Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritte Scene
Wiese bei Altorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der
Hut auf einer Stange. Der Prospekt wird begrenzt durch den
Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt.
Frießhardt und Leuthold halten Wache
Frießhardt
Wir passen auf umsonst. Es will sich niemand
Heran begeben und dem Hut sein' Reverenz
Erzeigen. 's war doch sonst wie Jahrmarkt hier,
Jezt ist der ganze Anger wie verödet,
Seitdem der Popanz auf der Stange hängt.

Leuthold
Nur schlecht Gesindel läßt sich sehn und schwingt
Uns zum Verdrieße die zerlumpten Mützen.
Was rechte Leute sind, die machen lieber
Den langen Umweg um den halben Flecken,
Eh sie den Rücken beugten vor dem Hut.

Frießhardt
Sie müssen über diesen Platz, wenn sie
Vom Rathhaus kommen um die Mittagstunde.
Dritte Scene
Wieſe bei Altorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der
Hut auf einer Stange. Der Proſpekt wird begrenzt durch den
Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt.
Frießhardt und Leuthold halten Wache
Frießhardt
Wir paſſen auf umſonſt. Es will ſich niemand
Heran begeben und dem Hut ſein’ Reverenz
Erzeigen. ’s war doch ſonſt wie Jahrmarkt hier,
Jezt iſt der ganze Anger wie veroͤdet,
Seitdem der Popanz auf der Stange haͤngt.

Leuthold
Nur ſchlecht Geſindel laͤßt ſich ſehn und ſchwingt
Uns zum Verdrieße die zerlumpten Muͤtzen.
Was rechte Leute ſind, die machen lieber
Den langen Umweg um den halben Flecken,
Eh ſie den Ruͤcken beugten vor dem Hut.

Frießhardt
Sie muͤſſen uͤber dieſen Platz, wenn ſie
Vom Rathhaus kommen um die Mittagſtunde.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0136" n="122"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Dritte Scene</hi> </hi> </head><lb/>
          <stage>Wie&#x017F;e bei Altorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der<lb/>
Hut auf einer Stange. Der Pro&#x017F;pekt wird begrenzt durch den<lb/>
Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt.</stage><lb/>
          <stage><hi rendition="#g">Frießhardt</hi> und <hi rendition="#g">Leuthold</hi> halten Wache</stage><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker> <hi rendition="#g">Frießhardt</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wir pa&#x017F;&#x017F;en auf um&#x017F;on&#x017F;t. Es will &#x017F;ich niemand<lb/>
Heran begeben und dem Hut &#x017F;ein&#x2019; Reverenz<lb/>
Erzeigen. &#x2019;s war doch &#x017F;on&#x017F;t wie Jahrmarkt hier,<lb/>
Jezt i&#x017F;t der ganze Anger wie vero&#x0364;det,<lb/>
Seitdem der Popanz auf der Stange ha&#x0364;ngt.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LEU">
            <speaker> <hi rendition="#g">Leuthold</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nur &#x017F;chlecht Ge&#x017F;indel la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;ehn und &#x017F;chwingt<lb/>
Uns zum Verdrieße die zerlumpten Mu&#x0364;tzen.<lb/>
Was rechte Leute &#x017F;ind, die machen lieber<lb/>
Den langen Umweg um den halben Flecken,<lb/>
Eh &#x017F;ie den Ru&#x0364;cken beugten vor dem Hut.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FRI">
            <speaker> <hi rendition="#g">Frießhardt</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber die&#x017F;en Platz, wenn &#x017F;ie<lb/>
Vom Rathhaus kommen um die Mittag&#x017F;tunde.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0136] Dritte Scene Wieſe bei Altorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der Hut auf einer Stange. Der Proſpekt wird begrenzt durch den Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt. Frießhardt und Leuthold halten Wache Frießhardt Wir paſſen auf umſonſt. Es will ſich niemand Heran begeben und dem Hut ſein’ Reverenz Erzeigen. ’s war doch ſonſt wie Jahrmarkt hier, Jezt iſt der ganze Anger wie veroͤdet, Seitdem der Popanz auf der Stange haͤngt. Leuthold Nur ſchlecht Geſindel laͤßt ſich ſehn und ſchwingt Uns zum Verdrieße die zerlumpten Muͤtzen. Was rechte Leute ſind, die machen lieber Den langen Umweg um den halben Flecken, Eh ſie den Ruͤcken beugten vor dem Hut. Frießhardt Sie muͤſſen uͤber dieſen Platz, wenn ſie Vom Rathhaus kommen um die Mittagſtunde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/136
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/136>, abgerufen am 27.11.2024.