Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.D. S. ander rissen/ und jhre Triften verunruhiger worden. Alsich aber näher hinzu kam/ und dem Sänger zuzu- sprechen vornehmens war/ erhöret ich alsobald/ daß mein Aufenthalt Amyntas/ der mit dem Dafnis an der fliessenden Meisse seine Lämmer täglich zu weiden pflegt/ diesen Trauer-thon erschallen liesse. Jch/ nach dem ich jhm (weil wir einander sonst wol vermögen) rückwärts zugesprochen/ was sein Thun hier seyn mü- ste? was in den kalten Winter das so brünstige sin- gen bedeutete? Gab Er kürtzlich diese Nachricht: Thyrsis ist dahin/ weil jhm Cynthia keine Gunst- winde und Lebens-kräfte/ wie sonsten/ wolte zukom- men lassen. Jch bat darauf/ er möchte mir dieses mal in Diensten stehen/ und mich das betrübte Lied/ dessen Thon ein weitberühmter Orpheus-bruder neulich aufgesetzet/ anhören und betrachten lassen. Meine Bitte mir/ als seinem Vertrautesten/ zu ge- wehren/ stimmte er gar zitternd an hiesige nachgesetzte Ode: THyrsis lag in tieffen Grunde/ Klagte mit verblichnem Munde/ Seine Sinnen Wolten wie der klare Bach zerrinnen/ unbesonnen War entbronnen Sein Hertz gegen die/ die er gewonnen. Was? sprach er/ sol ich mich freuen? Weil mein Namens-Liecht von neuen Jetzund blincket/ und mir Phöbus mit den Stralen wincket? Jch
D. S. ander riſſen/ und jhre Triften verunruhiger worden. Alsich aber naͤher hinzu kam/ und dem Saͤnger zuzu- ſprechen vornehmens war/ erhoͤret ich alſobald/ daß mein Aufenthalt Amyntas/ der mit dem Dafnis an der flieſſenden Meiſſe ſeine Laͤmmer taͤglich zu weidẽ pflegt/ dieſen Trauer-thon erſchallen lieſſe. Jch/ nach dem ich jhm (weil wir einander ſonſt wol vermoͤgen) ruͤckwaͤrts zugeſprochẽ/ was ſein Thun hier ſeyn muͤ- ſte? was in den kalten Winter das ſo bruͤnſtige ſin- gen bedeutete? Gab Er kuͤrtzlich dieſe Nachricht: Thyrſis iſt dahin/ weil jhm Cynthia keine Gunſt- winde und Lebens-kraͤfte/ wie ſonſten/ wolte zukom- men laſſen. Jch bat darauf/ er moͤchte mir dieſes mal in Dienſten ſtehen/ und mich das betruͤbte Lied/ deſſen Thon ein weitberuͤhmter Orpheus-bruder neulich aufgeſetzet/ anhoͤren und betrachten laſſen. Meine Bitte mir/ als ſeinem Vertrauteſten/ zu ge- wehren/ ſtim̃te er gar zitternd an hieſige nachgeſetzte Ode: THyrſis lag in tieffen Grunde/ Klagte mit verblichnem Munde/ Seine Sinnen Wolten wie der klare Bach zerrinnen/ unbeſonnen War entbronnen Sein Hertz gegen die/ die er gewonnen. Was? ſprach er/ ſol ich mich freuen? Weil mein Namens-Liecht von neuen Jetzund blincket/ und mir Phoͤbus mit den Stralen wincket? Jch
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D. S. ander
riſſen/ und jhre Triften verunruhiger worden. Als
ich aber naͤher hinzu kam/ und dem Saͤnger zuzu-
ſprechen vornehmens war/ erhoͤret ich alſobald/ daß
mein Aufenthalt Amyntas/ der mit dem Dafnis an
der flieſſenden Meiſſe ſeine Laͤmmer taͤglich zu weidẽ
pflegt/ dieſen Trauer-thon erſchallen lieſſe. Jch/ nach
dem ich jhm (weil wir einander ſonſt wol vermoͤgen)
ruͤckwaͤrts zugeſprochẽ/ was ſein Thun hier ſeyn muͤ-
ſte? was in den kalten Winter das ſo bruͤnſtige ſin-
gen bedeutete? Gab Er kuͤrtzlich dieſe Nachricht:
Thyrſis iſt dahin/ weil jhm Cynthia keine Gunſt-
winde und Lebens-kraͤfte/ wie ſonſten/ wolte zukom-
men laſſen. Jch bat darauf/ er moͤchte mir dieſes
mal in Dienſten ſtehen/ und mich das betruͤbte Lied/
deſſen Thon ein weitberuͤhmter Orpheus-bruder
neulich aufgeſetzet/ anhoͤren und betrachten laſſen.
Meine Bitte mir/ als ſeinem Vertrauteſten/ zu ge-
wehren/ ſtim̃te er gar zitternd an hieſige nachgeſetzte
Ode:
THyrſis lag in tieffen Grunde/
Klagte mit verblichnem Munde/
Seine Sinnen
Wolten wie der klare Bach zerrinnen/
unbeſonnen
War entbronnen
Sein Hertz gegen die/ die er gewonnen.
Was? ſprach er/ ſol ich mich freuen?
Weil mein Namens-Liecht von neuen
Jetzund blincket/
und mir Phoͤbus mit den Stralen wincket?
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