Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Und diese Nacht wird hoch geschwelgt zu Küßnacht. Kommt mit! 's ist jeder Biedermann geladen. Tell Ein ernster Gast stimmt nicht zum Hochzeithaus. Stüssi Drückt euch ein Kummer, werft ihn frisch vom Herzen, Nehmt mit was kommt, die Zeiten sind jezt schwer. Drum muß der Mensch die Freude leicht ergreifen. Hier wird gefreit und anderswo begraben. Tell Und oft kommt gar das eine zu dem andern. Stüssi So geht die Welt nun. Es giebt allerwegen Unglücks genug -- Ein Ruffi ist gegangen Im Glarner Land und eine ganze Seite Vom Glärnisch eingesunken. Tell Wanken auch Die Berge selbst? Es steht nichts fest auf Erden. Stüssi Auch anderswo vernimmt man Wunderdinge.
Und dieſe Nacht wird hoch geſchwelgt zu Kuͤßnacht. Kommt mit! ’s iſt jeder Biedermann geladen. Tell Ein ernſter Gaſt ſtimmt nicht zum Hochzeithaus. Stuͤſſi Druͤckt euch ein Kummer, werft ihn friſch vom Herzen, Nehmt mit was kommt, die Zeiten ſind jezt ſchwer. Drum muß der Menſch die Freude leicht ergreifen. Hier wird gefreit und anderswo begraben. Tell Und oft kommt gar das eine zu dem andern. Stuͤſſi So geht die Welt nun. Es giebt allerwegen Ungluͤcks genug — Ein Ruffi iſt gegangen Im Glarner Land und eine ganze Seite Vom Glaͤrniſch eingeſunken. Tell Wanken auch Die Berge ſelbſt? Es ſteht nichts feſt auf Erden. Stuͤſſi Auch anderswo vernimmt man Wunderdinge. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STUE"> <p><pb facs="#f0204" n="190"/> Und dieſe Nacht wird hoch geſchwelgt zu Kuͤßnacht.<lb/> Kommt mit! ’s iſt jeder Biedermann geladen.</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Ein ernſter Gaſt ſtimmt nicht zum Hochzeithaus.</p><lb/> </sp> <sp who="#STUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Stuͤſſi</hi> </speaker><lb/> <p>Druͤckt euch ein Kummer, werft ihn friſch vom Herzen,<lb/> Nehmt mit was kommt, die Zeiten ſind jezt ſchwer.<lb/> Drum muß der Menſch die Freude leicht ergreifen.<lb/> Hier wird gefreit und anderswo begraben.</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Und oft kommt gar das eine zu dem andern.</p><lb/> </sp> <sp who="#STUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Stuͤſſi</hi> </speaker><lb/> <p>So geht die Welt nun. Es giebt allerwegen<lb/> Ungluͤcks genug — Ein Ruffi iſt gegangen<lb/> Im Glarner Land und eine ganze Seite<lb/> Vom Glaͤrniſch eingeſunken.</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Wanken auch<lb/> Die Berge ſelbſt? Es ſteht nichts feſt auf Erden.</p><lb/> </sp> <sp who="#STUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Stuͤſſi</hi> </speaker><lb/> <p>Auch anderswo vernimmt man Wunderdinge.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0204]
Und dieſe Nacht wird hoch geſchwelgt zu Kuͤßnacht.
Kommt mit! ’s iſt jeder Biedermann geladen.
Tell
Ein ernſter Gaſt ſtimmt nicht zum Hochzeithaus.
Stuͤſſi
Druͤckt euch ein Kummer, werft ihn friſch vom Herzen,
Nehmt mit was kommt, die Zeiten ſind jezt ſchwer.
Drum muß der Menſch die Freude leicht ergreifen.
Hier wird gefreit und anderswo begraben.
Tell
Und oft kommt gar das eine zu dem andern.
Stuͤſſi
So geht die Welt nun. Es giebt allerwegen
Ungluͤcks genug — Ein Ruffi iſt gegangen
Im Glarner Land und eine ganze Seite
Vom Glaͤrniſch eingeſunken.
Tell
Wanken auch
Die Berge ſelbſt? Es ſteht nichts feſt auf Erden.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/204>, abgerufen am 25.07.2024. |