Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

Bild:
<< vorherige Seite

Rosen-Gepüsche.
Sind sie denn Freud und Lust/ wie daß ich traurig bin?
Sind sie vol Liebligkeit/ wie daß mein todter Sinn
Sich muß/ O Marnie/ zu deinen Füssen legen.

Jch sahe heint zu Nacht dich deiner Liebe pflegen.
Du warst es ja gewiß/ O schöne halb-Göttin.
Ein nacket Nymfen-Bild lief zu den Schwanen hin/
Zum Schwanen/ die im Thal stets jhre Lieder hegen.
Vnd küsset eines Mund. Jch fühlte Süssigkeit.
Die Liebe sties alsbald nach meinen krancken Hertzen.
Drauf lies ich meinen Schlaf. Nichts blieb als tau-
sent Schmertzen/
Die ich noch klagen muß bey später Abends-Zeit.
Sie sind nun was sie sind/ so gläub in vollen Sor-
gen/
Jm Traume Nebel liegt die Warheit doch verborgen.
VI.
An den Linden-Brunnen.
SEy nun auch/ Linden-Quell/ den Cedern ange-
bunden/
Weil du den Sterbenden ein kräftig Labsal bist.
Kein Buhler weit und breit/ der voller Flammen ist/
Hat eine solche Kraft/ wie ich an dir/ empfunden.
Du frisches Schlaf-Gemach/ den Nymphen nen
erfunden.
Du Wohnhaus der Natur/ daß alle Sorgen frist.
Du kühler Sommerwein/ den Ganimedes mist.
Laß deinen Adersprung stets kühlen meine Wunden.
Dein Silber springe wol bey deiner Linden Tach!
Laß dein Christallen-Gut üm meinetwillen rinnen.
Kömt
J v

Roſen-Gepuͤſche.
Sind ſie deñ Freud und Luſt/ wie daß ich traurig bin?
Sind ſie vol Liebligkeit/ wie daß mein todter Sinn
Sich muß/ O Marnie/ zu deinen Fuͤſſen legen.

