Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.wollen, ist in den meisten Fällen herzlich überflüßig. Der kategorische Styl der Gesetze der zwölf Tafeln, und die thetische Methode, wo die reinen Fakta der Reflexion ohne Verhüllung, Verdünnung und künstliche Verstellung wie Texte für das Studium oder die Symphilosophie da stehen, bleibt der gebildeten Naturphilosophie die angemessenste. Soll beydes gleich gut gemacht werden, so ist es unstreitig viel schwerer behaupten, als beweisen. Es giebt Demonstrazionen die Menge, die der Form nach vortrefflich sind, für schiefe und platte Sätze. Leibniz behauptete, und Wolf bewies. Das ist genug gesagt. Der Satz des Widerspruchs ist auch nicht einmal das Prinzip der Analyse, nemlich der absoluten, die allein den Namen verdient, der chemischen Dekomposizion eines Jndividuums in seine schlechthin einfachen Elemente. Subjektiv betrachtet, fängt die Philosophie doch immer in der Mitte an, wie das epische Gedicht. Grundsätze sind fürs Leben, was im Kabinet geschriebene Jnstrukzionen für den Feldherrn. Ächtes Wohlwollen geht auf Beförderung fremder Freyheit, nicht auf Gewährung thierischer Genüsse. Das Erste in der Liebe ist der Sinn für einander, und das Höchste, der Glauben an einander. wollen, ist in den meisten Faͤllen herzlich uͤberfluͤßig. Der kategorische Styl der Gesetze der zwoͤlf Tafeln, und die thetische Methode, wo die reinen Fakta der Reflexion ohne Verhuͤllung, Verduͤnnung und kuͤnstliche Verstellung wie Texte fuͤr das Studium oder die Symphilosophie da stehen, bleibt der gebildeten Naturphilosophie die angemessenste. Soll beydes gleich gut gemacht werden, so ist es unstreitig viel schwerer behaupten, als beweisen. Es giebt Demonstrazionen die Menge, die der Form nach vortrefflich sind, fuͤr schiefe und platte Saͤtze. Leibniz behauptete, und Wolf bewies. Das ist genug gesagt. Der Satz des Widerspruchs ist auch nicht einmal das Prinzip der Analyse, nemlich der absoluten, die allein den Namen verdient, der chemischen Dekomposizion eines Jndividuums in seine schlechthin einfachen Elemente. Subjektiv betrachtet, faͤngt die Philosophie doch immer in der Mitte an, wie das epische Gedicht. Grundsaͤtze sind fuͤrs Leben, was im Kabinet geschriebene Jnstrukzionen fuͤr den Feldherrn. Ächtes Wohlwollen geht auf Befoͤrderung fremder Freyheit, nicht auf Gewaͤhrung thierischer Genuͤsse. Das Erste in der Liebe ist der Sinn fuͤr einander, und das Hoͤchste, der Glauben an einander. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="22"/> wollen, ist in den meisten Faͤllen herzlich uͤberfluͤßig. Der kategorische Styl der Gesetze der zwoͤlf Tafeln, und die thetische Methode, wo die reinen Fakta der Reflexion ohne Verhuͤllung, Verduͤnnung und kuͤnstliche Verstellung wie Texte fuͤr das Studium oder die Symphilosophie da stehen, bleibt der gebildeten Naturphilosophie die angemessenste. Soll beydes gleich gut gemacht werden, so ist es unstreitig viel schwerer behaupten, als beweisen. Es giebt Demonstrazionen die Menge, die der Form nach vortrefflich sind, fuͤr schiefe und platte Saͤtze. Leibniz behauptete, und Wolf bewies. Das ist genug gesagt. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Satz des Widerspruchs ist auch nicht einmal das Prinzip der Analyse, nemlich der absoluten, die allein den Namen verdient, der chemischen Dekomposizion eines Jndividuums in seine schlechthin einfachen Elemente.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Subjektiv betrachtet, faͤngt die Philosophie doch immer in der Mitte an, wie das epische Gedicht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Grundsaͤtze sind fuͤrs Leben, was im Kabinet geschriebene Jnstrukzionen fuͤr den Feldherrn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Ächtes Wohlwollen geht auf Befoͤrderung fremder Freyheit, nicht auf Gewaͤhrung thierischer Genuͤsse.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Das Erste in der Liebe ist der Sinn fuͤr einander, und das Hoͤchste, der Glauben an einander.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0211]
wollen, ist in den meisten Faͤllen herzlich uͤberfluͤßig. Der kategorische Styl der Gesetze der zwoͤlf Tafeln, und die thetische Methode, wo die reinen Fakta der Reflexion ohne Verhuͤllung, Verduͤnnung und kuͤnstliche Verstellung wie Texte fuͤr das Studium oder die Symphilosophie da stehen, bleibt der gebildeten Naturphilosophie die angemessenste. Soll beydes gleich gut gemacht werden, so ist es unstreitig viel schwerer behaupten, als beweisen. Es giebt Demonstrazionen die Menge, die der Form nach vortrefflich sind, fuͤr schiefe und platte Saͤtze. Leibniz behauptete, und Wolf bewies. Das ist genug gesagt.
Der Satz des Widerspruchs ist auch nicht einmal das Prinzip der Analyse, nemlich der absoluten, die allein den Namen verdient, der chemischen Dekomposizion eines Jndividuums in seine schlechthin einfachen Elemente.
Subjektiv betrachtet, faͤngt die Philosophie doch immer in der Mitte an, wie das epische Gedicht.
Grundsaͤtze sind fuͤrs Leben, was im Kabinet geschriebene Jnstrukzionen fuͤr den Feldherrn.
Ächtes Wohlwollen geht auf Befoͤrderung fremder Freyheit, nicht auf Gewaͤhrung thierischer Genuͤsse.
Das Erste in der Liebe ist der Sinn fuͤr einander, und das Hoͤchste, der Glauben an einander.
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