putzgemach werden. Jhre ganze Stellung ist die einer Narcissa, welche sich im Bache spiegelt.

Diese beyden Bilder sind in Lebensgroͤße. Correggio's Magdalena hat nur einen Fuß in der Hoͤhe und gegen anderthalb in der Breite, allein er hat wohl nie etwas in einem groͤßeren Style gemahlt, schon was das bloße Machwerk betrifft. Und außerdem hat er ihr nicht Anmuth allein gegeben: nein, sie ist die eigentlich schoͤne Seele, die der zufaͤllige Jrrthum fruͤher Jugendzeit nicht hat entstellen koͤnnen. Unbekuͤmmert liegt sie im tiefen Gebuͤsch, wahrhaft einsam, keine andre Gegenwart ahndend, als den Gegenstand ihrer ernstlichen Betrachtungen. Die Richtung ihres Koͤrpers ist die naͤmliche, wie auf dem vorhergehenden Bilde, nur daß sie geradezu auf dem Leibe ruht; das Licht faͤllt ebenfalls von der Linken auf ihr blondes Haupt, jedoch nicht blendend: sie ist ganz wie in der Obhut sanfter Schatten. Mit dem rechten Arme stuͤtzt sie den Kopf, die Hand greift in das weiche

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[92/0100] faͤllt aber in schweren seidnen Ringeln zur Linken zwischen Arm und Brust herunter; ein Theil davon wirft einen Schatten auf den Arm: alles in sorgfaͤltiger Nachlaͤssigkeit. Das Gesicht ist lieblich in seinem verkuͤrzten Profil, nur ein wenig leer; eine tiefe Regung hat es niemals getruͤbt. Die Suͤndlichkeit scheint oberflaͤchlich, und die Bekehrung vielleicht vergeblich. Wovon sollte sie sich auch bekehren? Von dem unschuldigen Wohlgefallen an sich selber? Sie faͤhrt fort zu suͤndigen: der Todtenkopf ist zwar da, aber es sprießen Blumen an ihm auf, und die Grotte wird bald ihr Putzgemach werden. Jhre ganze Stellung ist die einer Narcissa, welche sich im Bache spiegelt. Diese beyden Bilder sind in Lebensgroͤße. Correggio's Magdalena hat nur einen Fuß in der Hoͤhe und gegen anderthalb in der Breite, allein er hat wohl nie etwas in einem groͤßeren Style gemahlt, schon was das bloße Machwerk betrifft. Und außerdem hat er ihr nicht Anmuth allein gegeben: nein, sie ist die eigentlich schoͤne Seele, die der zufaͤllige Jrrthum fruͤher Jugendzeit nicht hat entstellen koͤnnen. Unbekuͤmmert liegt sie im tiefen Gebuͤsch, wahrhaft einsam, keine andre Gegenwart ahndend, als den Gegenstand ihrer ernstlichen Betrachtungen. Die Richtung ihres Koͤrpers ist die naͤmliche, wie auf dem vorhergehenden Bilde, nur daß sie geradezu auf dem Leibe ruht; das Licht faͤllt ebenfalls von der Linken auf ihr blondes Haupt, jedoch nicht blendend: sie ist ganz wie in der Obhut sanfter Schatten. Mit dem rechten Arme stuͤtzt sie den Kopf, die Hand greift in das weiche

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/100>, abgerufen am 25.11.2024.