Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Wol-Edle/ Wolgelarte/ etc.

HJer sehen Sie meine Marnia/ die sich
nun lange genug inne gehalten. Jhre
Kleidung ist fast schlecht/ und in et-
was unscheinbar worden/ daß sie sich
wol schämen möchte/ für aller Welt
herfür zu treten. Weil aber das Frauen Zimmer
unter zeiten ohne Gold und Perlen anmutiger zu
scheinen pfleget/ als habe ich ihr vergönnet/ nach ih-
ren Gefallen der Schönheit zu gebrauchen. Sie wird
zwar manches donnerndes Vngewitter auf sich müs-
sen stossen lassen. Jedoch aber wird sie es/ meines be-
dünckens/ nicht gar groß achten/ weil sie schon allbe-
reit mit einen grünen Lorber-Krantze versehen ist.
Wer sich an ihre Rosen wagen wil/ der sehe zu/ daß
es ihm nicht ergehe/ als wie den Nymfen/ die sich ver-
wichener Zeit in des Sinnreichen Cats Holländi-
schen Rosen-Krieg begeben haben. Sie ist zwar ver-
blichen/ dennoch aber lebet sie noch so vollkömlich/ daß
man sie ins künfftige gar nicht vor todt halten kan.
Meine Hochgeehrten Freunde und Brüder geruhen
günstig Sie in ihren Schutz zu nehmen/ damit Sie
hinfürder mir befehlen könne/ zu verbleiben Jhrer
allerseits

Dienstfertigster
Leipzig/ den XJ. Wintermo-
nats M. DC. XLJX.

D. S.
Er
K iiij
Wol-Edle/ Wolgelarte/ ꝛc.

HJer ſehen Sie meine Marnia/ die ſich
nun lange genug inne gehalten. Jhre
Kleidung iſt faſt ſchlecht/ und in et-
was unſcheinbar worden/ daß ſie ſich
wol ſchaͤmen moͤchte/ fuͤr aller Welt
herfuͤr zu treten. Weil aber das Frauen Zimmer
unter zeiten ohne Gold und Perlen anmutiger zu
ſcheinen pfleget/ als habe ich ihr vergoͤnnet/ nach ih-
ren Gefallen der Schoͤnheit zu gebrauchen. Sie wird
zwar manches donnerndes Vngewitter auf ſich muͤſ-
ſen ſtoſſen laſſen. Jedoch aber wird ſie es/ meines be-
duͤnckens/ nicht gar groß achten/ weil ſie ſchon allbe-
reit mit einen gruͤnen Lorber-Krantze verſehen iſt.
Wer ſich an ihre Roſen wagen wil/ der ſehe zu/ daß
es ihm nicht ergehe/ als wie den Nymfen/ die ſich ver-
wichener Zeit in des Sinnreichen Cats Hollaͤndi-
ſchen Roſen-Krieg begeben haben. Sie iſt zwar ver-
blichen/ dennoch aber lebet ſie noch ſo vollkoͤmlich/ daß
man ſie ins kuͤnfftige gar nicht vor todt halten kan.
Meine Hochgeehrten Freunde und Bruͤder geruhen
guͤnſtig Sie in ihren Schutz zu nehmen/ damit Sie
hinfuͤrder mir befehlen koͤnne/ zu verbleiben Jhrer
allerſeits

Dienſtfertigſter
Leipzig/ den XJ. Wintermo-
nats M. DC. XLJX.

