Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Er auch keine Absichten hatte, so hat doch seine Poesie und die eigentliche Verfasserin derselben, die Natur, Absicht. Es giebt eine eigne Gattung Menschen, bey denen die Begeistrung der Langenweile, die erste Regung der Philosophie ist. Es ist gleich tödtlich für den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben. Er wird sich also wohl entschließen müßen, beydes zu verbinden. Man kann nur Philosoph werden, nicht es seyn. So bald man es zu seyn glaubt, hört man auf es zu werden. Es giebt Klassifikazionen, die als Klassifikazionen schlecht genug sind, aber ganze Nazionen und Zeitalter beherrschen, und oft äußerst charakteristisch und wie Centralmonaden eines solchen historischen Jndividuums sind. So die griechische Eintheilung aller Dinge in göttliche und menschliche, die sogar eine Homerische Antiquität ist. So die Römische Eintheilung in Zu Haus, und Jm Kriege. Bey den Neuern redet man immer von dieser und jener Welt, als ob es mehr als eine Welt gäbe. Aber freylich ist bey ihnen auch das meiste so isolirt und getrennt wie ihre Diese und Jene Welt. Er auch keine Absichten hatte, so hat doch seine Poesie und die eigentliche Verfasserin derselben, die Natur, Absicht. Es giebt eine eigne Gattung Menschen, bey denen die Begeistrung der Langenweile, die erste Regung der Philosophie ist. Es ist gleich toͤdtlich fuͤr den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben. Er wird sich also wohl entschließen muͤßen, beydes zu verbinden. Man kann nur Philosoph werden, nicht es seyn. So bald man es zu seyn glaubt, hoͤrt man auf es zu werden. Es giebt Klassifikazionen, die als Klassifikazionen schlecht genug sind, aber ganze Nazionen und Zeitalter beherrschen, und oft aͤußerst charakteristisch und wie Centralmonaden eines solchen historischen Jndividuums sind. So die griechische Eintheilung aller Dinge in goͤttliche und menschliche, die sogar eine Homerische Antiquitaͤt ist. So die Roͤmische Eintheilung in Zu Haus, und Jm Kriege. Bey den Neuern redet man immer von dieser und jener Welt, als ob es mehr als eine Welt gaͤbe. Aber freylich ist bey ihnen auch das meiste so isolirt und getrennt wie ihre Diese und Jene Welt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0204" n="15"/> Er auch keine Absichten hatte, so hat doch seine Poesie und die eigentliche Verfasserin derselben, die Natur, Absicht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es giebt eine eigne Gattung Menschen, bey denen die Begeistrung der Langenweile, die erste Regung der Philosophie ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es ist gleich toͤdtlich fuͤr den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben. Er wird sich also wohl entschließen muͤßen, beydes zu verbinden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Man kann nur Philosoph werden, nicht es seyn. So bald man es zu seyn glaubt, hoͤrt man auf es zu werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es giebt Klassifikazionen, die als Klassifikazionen schlecht genug sind, aber ganze Nazionen und Zeitalter beherrschen, und oft aͤußerst charakteristisch und wie Centralmonaden eines solchen historischen Jndividuums sind. So die griechische Eintheilung aller Dinge in goͤttliche und menschliche, die sogar eine Homerische Antiquitaͤt ist. So die Roͤmische Eintheilung in Zu Haus, und Jm Kriege. Bey den Neuern redet man immer von dieser und jener Welt, als ob es mehr als eine Welt gaͤbe. Aber freylich ist bey ihnen auch das meiste so isolirt und getrennt wie ihre Diese und Jene Welt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0204]
Er auch keine Absichten hatte, so hat doch seine Poesie und die eigentliche Verfasserin derselben, die Natur, Absicht.
Es giebt eine eigne Gattung Menschen, bey denen die Begeistrung der Langenweile, die erste Regung der Philosophie ist.
Es ist gleich toͤdtlich fuͤr den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben. Er wird sich also wohl entschließen muͤßen, beydes zu verbinden.
Man kann nur Philosoph werden, nicht es seyn. So bald man es zu seyn glaubt, hoͤrt man auf es zu werden.
Es giebt Klassifikazionen, die als Klassifikazionen schlecht genug sind, aber ganze Nazionen und Zeitalter beherrschen, und oft aͤußerst charakteristisch und wie Centralmonaden eines solchen historischen Jndividuums sind. So die griechische Eintheilung aller Dinge in goͤttliche und menschliche, die sogar eine Homerische Antiquitaͤt ist. So die Roͤmische Eintheilung in Zu Haus, und Jm Kriege. Bey den Neuern redet man immer von dieser und jener Welt, als ob es mehr als eine Welt gaͤbe. Aber freylich ist bey ihnen auch das meiste so isolirt und getrennt wie ihre Diese und Jene Welt.
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