Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.Rosen-Gepüsche. Fürsten herschen zwar im Lande/das bekrönten Frieden bringt/ der ist viel in höhern Stande/ der der Sinnen Herrschafft zwingt/ weil er was er üm und an/ und sich selbst betäuben kan. Mancher wil sich Herrschafft nennen über ein gar frommes Hertz/ das sich kan der Laster schämen/ und wil richten hinterwerts wilstu herschen mit Gewinn? Hersch erst über deinen Sinn. Scharffe Waffen seyn zuscheuen/ die die Helden-Hand berührt/ der muß noch vielmehr bereuen/ der den Sinn gefangen führt; meistert er nicht Krieg und Geld/ ist er in der Schlacht gefällt. Ein Gefangner/ der in Ketten seine Lebens-zeit beschleust/ kan sich selber gar nicht retten/ bis ihn läst sein müder Geist. Also/ wenn sein Sinn obliegt/ lest er sich selbst unbekriegt. Bey den Sinnen hängt das Hertze/ bey dem Hertzen gleicher Sinn/ ist bey diesem Neides-Schmertze dringt es auch zu jenen hin/ wilstu leben sonder Pei[n][/] must[u] dein selbst Meister seyn. Knecht F ij
Roſen-Gepuͤſche. Fuͤrſten herſchen zwar im Lande/das bekroͤnten Frieden bringt/ der iſt viel in hoͤhern Stande/ der der Sinnen Herrſchafft zwingt/ weil er was er uͤm und an/ und ſich ſelbſt betaͤuben kan. Mancher wil ſich Herrſchafft nennen uͤber ein gar frommes Hertz/ das ſich kan der Laſter ſchaͤmen/ und wil richten hinterwerts wilſtu herſchen mit Gewinn? Herſch erſt uͤber deinen Sinn. Scharffe Waffen ſeyn zuſcheuen/ die die Helden-Hand beruͤhrt/ der muß noch vielmehr bereuen/ der den Sinn gefangen fuͤhrt; meiſtert er nicht Krieg und Geld/ iſt er in der Schlacht gefaͤllt. Ein Gefangner/ der in Ketten ſeine Lebens-zeit beſchleuſt/ kan ſich ſelber gar nicht retten/ bis ihn laͤſt ſein muͤder Geiſt. Alſo/ wenn ſein Sinn obliegt/ leſt er ſich ſelbſt unbekriegt. Bey den Sinnen haͤngt das Hertze/ bey dem Hertzen gleicher Sinn/ iſt bey dieſem Neides-Schmertze dringt es auch zu jenen hin/ wilſtu leben ſonder Pei[n][/] muſt[u] dein ſelbſt Meiſter ſeyn. Knecht F ij
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Roſen-Gepuͤſche.
Fuͤrſten herſchen zwar im Lande/
das bekroͤnten Frieden bringt/
der iſt viel in hoͤhern Stande/
der der Sinnen Herrſchafft zwingt/
weil er was er uͤm und an/
und ſich ſelbſt betaͤuben kan.
Mancher wil ſich Herrſchafft nennen
uͤber ein gar frommes Hertz/
das ſich kan der Laſter ſchaͤmen/
und wil richten hinterwerts
wilſtu herſchen mit Gewinn?
Herſch erſt uͤber deinen Sinn.
Scharffe Waffen ſeyn zuſcheuen/
die die Helden-Hand beruͤhrt/
der muß noch vielmehr bereuen/
der den Sinn gefangen fuͤhrt;
meiſtert er nicht Krieg und Geld/
iſt er in der Schlacht gefaͤllt.
Ein Gefangner/ der in Ketten
ſeine Lebens-zeit beſchleuſt/
kan ſich ſelber gar nicht retten/
bis ihn laͤſt ſein muͤder Geiſt.
Alſo/ wenn ſein Sinn obliegt/
leſt er ſich ſelbſt unbekriegt.
Bey den Sinnen haͤngt das Hertze/
bey dem Hertzen gleicher Sinn/
iſt bey dieſem Neides-Schmertze
dringt es auch zu jenen hin/
wilſtu leben ſonder Pein/
muſtu dein ſelbſt Meiſter ſeyn.
Knecht
F ij
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Zitationshilfe: | Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/83>, abgerufen am 16.02.2025. |