D. S.
Er
K iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0151" n="131"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wol-Edle/ Wolgelarte/ &#xA75B;c.</hi> </hi> </salute>
          </opener><lb/>
          <p><hi rendition="#in">H</hi>Jer &#x017F;ehen Sie meine Marnia/ die &#x017F;ich<lb/>
nun lange genug inne gehalten. Jhre<lb/>
Kleidung i&#x017F;t fa&#x017F;t &#x017F;chlecht/ und in et-<lb/>
was un&#x017F;cheinbar worden/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
wol &#x017F;cha&#x0364;men mo&#x0364;chte/ fu&#x0364;r aller Welt<lb/>
herfu&#x0364;r zu treten. Weil aber das Frauen Zimmer<lb/>
unter zeiten ohne Gold und Perlen anmutiger zu<lb/>
&#x017F;cheinen pfleget/ als habe ich ihr vergo&#x0364;nnet/ nach ih-<lb/>
ren Gefallen der Scho&#x0364;nheit zu gebrauchen. Sie wird<lb/>
zwar manches donnerndes Vngewitter auf &#x017F;ich mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Jedoch aber wird &#x017F;ie es/ meines be-<lb/>
du&#x0364;nckens/ nicht gar groß achten/ weil &#x017F;ie &#x017F;chon allbe-<lb/>
reit mit einen gru&#x0364;nen Lorber-Krantze ver&#x017F;ehen i&#x017F;t.<lb/>
Wer &#x017F;ich an ihre Ro&#x017F;en wagen wil/ der &#x017F;ehe zu/ daß<lb/>
es ihm nicht ergehe/ als wie den Nymfen/ die &#x017F;ich ver-<lb/>
wichener Zeit in des Sinnreichen Cats Holla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen Ro&#x017F;en-Krieg begeben haben. Sie i&#x017F;t zwar ver-<lb/>
blichen/ dennoch aber lebet &#x017F;ie noch &#x017F;o vollko&#x0364;mlich/ daß<lb/>
man &#x017F;ie ins ku&#x0364;nfftige gar nicht vor todt halten kan.<lb/>
Meine Hochgeehrten Freunde und Bru&#x0364;der geruhen<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tig Sie in ihren Schutz zu nehmen/ damit Sie<lb/>
hinfu&#x0364;rder mir befehlen ko&#x0364;nne/ zu verbleiben Jhrer<lb/>
aller&#x017F;eits</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Dien&#x017F;tfertig&#x017F;ter</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Leipzig/ den XJ. Wintermo-<lb/>
nats M. DC. XLJX.</hi><lb/> <hi rendition="#b">D. S.</hi> </hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">K iiij</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Er</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0151] Wol-Edle/ Wolgelarte/ ꝛc. HJer ſehen Sie meine Marnia/ die ſich nun lange genug inne gehalten. Jhre Kleidung iſt faſt ſchlecht/ und in et- was unſcheinbar worden/ daß ſie ſich wol ſchaͤmen moͤchte/ fuͤr aller Welt herfuͤr zu treten. Weil aber das Frauen Zimmer unter zeiten ohne Gold und Perlen anmutiger zu ſcheinen pfleget/ als habe ich ihr vergoͤnnet/ nach ih- ren Gefallen der Schoͤnheit zu gebrauchen. Sie wird zwar manches donnerndes Vngewitter auf ſich muͤſ- ſen ſtoſſen laſſen. Jedoch aber wird ſie es/ meines be- duͤnckens/ nicht gar groß achten/ weil ſie ſchon allbe- reit mit einen gruͤnen Lorber-Krantze verſehen iſt. Wer ſich an ihre Roſen wagen wil/ der ſehe zu/ daß es ihm nicht ergehe/ als wie den Nymfen/ die ſich ver- wichener Zeit in des Sinnreichen Cats Hollaͤndi- ſchen Roſen-Krieg begeben haben. Sie iſt zwar ver- blichen/ dennoch aber lebet ſie noch ſo vollkoͤmlich/ daß man ſie ins kuͤnfftige gar nicht vor todt halten kan. Meine Hochgeehrten Freunde und Bruͤder geruhen guͤnſtig Sie in ihren Schutz zu nehmen/ damit Sie hinfuͤrder mir befehlen koͤnne/ zu verbleiben Jhrer allerſeits Dienſtfertigſter Leipzig/ den XJ. Wintermo- nats M. DC. XLJX. D. S. Er K iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/151
Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/151>, abgerufen am 27.11.2024.