Jch ſahe heint zu Nacht dich deiner Liebe pflegen.
Du warſt es ja gewiß/ O ſchoͤne halb-Goͤttin.
Ein nacket Nymfen-Bild lief zu den Schwanẽ hin/
Zum Schwanen/ die im Thal ſtets jhre Lieder hegen.
Vnd kuͤſſet eines Mund. Jch fuͤhlte Suͤſſigkeit.
Die Liebe ſties alsbald nach meinen kranckẽ Hertzen.
Drauf lies ich meinen Schlaf. Nichts blieb als tau-
ſent Schmertzen/
Die ich noch klagen muß bey ſpaͤter Abends-Zeit.
Sie ſind nun was ſie ſind/ ſo glaͤub in vollen Soꝛ-
gen/
Jm Traume Nebel liegt die Warheit doch verborgẽ.
VI.
An den Linden-Brunnen.
SEy nun auch/ Linden-Quell/ den Cedern ange-
bunden/
Weil du den Sterbenden ein kraͤftig Labſal biſt.
Kein Buhler weit und breit/ der voller Flammen iſt/
Hat eine ſolche Kraft/ wie ich an dir/ empfunden.
Du friſches Schlaf-Gemach/ den Nymphen nen
erfunden.
Du Wohnhaus der Natur/ daß alle Sorgen friſt.
Du kuͤhler Sommerwein/ den Ganimedes miſt.
Laß deinen Aderſprung ſtets kuͤhlen meine Wunden.
Dein Silber ſpringe wol bey deiner Linden Tach!
Laß dein Chriſtallen-Gut uͤm meinetwillen rinnen.
Koͤmt
J v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0165" n="137"/>
              <fw place="top" type="header">Ro&#x017F;en-Gepu&#x0364;&#x017F;che.</fw><lb/>
              <l>Sind &#x017F;ie den&#x0303; Freud und Lu&#x017F;t/ wie daß ich traurig bin?</l><lb/>
              <l>Sind &#x017F;ie vol Liebligkeit/ wie daß mein todter Sinn</l><lb/>
              <l>Sich muß/ O Marnie/ zu deinen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en legen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Jch &#x017F;ahe heint zu Nacht dich deiner Liebe pflegen.</l><lb/>
              <l>Du war&#x017F;t es ja gewiß/ O &#x017F;cho&#x0364;ne halb-Go&#x0364;ttin.</l><lb/>
              <l>Ein nacket Nymfen-Bild lief zu den Schwane&#x0303; hin/</l><lb/>
              <l>Zum Schwanen/ die im Thal &#x017F;tets jhre Lieder hegen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Vnd ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et eines Mund. Jch fu&#x0364;hlte Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit.</l><lb/>
              <l>Die Liebe &#x017F;ties alsbald nach meinen krancke&#x0303; Hertzen.</l><lb/>
              <l>Drauf lies ich meinen Schlaf. Nichts blieb als tau-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ent Schmertzen/</hi> </l><lb/>
              <l>Die ich noch klagen muß bey &#x017F;pa&#x0364;ter Abends-Zeit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Sie &#x017F;ind nun was &#x017F;ie &#x017F;ind/ &#x017F;o gla&#x0364;ub in vollen So&#xA75B;-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gen/</hi> </l><lb/>
              <l>Jm Traume Nebel liegt die Warheit doch verborge&#x0303;.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VI</hi></hi>.<lb/><hi rendition="#fr">An den Linden-Brunnen.</hi></head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>Ey nun auch/ Linden-Quell/ den Cedern ange-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">bunden/</hi> </l><lb/>
              <l>Weil du den Sterbenden ein kra&#x0364;ftig Lab&#x017F;al bi&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Kein Buhler weit und breit/ der voller Flammen i&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Hat eine &#x017F;olche Kraft/ wie ich an dir/ empfunden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du fri&#x017F;ches Schlaf-Gemach/ den Nymphen nen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">erfunden.</hi> </l><lb/>
              <l>Du Wohnhaus der Natur/ daß alle Sorgen fri&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Du ku&#x0364;hler Sommerwein/ den Ganimedes mi&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Laß deinen Ader&#x017F;prung &#x017F;tets ku&#x0364;hlen meine Wunden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dein Silber &#x017F;pringe wol bey deiner Linden Tach!</l><lb/>
              <l>Laß dein Chri&#x017F;tallen-Gut u&#x0364;m meinetwillen rinnen.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">J v</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Ko&#x0364;mt</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0165] Roſen-Gepuͤſche. Sind ſie deñ Freud und Luſt/ wie daß ich traurig bin? Sind ſie vol Liebligkeit/ wie daß mein todter Sinn Sich muß/ O Marnie/ zu deinen Fuͤſſen legen. Jch ſahe heint zu Nacht dich deiner Liebe pflegen. Du warſt es ja gewiß/ O ſchoͤne halb-Goͤttin. Ein nacket Nymfen-Bild lief zu den Schwanẽ hin/ Zum Schwanen/ die im Thal ſtets jhre Lieder hegen. Vnd kuͤſſet eines Mund. Jch fuͤhlte Suͤſſigkeit. Die Liebe ſties alsbald nach meinen kranckẽ Hertzen. Drauf lies ich meinen Schlaf. Nichts blieb als tau- ſent Schmertzen/ Die ich noch klagen muß bey ſpaͤter Abends-Zeit. Sie ſind nun was ſie ſind/ ſo glaͤub in vollen Soꝛ- gen/ Jm Traume Nebel liegt die Warheit doch verborgẽ. VI. An den Linden-Brunnen. SEy nun auch/ Linden-Quell/ den Cedern ange- bunden/ Weil du den Sterbenden ein kraͤftig Labſal biſt. Kein Buhler weit und breit/ der voller Flammen iſt/ Hat eine ſolche Kraft/ wie ich an dir/ empfunden. Du friſches Schlaf-Gemach/ den Nymphen nen erfunden. Du Wohnhaus der Natur/ daß alle Sorgen friſt. Du kuͤhler Sommerwein/ den Ganimedes miſt. Laß deinen Aderſprung ſtets kuͤhlen meine Wunden. Dein Silber ſpringe wol bey deiner Linden Tach! Laß dein Chriſtallen-Gut uͤm meinetwillen rinnen. Koͤmt J v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/165
Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/165>, abgerufen am 24.11.2024.