Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804. Melchthal Hier ist meine Hand! Des Bauern Handschlag, edler Herr, ist auch Ein Manneswort! Was ist der Ritter ohne uns? Und unser Stand ist älter als der eure. Rudenz Ich ehr' ihn, und mein Schwert soll ihn beschützen. Melchthal Der Arm, Herr Freiherr, der die harte Erde Sich unterwirft und ihren Schooß befruchtet, Kann auch des Mannes Brust beschützen. Rudenz Ihr Sollt meine Brust, ich will die eure schützen, So sind wir einer durch den andern stark. -- Doch wozu reden, da das Vaterland Ein Raub noch ist der fremden Tyrannei? Wenn erst der Boden rein ist von dem Feind, Dann wollen wirs in Frieden schon vergleichen. (nachdem er einen Augenblick inne gehalten) Ihr schweigt? Ihr habt mir nichts zu sagen? Wie! Melchthal Hier iſt meine Hand! Des Bauern Handſchlag, edler Herr, iſt auch Ein Manneswort! Was iſt der Ritter ohne uns? Und unſer Stand iſt aͤlter als der eure. Rudenz Ich ehr’ ihn, und mein Schwert ſoll ihn beſchuͤtzen. Melchthal Der Arm, Herr Freiherr, der die harte Erde Sich unterwirft und ihren Schooß befruchtet, Kann auch des Mannes Bruſt beſchuͤtzen. Rudenz Ihr Sollt meine Bruſt, ich will die eure ſchuͤtzen, So ſind wir einer durch den andern ſtark. — Doch wozu reden, da das Vaterland Ein Raub noch iſt der fremden Tyrannei? Wenn erſt der Boden rein iſt von dem Feind, Dann wollen wirs in Frieden ſchon vergleichen. (nachdem er einen Augenblick inne gehalten) Ihr ſchweigt? Ihr habt mir nichts zu ſagen? Wie! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0194" n="180"/> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker><lb/> <p>Hier iſt meine Hand!<lb/> Des Bauern Handſchlag, edler Herr, iſt auch<lb/> Ein Manneswort! Was iſt der Ritter ohne uns?<lb/> Und unſer Stand iſt aͤlter als der eure.</p><lb/> </sp> <sp who="#RUD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/> <p>Ich ehr’ ihn, und mein Schwert ſoll ihn beſchuͤtzen.</p><lb/> </sp> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#g">Der</hi> Arm, Herr Freiherr, der die harte Erde<lb/> Sich unterwirft und ihren Schooß befruchtet,<lb/> Kann auch des Mannes Bruſt beſchuͤtzen.</p><lb/> </sp> <sp who="#RUD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/> <p>Ihr<lb/> Sollt <hi rendition="#g">meine</hi> Bruſt, ich will die <hi rendition="#g">eure</hi> ſchuͤtzen,<lb/> So ſind wir einer durch den andern ſtark.<lb/> — Doch wozu reden, da das Vaterland<lb/> Ein Raub noch iſt der fremden Tyrannei?<lb/> Wenn erſt der Boden rein iſt von dem Feind,<lb/> Dann wollen wirs in Frieden ſchon vergleichen.</p><lb/> <stage>(nachdem er einen Augenblick inne gehalten)</stage><lb/> <p>Ihr ſchweigt? Ihr habt mir nichts zu ſagen? Wie!<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0194]
Melchthal
Hier iſt meine Hand!
Des Bauern Handſchlag, edler Herr, iſt auch
Ein Manneswort! Was iſt der Ritter ohne uns?
Und unſer Stand iſt aͤlter als der eure.
Rudenz
Ich ehr’ ihn, und mein Schwert ſoll ihn beſchuͤtzen.
Melchthal
Der Arm, Herr Freiherr, der die harte Erde
Sich unterwirft und ihren Schooß befruchtet,
Kann auch des Mannes Bruſt beſchuͤtzen.
Rudenz
Ihr
Sollt meine Bruſt, ich will die eure ſchuͤtzen,
So ſind wir einer durch den andern ſtark.
— Doch wozu reden, da das Vaterland
Ein Raub noch iſt der fremden Tyrannei?
Wenn erſt der Boden rein iſt von dem Feind,
Dann wollen wirs in Frieden ſchon vergleichen.
(nachdem er einen Augenblick inne gehalten)
Ihr ſchweigt? Ihr habt mir nichts zu ſagen? Wie!
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/194>, abgerufen am 16.02.2025. |