Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Evangelisten, lautet: Kants Philosophie soll mit sich selbst übereinstimmen. Schön ist, was zugleich reizend und erhaben ist. Es giebt eine Mikrologie, und einen Glauben an Autorität, die Charakterzüge der Größe sind. Das ist die vollendende Mikrologie des Künstlers, und der historische Glaube an die Autorität der Natur. Es ist ein erhabner Geschmack, immer die Dinge in der zweyten Potenz vorzuziehn. Z.B. Kopieen von Nachahmungen, Beurtheilungen von Rezensionen, Zusätze zu Ergänzungen, Kommentare zu Noten. Uns Deutschen ist er vorzüglich eigen, wo es aufs Verlängern ankommt; den Franzosen, wo Kürze und Leerheit dadurch begünstigt wird. Jhr wissenschaftlicher Unterricht pflegt wohl die Abkürzung eines Auszugs zu seyn, und das höchste Produkt ihrer poetischen Kunst, ihre Tragödie, ist nur die Formel einer Form. Die Lehren welche ein Roman geben will, müssen solche seyn, die sich nur im Ganzen mittheilen, nicht einzeln beweisen, und durch Zergliederung erschöpfen lassen. Sonst wäre die rhetorische Form ungleich vorzüglicher. Die Philosophen welche nicht gegen einander sind, verbindet gewöhnlich nur Sympathie, nicht Symphilosophie. Evangelisten, lautet: Kants Philosophie soll mit sich selbst uͤbereinstimmen. Schoͤn ist, was zugleich reizend und erhaben ist. Es giebt eine Mikrologie, und einen Glauben an Autoritaͤt, die Charakterzuͤge der Groͤße sind. Das ist die vollendende Mikrologie des Kuͤnstlers, und der historische Glaube an die Autoritaͤt der Natur. Es ist ein erhabner Geschmack, immer die Dinge in der zweyten Potenz vorzuziehn. Z.B. Kopieen von Nachahmungen, Beurtheilungen von Rezensionen, Zusaͤtze zu Ergaͤnzungen, Kommentare zu Noten. Uns Deutschen ist er vorzuͤglich eigen, wo es aufs Verlaͤngern ankommt; den Franzosen, wo Kuͤrze und Leerheit dadurch beguͤnstigt wird. Jhr wissenschaftlicher Unterricht pflegt wohl die Abkuͤrzung eines Auszugs zu seyn, und das hoͤchste Produkt ihrer poetischen Kunst, ihre Tragoͤdie, ist nur die Formel einer Form. Die Lehren welche ein Roman geben will, muͤssen solche seyn, die sich nur im Ganzen mittheilen, nicht einzeln beweisen, und durch Zergliederung erschoͤpfen lassen. Sonst waͤre die rhetorische Form ungleich vorzuͤglicher. Die Philosophen welche nicht gegen einander sind, verbindet gewoͤhnlich nur Sympathie, nicht Symphilosophie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="27"/> Evangelisten, lautet: Kants Philosophie soll mit sich selbst uͤbereinstimmen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Schoͤn ist, was zugleich reizend und erhaben ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es giebt eine Mikrologie, und einen Glauben an Autoritaͤt, die Charakterzuͤge der Groͤße sind. Das ist die vollendende Mikrologie des Kuͤnstlers, und der historische Glaube an die Autoritaͤt der Natur.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es ist ein erhabner Geschmack, immer die Dinge in der zweyten Potenz vorzuziehn. Z.B. Kopieen von Nachahmungen, Beurtheilungen von Rezensionen, Zusaͤtze zu Ergaͤnzungen, Kommentare zu Noten. Uns Deutschen ist er vorzuͤglich eigen, wo es aufs Verlaͤngern ankommt; den Franzosen, wo Kuͤrze und Leerheit dadurch beguͤnstigt wird. Jhr wissenschaftlicher Unterricht pflegt wohl die Abkuͤrzung eines Auszugs zu seyn, und das hoͤchste Produkt ihrer poetischen Kunst, ihre Tragoͤdie, ist nur die Formel einer Form.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die Lehren welche ein Roman geben will, muͤssen solche seyn, die sich nur im Ganzen mittheilen, nicht einzeln beweisen, und durch Zergliederung erschoͤpfen lassen. Sonst waͤre die rhetorische Form ungleich vorzuͤglicher.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die Philosophen welche nicht gegen einander sind, verbindet gewoͤhnlich nur Sympathie, nicht Symphilosophie.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0216]
Evangelisten, lautet: Kants Philosophie soll mit sich selbst uͤbereinstimmen.
Schoͤn ist, was zugleich reizend und erhaben ist.
Es giebt eine Mikrologie, und einen Glauben an Autoritaͤt, die Charakterzuͤge der Groͤße sind. Das ist die vollendende Mikrologie des Kuͤnstlers, und der historische Glaube an die Autoritaͤt der Natur.
Es ist ein erhabner Geschmack, immer die Dinge in der zweyten Potenz vorzuziehn. Z.B. Kopieen von Nachahmungen, Beurtheilungen von Rezensionen, Zusaͤtze zu Ergaͤnzungen, Kommentare zu Noten. Uns Deutschen ist er vorzuͤglich eigen, wo es aufs Verlaͤngern ankommt; den Franzosen, wo Kuͤrze und Leerheit dadurch beguͤnstigt wird. Jhr wissenschaftlicher Unterricht pflegt wohl die Abkuͤrzung eines Auszugs zu seyn, und das hoͤchste Produkt ihrer poetischen Kunst, ihre Tragoͤdie, ist nur die Formel einer Form.
Die Lehren welche ein Roman geben will, muͤssen solche seyn, die sich nur im Ganzen mittheilen, nicht einzeln beweisen, und durch Zergliederung erschoͤpfen lassen. Sonst waͤre die rhetorische Form ungleich vorzuͤglicher.
Die Philosophen welche nicht gegen einander sind, verbindet gewoͤhnlich nur Sympathie, nicht Symphilosophie.
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