Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

häuft sich in konzentrischen Schwingungen das Beste aller Naturen.



Der Deutsche ist lange das Hänschen gewesen. Er dürfte aber wohl bald der Hans aller Hänse werden. Es geht ihm, wie es vielen dummen Kindern gehn soll: er wird leben und klug seyn, wenn seine frühklugen Geschwister längst vermodert sind, und er nun allein Herr im Hause ist.



Das beste an den Wissenschaften ist ihr philosophisches Jngrediens, wie das Leben am organischen Körper. Man dephilosophire die Wissenschaften: was bleibt übrig? Erde, Luft und Wasser.



Menschheit ist eine humoristische Rolle.



Unsere alte Nazionalität, war, wie mich dünkt, ächt römisch. Natürlich, weil wir auf eben dem Wege wie die Römer entstanden; und so wäre der Name, römisches Reich, warlich ein artiger, sinnreicher Zufall. Deutschland ist Rom, als Land. Ein Land ist ein großer Ort mit seinen Gärten. Das Kapitol ließe sich vielleicht nach dem Gänsegeschrey vor den Galliern bestimmen. Die instinktartige Universalpolitik und Tendenz der Römer liegt auch im Deutschen Volk. Das Beste, was die Franzosen in der Revoluzion gewonnen haben, ist eine Porzion Deutschheit.



haͤuft sich in konzentrischen Schwingungen das Beste aller Naturen.



Der Deutsche ist lange das Haͤnschen gewesen. Er duͤrfte aber wohl bald der Hans aller Haͤnse werden. Es geht ihm, wie es vielen dummen Kindern gehn soll: er wird leben und klug seyn, wenn seine fruͤhklugen Geschwister laͤngst vermodert sind, und er nun allein Herr im Hause ist.



Das beste an den Wissenschaften ist ihr philosophisches Jngrediens, wie das Leben am organischen Koͤrper. Man dephilosophire die Wissenschaften: was bleibt uͤbrig? Erde, Luft und Wasser.



Menschheit ist eine humoristische Rolle.



Unsere alte Nazionalitaͤt, war, wie mich duͤnkt, aͤcht roͤmisch. Natuͤrlich, weil wir auf eben dem Wege wie die Roͤmer entstanden; und so waͤre der Name, roͤmisches Reich, warlich ein artiger, sinnreicher Zufall. Deutschland ist Rom, als Land. Ein Land ist ein großer Ort mit seinen Gaͤrten. Das Kapitol ließe sich vielleicht nach dem Gaͤnsegeschrey vor den Galliern bestimmen. Die instinktartige Universalpolitik und Tendenz der Roͤmer liegt auch im Deutschen Volk. Das Beste, was die Franzosen in der Revoluzion gewonnen haben, ist eine Porzion Deutschheit.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="87"/>
ha&#x0364;uft sich in konzentrischen Schwingungen das Beste aller Naturen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Der Deutsche ist lange das Ha&#x0364;nschen gewesen. Er du&#x0364;rfte aber wohl bald der Hans aller Ha&#x0364;nse werden. Es geht ihm, wie es vielen dummen Kindern gehn soll: er wird leben und klug seyn, wenn seine fru&#x0364;hklugen Geschwister la&#x0364;ngst vermodert sind, und er nun allein Herr im Hause ist.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Das beste an den Wissenschaften ist ihr philosophisches Jngrediens, wie das Leben am organischen Ko&#x0364;rper. Man dephilosophire die Wissenschaften: was bleibt u&#x0364;brig? Erde, Luft und Wasser.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Menschheit ist eine humoristische Rolle.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Unsere alte Nazionalita&#x0364;t, war, wie mich du&#x0364;nkt, a&#x0364;cht ro&#x0364;misch. Natu&#x0364;rlich, weil wir auf eben dem Wege wie die Ro&#x0364;mer entstanden; und so wa&#x0364;re der Name, ro&#x0364;misches Reich, warlich ein artiger, sinnreicher Zufall. Deutschland ist Rom, als Land. Ein Land ist ein großer Ort mit seinen Ga&#x0364;rten. Das Kapitol ließe sich vielleicht nach dem Ga&#x0364;nsegeschrey vor den Galliern bestimmen. Die instinktartige Universalpolitik und Tendenz der Ro&#x0364;mer liegt auch im Deutschen Volk. Das Beste, was die Franzosen in der Revoluzion gewonnen haben, ist eine Porzion Deutschheit.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0098] haͤuft sich in konzentrischen Schwingungen das Beste aller Naturen. Der Deutsche ist lange das Haͤnschen gewesen. Er duͤrfte aber wohl bald der Hans aller Haͤnse werden. Es geht ihm, wie es vielen dummen Kindern gehn soll: er wird leben und klug seyn, wenn seine fruͤhklugen Geschwister laͤngst vermodert sind, und er nun allein Herr im Hause ist. Das beste an den Wissenschaften ist ihr philosophisches Jngrediens, wie das Leben am organischen Koͤrper. Man dephilosophire die Wissenschaften: was bleibt uͤbrig? Erde, Luft und Wasser. Menschheit ist eine humoristische Rolle. Unsere alte Nazionalitaͤt, war, wie mich duͤnkt, aͤcht roͤmisch. Natuͤrlich, weil wir auf eben dem Wege wie die Roͤmer entstanden; und so waͤre der Name, roͤmisches Reich, warlich ein artiger, sinnreicher Zufall. Deutschland ist Rom, als Land. Ein Land ist ein großer Ort mit seinen Gaͤrten. Das Kapitol ließe sich vielleicht nach dem Gaͤnsegeschrey vor den Galliern bestimmen. Die instinktartige Universalpolitik und Tendenz der Roͤmer liegt auch im Deutschen Volk. Das Beste, was die Franzosen in der Revoluzion gewonnen haben, ist eine Porzion Deutschheit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/98
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/98>, abgerufen am 22.11.2024.