Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Wer weiß, wo sie der Wüthende verbirgt,
Welcher Gewalt sie frevelnd sich erkühnen,
Ihr Herz zu zwingen zum verhaßten Band!
Verlaßt mich nicht, o helft mir sie erretten --
Sie liebt euch, o sie hats verdient ums Land,
Daß alle Arme sich für sie bewaffnen --

Walther Fürst
Was wollt ihr unternehmen?
Rudenz
Weiß ichs? Ach!
In dieser Nacht, die ihr Geschick umhüllt,
In dieses Zweifels ungeheurer Angst,
Wo ich nichts festes zu erfassen weiß,
Ist mir nur dieses in der Seele klar:
Unter den Trümmern der Tyrannenmacht
Allein kann sie hervor gegraben werden,
Die Vesten alle müssen wir bezwingen,
Ob wir vielleicht in ihren Kerker dringen.

Melchthal
Kommt, führt uns an. Wir folgen euch. Warum
Bis Morgen sparen, was wir heut vermögen?
q 2
Wer weiß, wo ſie der Wuͤthende verbirgt,
Welcher Gewalt ſie frevelnd ſich erkuͤhnen,
Ihr Herz zu zwingen zum verhaßten Band!
Verlaßt mich nicht, o helft mir ſie erretten —
Sie liebt euch, o ſie hats verdient ums Land,
Daß alle Arme ſich fuͤr ſie bewaffnen —

Walther Fuͤrſt
Was wollt ihr unternehmen?
Rudenz
Weiß ichs? Ach!
In dieſer Nacht, die ihr Geſchick umhuͤllt,
In dieſes Zweifels ungeheurer Angſt,
Wo ich nichts feſtes zu erfaſſen weiß,
Iſt mir nur dieſes in der Seele klar:
Unter den Truͤmmern der Tyrannenmacht
Allein kann ſie hervor gegraben werden,
Die Veſten alle muͤſſen wir bezwingen,
Ob wir vielleicht in ihren Kerker dringen.

Melchthal
Kommt, fuͤhrt uns an. Wir folgen euch. Warum
Bis Morgen ſparen, was wir heut vermoͤgen?
q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#RUD">
            <p><pb facs="#f0197" n="183"/>
Wer weiß, wo &#x017F;ie der Wu&#x0364;thende verbirgt,<lb/>
Welcher Gewalt &#x017F;ie frevelnd &#x017F;ich erku&#x0364;hnen,<lb/>
Ihr Herz zu zwingen zum verhaßten Band!<lb/>
Verlaßt mich nicht, o helft mir &#x017F;ie erretten &#x2014;<lb/>
Sie liebt euch, o &#x017F;ie hats verdient ums Land,<lb/>
Daß alle Arme &#x017F;ich fu&#x0364;r &#x017F;ie bewaffnen &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WAL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Walther Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was wollt ihr unternehmen?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#RUD">
            <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/>
            <p>Weiß ichs? Ach!<lb/>
In die&#x017F;er Nacht, die ihr Ge&#x017F;chick umhu&#x0364;llt,<lb/>
In die&#x017F;es Zweifels ungeheurer Ang&#x017F;t,<lb/>
Wo ich nichts fe&#x017F;tes zu erfa&#x017F;&#x017F;en weiß,<lb/>
I&#x017F;t mir nur die&#x017F;es in der Seele klar:<lb/>
Unter den Tru&#x0364;mmern der Tyrannenmacht<lb/>
Allein kann &#x017F;ie hervor gegraben werden,<lb/>
Die Ve&#x017F;ten alle mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir bezwingen,<lb/>
Ob wir vielleicht in ihren Kerker dringen.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker><lb/>
            <p>Kommt, fu&#x0364;hrt uns an. Wir folgen euch. Warum<lb/>
Bis Morgen &#x017F;paren, was wir heut vermo&#x0364;gen?<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">q 2</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0197] Wer weiß, wo ſie der Wuͤthende verbirgt, Welcher Gewalt ſie frevelnd ſich erkuͤhnen, Ihr Herz zu zwingen zum verhaßten Band! Verlaßt mich nicht, o helft mir ſie erretten — Sie liebt euch, o ſie hats verdient ums Land, Daß alle Arme ſich fuͤr ſie bewaffnen — Walther Fuͤrſt Was wollt ihr unternehmen? Rudenz Weiß ichs? Ach! In dieſer Nacht, die ihr Geſchick umhuͤllt, In dieſes Zweifels ungeheurer Angſt, Wo ich nichts feſtes zu erfaſſen weiß, Iſt mir nur dieſes in der Seele klar: Unter den Truͤmmern der Tyrannenmacht Allein kann ſie hervor gegraben werden, Die Veſten alle muͤſſen wir bezwingen, Ob wir vielleicht in ihren Kerker dringen. Melchthal Kommt, fuͤhrt uns an. Wir folgen euch. Warum Bis Morgen ſparen, was wir heut vermoͤgen? q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/197
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/197>, abgerufen am 21.11.2024.