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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Verfluche dich und deine That -- Gerächt
Hab ich die heilige Natur, die du
Geschändet -- Nichts theil' ich mit dir -- Gemordet
Hast du, ich hab mein theuerstes vertheidigt.

Parricida
Ihr stoßt mich von euch, trostlos, in Verzweiflung?
Tell
Mich faßt ein Grausen, da ich mit dir rede.
Fort! Wandle deine fürchterliche Straße,
Laß rein die Hütte, wo die Unschuld wohnt.

Parricida (wendet sich zu gehn)
So kann ich, und so will ich nicht mehr leben!
Tell
Und doch erbarmt mich deiner -- Gott des Himmels!
So jung, von solchem adelichen Stamm,
Der Enkel Rudolphs, meines Herrn und Kaisers,
Als Mörder flüchtig, hier an meiner Schwelle,
Des armen Mannes, flehend und verzweifelnd --

(verhüllt sich das G sicht)
Parricida
O wenn ihr weinen könnt, laßt mein Geschick
u 3
Verfluche dich und deine That — Geraͤcht
Hab ich die heilige Natur, die du
Geſchaͤndet — Nichts theil’ ich mit dir — Gemordet
Haſt du, ich hab mein theuerſtes vertheidigt.

Parricida
Ihr ſtoßt mich von euch, troſtlos, in Verzweiflung?
Tell
Mich faßt ein Grauſen, da ich mit dir rede.
Fort! Wandle deine fuͤrchterliche Straße,
Laß rein die Huͤtte, wo die Unſchuld wohnt.

Parricida (wendet ſich zu gehn)
So kann ich, und ſo will ich nicht mehr leben!
Tell
Und doch erbarmt mich deiner — Gott des Himmels!
So jung, von ſolchem adelichen Stamm,
Der Enkel Rudolphs, meines Herrn und Kaiſers,
Als Moͤrder fluͤchtig, hier an meiner Schwelle,
Des armen Mannes, flehend und verzweifelnd —

(verhüllt ſich das G ſicht)
Parricida
O wenn ihr weinen koͤnnt, laßt mein Geſchick
u 3
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[233/0247] Verfluche dich und deine That — Geraͤcht Hab ich die heilige Natur, die du Geſchaͤndet — Nichts theil’ ich mit dir — Gemordet Haſt du, ich hab mein theuerſtes vertheidigt. Parricida Ihr ſtoßt mich von euch, troſtlos, in Verzweiflung? Tell Mich faßt ein Grauſen, da ich mit dir rede. Fort! Wandle deine fuͤrchterliche Straße, Laß rein die Huͤtte, wo die Unſchuld wohnt. Parricida (wendet ſich zu gehn) So kann ich, und ſo will ich nicht mehr leben! Tell Und doch erbarmt mich deiner — Gott des Himmels! So jung, von ſolchem adelichen Stamm, Der Enkel Rudolphs, meines Herrn und Kaiſers, Als Moͤrder fluͤchtig, hier an meiner Schwelle, Des armen Mannes, flehend und verzweifelnd — (verhüllt ſich das G ſicht) Parricida O wenn ihr weinen koͤnnt, laßt mein Geſchick u 3

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/247>, abgerufen am 28.11.2024.