Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.D. S. vierdtes Du hast/ Pulcrin/ an dir der Junen Angesicht.Der Pallas ist die Hand/ d Venus deine Brüste. Der Thetis ist der Leib/ das schöne Bau-gerüste. Von allen Musen her kömt deines Glantzes Liecht. Glückselig/ der dich schaut/ mehr/ der dich höret sat. Ein halb Gott/ der dich liebt. Ein gantzer d dich hat. XXVII. Als Jupiters sein Weib/ die Juno/ mit MinervenAn Mäonissen. Die schöne Mäonis sah in den Rosen gehn/ und sie die glatte Brust dem Richter wolt entwerffen/ Da rufften sie alsbald: laß deinen Zindel stehn/ Wir wollen gerne dir die göldne Frucht bescheiden/ Daß wir nicht/ uns zur Schmach/ ein zweyfach Vr- thel leiden. XXVIII. Die göldne Venus gieng in Garten Rosen brechen/Rothe Rosen. Adonis jhren Schatz zu winden einen Krantz/ Als aber jetzt ein Dorn die Hand begunt zu stechen/ Biß auf das zarte Blut/ verblast sie gar und gantz. Der kühne Strauch erschrack/ vermeynt/ sie würde sterben. Die Rosen aber/ weil sie nicht gewilligt drein/ Begunten algemach vor scham sich zu entferben/ Daß sie noch heute stets als Blut gefärbet seyn. XXIX. ES schalt der Jupiter des Amors Schelmerey/Jupiter und Amor. Wie
D. S. vierdtes Du haſt/ Pulcrin/ an dir der Junen Angeſicht.Der Pallas iſt die Hand/ ď Venus deine Bruͤſte. Der Thetis iſt der Leib/ das ſchoͤne Bau-geruͤſte. Von allen Muſen her koͤmt deines Glantzes Liecht. Gluͤckſelig/ der dich ſchaut/ mehr/ der dich hoͤret ſat. Ein halb Gott/ der dich liebt. Ein gantzer ď dich hat. XXVII. Als Jupiters ſein Weib/ die Juno/ mit MinervenAn Maͤoniſſen. Die ſchoͤne Maͤonis ſah in den Roſen gehn/ und ſie die glatte Bruſt dem Richter wolt entwerffẽ/ Da rufften ſie alsbald: laß deinen Zindel ſtehn/ Wir wollen gerne dir die goͤldne Frucht beſcheiden/ Daß wir nicht/ uns zur Schmach/ ein zweyfach Vr- thel leiden. XXVIII. Die goͤldne Venus gieng in Garten Roſen brechẽ/Rothe Roſen. Adonis jhren Schatz zu winden einen Krantz/ Als aber jetzt ein Dorn die Hand begunt zu ſtechen/ Biß auf das zarte Blut/ verblaſt ſie gar und gantz. Der kuͤhne Strauch erſchrack/ vermeynt/ ſie wuͤrde ſterben. Die Roſen aber/ weil ſie nicht gewilligt drein/ Begunten algemach vor ſcham ſich zu entferben/ Daß ſie noch heute ſtets als Blut gefaͤrbet ſeyn. XXIX. ES ſchalt der Jupiter des Amors Schelmerey/Jupiter und Amor. Wie
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D. S. vierdtes
Du haſt/ Pulcrin/ an dir der Junen Angeſicht.
Der Pallas iſt die Hand/ ď Venus deine Bruͤſte.
Der Thetis iſt der Leib/ das ſchoͤne Bau-geruͤſte.
Von allen Muſen her koͤmt deines Glantzes Liecht.
Gluͤckſelig/ der dich ſchaut/ mehr/ der dich hoͤret ſat.
Ein halb Gott/ der dich liebt. Ein gantzer ď dich hat.
XXVII.
An Maͤoniſſen.
Als Jupiters ſein Weib/ die Juno/ mit Minerven
Die ſchoͤne Maͤonis ſah in den Roſen gehn/
und ſie die glatte Bruſt dem Richter wolt entwerffẽ/
Da rufften ſie alsbald: laß deinen Zindel ſtehn/
Wir wollen gerne dir die goͤldne Frucht beſcheiden/
Daß wir nicht/ uns zur Schmach/ ein zweyfach Vr-
thel leiden.
XXVIII.
Rothe Roſen.
Die goͤldne Venus gieng in Garten Roſen brechẽ/
Adonis jhren Schatz zu winden einen Krantz/
Als aber jetzt ein Dorn die Hand begunt zu ſtechen/
Biß auf das zarte Blut/ verblaſt ſie gar und gantz.
Der kuͤhne Strauch erſchrack/ vermeynt/ ſie wuͤrde
ſterben.
Die Roſen aber/ weil ſie nicht gewilligt drein/
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Daß ſie noch heute ſtets als Blut gefaͤrbet ſeyn.
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Jupiter und Amor.
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