Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.Drum haltet fest zusammen -- fest und ewig -- Kein Ort der Freiheit sei dem andern fremd -- Hochwachten stellet aus auf euren Bergen, Daß sich der Bund zum Bunde rasch versammle -- Seid einig -- einig -- einig -- (er fällt in das Küssen zurück -- seine Hände halten entseelt noch die andern gefaßt. Fürst und Stauffacher betrachten ihn noch eine Zeitlang schweigend, dann treten sie hin- weg, jeder seinem Schmerz überlassen. Unterdessen sind die Knechte still herein gedrungen, sie nähern sich mit Zei- chen eines stillern oder heftigern Schmerzens, einige knieen bei ihm nieder und weinen auf seine Hand, während dieser stummen Scene wird die Burgglocke geläutet) Rudenz zu den Vorigen Rudenz (rasch eintretend) Lebt er? O saget, kann er mich noch hören? Walther Fürst (deutet hin mit weggewandtem Gesicht) Ihr seid jezt unser Lehensherr und Schirmer, Und dieses Schloß hat einen andern Nahmen. Rudenz (erblickt den Leichnam und steht von hestigem Schmerz ergriffen) Drum haltet feſt zuſammen — feſt und ewig — Kein Ort der Freiheit ſei dem andern fremd — Hochwachten ſtellet aus auf euren Bergen, Daß ſich der Bund zum Bunde raſch verſammle — Seid einig — einig — einig — (er fällt in das Küſſen zurück — ſeine Hände halten entſeelt noch die andern gefaßt. Fürſt und Stauffacher betrachten ihn noch eine Zeitlang ſchweigend, dann treten ſie hin- weg, jeder ſeinem Schmerz überlaſſen. Unterdeſſen ſind die Knechte ſtill herein gedrungen, ſie nähern ſich mit Zei- chen eines ſtillern oder heftigern Schmerzens, einige knieen bei ihm nieder und weinen auf ſeine Hand, während dieſer ſtummen Scene wird die Burgglocke geläutet) Rudenz zu den Vorigen Rudenz (raſch eintretend) Lebt er? O ſaget, kann er mich noch hoͤren? Walther Fuͤrſt (deutet hin mit weggewandtem Geſicht) Ihr ſeid jezt unſer Lehensherr und Schirmer, Und dieſes Schloß hat einen andern Nahmen. Rudenz (erblickt den Leichnam und ſteht von heſtigem Schmerz ergriffen) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ATT"> <pb facs="#f0191" n="177"/> <p>Drum haltet feſt zuſammen — feſt und ewig —<lb/> Kein Ort der Freiheit ſei dem andern fremd —<lb/> Hochwachten ſtellet aus auf euren Bergen,<lb/> Daß ſich der Bund zum Bunde raſch verſammle —<lb/> Seid einig — einig — einig —</p><lb/> <stage>(er fällt in das Küſſen zurück — ſeine Hände halten entſeelt<lb/> noch die andern gefaßt. Fürſt und Stauffacher betrachten<lb/> ihn noch eine Zeitlang ſchweigend, dann treten ſie hin-<lb/> weg, jeder ſeinem Schmerz überlaſſen. Unterdeſſen ſind<lb/> die Knechte ſtill herein gedrungen, ſie nähern ſich mit Zei-<lb/> chen eines ſtillern oder heftigern Schmerzens, einige knieen<lb/> bei ihm nieder und weinen auf ſeine Hand, während dieſer<lb/> ſtummen Scene wird die Burgglocke geläutet)</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Rudenz</hi> zu den <hi rendition="#g">Vorigen</hi></stage><lb/> </sp> <sp who="#RUD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker> <stage>(raſch eintretend)</stage><lb/> <p>Lebt er? O ſaget, kann er mich noch hoͤren?</p><lb/> </sp> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walther Fuͤrſt</hi> </speaker><lb/> <stage>(deutet hin mit weggewandtem Geſicht)</stage><lb/> <p><hi rendition="#g">Ihr</hi> ſeid jezt unſer Lehensherr und Schirmer,<lb/> Und dieſes Schloß hat einen andern Nahmen.</p><lb/> </sp> <sp who="#RUD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/> <stage>(erblickt den Leichnam und ſteht von heſtigem Schmerz ergriffen)</stage><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0191]
Drum haltet feſt zuſammen — feſt und ewig —
Kein Ort der Freiheit ſei dem andern fremd —
Hochwachten ſtellet aus auf euren Bergen,
Daß ſich der Bund zum Bunde raſch verſammle —
Seid einig — einig — einig —
(er fällt in das Küſſen zurück — ſeine Hände halten entſeelt
noch die andern gefaßt. Fürſt und Stauffacher betrachten
ihn noch eine Zeitlang ſchweigend, dann treten ſie hin-
weg, jeder ſeinem Schmerz überlaſſen. Unterdeſſen ſind
die Knechte ſtill herein gedrungen, ſie nähern ſich mit Zei-
chen eines ſtillern oder heftigern Schmerzens, einige knieen
bei ihm nieder und weinen auf ſeine Hand, während dieſer
ſtummen Scene wird die Burgglocke geläutet)
Rudenz zu den Vorigen
Rudenz (raſch eintretend)
Lebt er? O ſaget, kann er mich noch hoͤren?
Walther Fuͤrſt
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/191>, abgerufen am 25.07.2024. |