Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.an. Freylich weiß sie nichts von einer gewissen halben Delikatesse, und zeigt daher die viehischen Lüste der Satyrn ohne alle Verhüllung. Jedes Ding muß in seiner Art bleiben. Diese unbezähmbaren Naturen waren schon durch ihre Gestalt aus der Menschheit hinausgestoßen. Eben so war es vielleicht nicht bloß ein sinnliches, sondern ein sittliches Raffinement, das die Hermaphroditen erschuf. Da die Wollust einmal auf diesen Abweg gerathen war, so dichtete man eigne ursprünglich dazu bestimmte Geschöpfe. Rubens Anordnung ist oft dithyrambisch, während die Gestalten träge und auseinander geschwommen bleiben. Das Feuer seines Geistes kämpft mit der klimatischen Schwerfälligkeit. Wenn in seinen Gemählden mehr innre Harmonie seyn sollte, mußte er weniger Schwungkraft haben, oder kein Flamänder seyn. Sich eine Gemähldeausstellung von einem Diderot beschreiben lassen, ist ein wahrhaft kaiserlicher Luxus. Hogarth hat die Häßlichkeit gemahlt, und über die Schönheit geschrieben. Peter Laar's Bambocciaten sind Niederländische Kolonisten in Jtalien. Das heißere Klima scheint ihr Kolorit gebräunt, Charakter und Ausdruck aber durch rüstigere Kraft veredelt zu haben. an. Freylich weiß sie nichts von einer gewissen halben Delikatesse, und zeigt daher die viehischen Luͤste der Satyrn ohne alle Verhuͤllung. Jedes Ding muß in seiner Art bleiben. Diese unbezaͤhmbaren Naturen waren schon durch ihre Gestalt aus der Menschheit hinausgestoßen. Eben so war es vielleicht nicht bloß ein sinnliches, sondern ein sittliches Raffinement, das die Hermaphroditen erschuf. Da die Wollust einmal auf diesen Abweg gerathen war, so dichtete man eigne urspruͤnglich dazu bestimmte Geschoͤpfe. Rubens Anordnung ist oft dithyrambisch, waͤhrend die Gestalten traͤge und auseinander geschwommen bleiben. Das Feuer seines Geistes kaͤmpft mit der klimatischen Schwerfaͤlligkeit. Wenn in seinen Gemaͤhlden mehr innre Harmonie seyn sollte, mußte er weniger Schwungkraft haben, oder kein Flamaͤnder seyn. Sich eine Gemaͤhldeausstellung von einem Diderot beschreiben lassen, ist ein wahrhaft kaiserlicher Luxus. Hogarth hat die Haͤßlichkeit gemahlt, und uͤber die Schoͤnheit geschrieben. Peter Laar's Bambocciaten sind Niederlaͤndische Kolonisten in Jtalien. Das heißere Klima scheint ihr Kolorit gebraͤunt, Charakter und Ausdruck aber durch ruͤstigere Kraft veredelt zu haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="47"/> an. Freylich weiß sie nichts von einer gewissen halben Delikatesse, und zeigt daher die viehischen Luͤste der Satyrn ohne alle Verhuͤllung. Jedes Ding muß in seiner Art bleiben. Diese unbezaͤhmbaren Naturen waren schon durch ihre Gestalt aus der Menschheit hinausgestoßen. Eben so war es vielleicht nicht bloß ein sinnliches, sondern ein sittliches Raffinement, das die Hermaphroditen erschuf. Da die Wollust einmal auf diesen Abweg gerathen war, so dichtete man eigne urspruͤnglich dazu bestimmte Geschoͤpfe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Rubens Anordnung ist oft dithyrambisch, waͤhrend die Gestalten traͤge und auseinander geschwommen bleiben. Das Feuer seines Geistes kaͤmpft mit der klimatischen Schwerfaͤlligkeit. Wenn in seinen Gemaͤhlden mehr innre Harmonie seyn sollte, mußte er weniger Schwungkraft haben, oder kein Flamaͤnder seyn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Sich eine Gemaͤhldeausstellung von einem Diderot beschreiben lassen, ist ein wahrhaft kaiserlicher Luxus.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Hogarth hat die Haͤßlichkeit gemahlt, und uͤber die Schoͤnheit geschrieben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Peter Laar's Bambocciaten sind Niederlaͤndische Kolonisten in Jtalien. Das heißere Klima scheint ihr Kolorit gebraͤunt, Charakter und Ausdruck aber durch ruͤstigere Kraft veredelt zu haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0236]
an. Freylich weiß sie nichts von einer gewissen halben Delikatesse, und zeigt daher die viehischen Luͤste der Satyrn ohne alle Verhuͤllung. Jedes Ding muß in seiner Art bleiben. Diese unbezaͤhmbaren Naturen waren schon durch ihre Gestalt aus der Menschheit hinausgestoßen. Eben so war es vielleicht nicht bloß ein sinnliches, sondern ein sittliches Raffinement, das die Hermaphroditen erschuf. Da die Wollust einmal auf diesen Abweg gerathen war, so dichtete man eigne urspruͤnglich dazu bestimmte Geschoͤpfe.
Rubens Anordnung ist oft dithyrambisch, waͤhrend die Gestalten traͤge und auseinander geschwommen bleiben. Das Feuer seines Geistes kaͤmpft mit der klimatischen Schwerfaͤlligkeit. Wenn in seinen Gemaͤhlden mehr innre Harmonie seyn sollte, mußte er weniger Schwungkraft haben, oder kein Flamaͤnder seyn.
Sich eine Gemaͤhldeausstellung von einem Diderot beschreiben lassen, ist ein wahrhaft kaiserlicher Luxus.
Hogarth hat die Haͤßlichkeit gemahlt, und uͤber die Schoͤnheit geschrieben.
Peter Laar's Bambocciaten sind Niederlaͤndische Kolonisten in Jtalien. Das heißere Klima scheint ihr Kolorit gebraͤunt, Charakter und Ausdruck aber durch ruͤstigere Kraft veredelt zu haben.
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