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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Als Dichter betrachtet, ist Homer sehr sittlich, weil er so natürlich, und doch so poetisch ist. Als Sittenlehrer aber, wie ihn die Alten trotz den Protestazionen der älteren und bessern Philosophen häufig betrachteten, ist er eben darum sehr unsittlich.



Wie der Roman die ganze moderne Poesie, so tingirt auch die Satire, die durch alle Umgestaltungen, bey den Römern doch immer eine klassische Universalpoesie, eine Gesellschaftspoesie aus und für den Mittelpunkt des gebildeten Weltalls blieb, die ganze römische Poesie, ja die gesammte römische Litteratur, und giebt darin gleichsam den Ton an. Um Sinn zu haben für das, was in der Prosa eines Cicero, Caesar, Suetonius das urbanste, das originalste und das schönste ist, muß man die Horazischen Satiren schon lange geliebt und verstanden haben. Das sind die ewigen Urquellen der Urbanität.



Klassisch zu leben, und das Alterthum praktisch in sich zu realisiren, ist der Gipfel und das Ziel der Philologie. Sollte dies ohne allen Cynismus möglich seyn?



Die größte aller Antithesen, die es je gegeben hat, ist Caesar und Cato. Sallust hat sie nicht unwürdig dargestellt.



Der systematische Winkelmann, der alle Alten gleichsam wie Einen Autor las, alles im Ganzen sah,

Als Dichter betrachtet, ist Homer sehr sittlich, weil er so natuͤrlich, und doch so poetisch ist. Als Sittenlehrer aber, wie ihn die Alten trotz den Protestazionen der aͤlteren und bessern Philosophen haͤufig betrachteten, ist er eben darum sehr unsittlich.



Wie der Roman die ganze moderne Poesie, so tingirt auch die Satire, die durch alle Umgestaltungen, bey den Roͤmern doch immer eine klassische Universalpoesie, eine Gesellschaftspoesie aus und fuͤr den Mittelpunkt des gebildeten Weltalls blieb, die ganze roͤmische Poesie, ja die gesammte roͤmische Litteratur, und giebt darin gleichsam den Ton an. Um Sinn zu haben fuͤr das, was in der Prosa eines Cicero, Caesar, Suetonius das urbanste, das originalste und das schoͤnste ist, muß man die Horazischen Satiren schon lange geliebt und verstanden haben. Das sind die ewigen Urquellen der Urbanitaͤt.



Klassisch zu leben, und das Alterthum praktisch in sich zu realisiren, ist der Gipfel und das Ziel der Philologie. Sollte dies ohne allen Cynismus moͤglich seyn?



Die groͤßte aller Antithesen, die es je gegeben hat, ist Caesar und Cato. Sallust hat sie nicht unwuͤrdig dargestellt.



Der systematische Winkelmann, der alle Alten gleichsam wie Einen Autor las, alles im Ganzen sah,

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[38/0227] Als Dichter betrachtet, ist Homer sehr sittlich, weil er so natuͤrlich, und doch so poetisch ist. Als Sittenlehrer aber, wie ihn die Alten trotz den Protestazionen der aͤlteren und bessern Philosophen haͤufig betrachteten, ist er eben darum sehr unsittlich. Wie der Roman die ganze moderne Poesie, so tingirt auch die Satire, die durch alle Umgestaltungen, bey den Roͤmern doch immer eine klassische Universalpoesie, eine Gesellschaftspoesie aus und fuͤr den Mittelpunkt des gebildeten Weltalls blieb, die ganze roͤmische Poesie, ja die gesammte roͤmische Litteratur, und giebt darin gleichsam den Ton an. Um Sinn zu haben fuͤr das, was in der Prosa eines Cicero, Caesar, Suetonius das urbanste, das originalste und das schoͤnste ist, muß man die Horazischen Satiren schon lange geliebt und verstanden haben. Das sind die ewigen Urquellen der Urbanitaͤt. Klassisch zu leben, und das Alterthum praktisch in sich zu realisiren, ist der Gipfel und das Ziel der Philologie. Sollte dies ohne allen Cynismus moͤglich seyn? Die groͤßte aller Antithesen, die es je gegeben hat, ist Caesar und Cato. Sallust hat sie nicht unwuͤrdig dargestellt. Der systematische Winkelmann, der alle Alten gleichsam wie Einen Autor las, alles im Ganzen sah,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/227>, abgerufen am 25.11.2024.