Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Und ein Gefolge hochgebohrner Herren.
Und als sie kamen an die Reuß, wo man Auf einer Fähre sich läßt übersetzen, Da drängten sich die Mörder in das Schiff, Daß sie den Kaiser vom Gefolge trennten. Drauf als der Fürst durch ein geackert Feld Hinreitet -- eine alte große Stadt Soll drunter liegen aus der Heiden Zeit -- Die alte Veste Habsburg im Gesicht, Wo seines Stammes Hoheit ausgegangen -- Stößt Herzog Hans den Dolch ihm in die Kehle, Rudolph von Palm durchrennt ihn mit dem Speer, Und Eschenbach zerspaltet ihm das Haupt, Daß er herunter sinkt in seinem Blut, Gemordet von den Seinen, auf dem Seinen. Am andern Ufer sahen sie die That, Doch durch den Strom geschieden, konnten sie Nur ein ohnmächtig Wehgeschrey erheben; Am Wege aber saß ein armes Weib, In ihrem Schooß verblutete der Kaiser. t
Und ein Gefolge hochgebohrner Herren.
Und als ſie kamen an die Reuß, wo man Auf einer Faͤhre ſich laͤßt uͤberſetzen, Da draͤngten ſich die Moͤrder in das Schiff, Daß ſie den Kaiſer vom Gefolge trennten. Drauf als der Fuͤrſt durch ein geackert Feld Hinreitet — eine alte große Stadt Soll drunter liegen aus der Heiden Zeit — Die alte Veſte Habsburg im Geſicht, Wo ſeines Stammes Hoheit ausgegangen — Stoͤßt Herzog Hans den Dolch ihm in die Kehle, Rudolph von Palm durchrennt ihn mit dem Speer, Und Eſchenbach zerſpaltet ihm das Haupt, Daß er herunter ſinkt in ſeinem Blut, Gemordet von den Seinen, auf dem Seinen. Am andern Ufer ſahen ſie die That, Doch durch den Strom geſchieden, konnten ſie Nur ein ohnmaͤchtig Wehgeſchrey erheben; Am Wege aber ſaß ein armes Weib, In ihrem Schooß verblutete der Kaiſer. t
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Und ein Gefolge hochgebohrner Herren.
Und als ſie kamen an die Reuß, wo man
Auf einer Faͤhre ſich laͤßt uͤberſetzen,
Da draͤngten ſich die Moͤrder in das Schiff,
Daß ſie den Kaiſer vom Gefolge trennten.
Drauf als der Fuͤrſt durch ein geackert Feld
Hinreitet — eine alte große Stadt
Soll drunter liegen aus der Heiden Zeit —
Die alte Veſte Habsburg im Geſicht,
Wo ſeines Stammes Hoheit ausgegangen —
Stoͤßt Herzog Hans den Dolch ihm in die Kehle,
Rudolph von Palm durchrennt ihn mit dem Speer,
Und Eſchenbach zerſpaltet ihm das Haupt,
Daß er herunter ſinkt in ſeinem Blut,
Gemordet von den Seinen, auf dem Seinen.
Am andern Ufer ſahen ſie die That,
Doch durch den Strom geſchieden, konnten ſie
Nur ein ohnmaͤchtig Wehgeſchrey erheben;
Am Wege aber ſaß ein armes Weib,
In ihrem Schooß verblutete der Kaiſer.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/231>, abgerufen am 17.02.2025. |