Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Hinaus zu senden in des Lebens Weiten -- Dann mögen diese Felsen um uns her Die undurchdringlich feste Mauer breiten, Und dieß verschloßne sel'ge Thal allein Zum Himmel offen und gelichtet seyn! Bertha Jezt bist du ganz, wie dich mein ahnend Herz Geträumt, mich hat mein Glaube nicht betrogen! Rudenz Fahr' hin, du eitler Wahn, der mich bethört! Ich soll das Glück in meiner Heimat finden. Hier wo der Knabe fröhlich aufgeblüht, Wo tausend Freudespuren mich umgeben, Wo alle Quellen mir und Bäume leben, Im Vaterland willst du die Meine werden! Ach, wohl hab' ich es stets geliebt! Ich fühls, Es fehlte mir zu jedem Glück der Erden. Bertha Wo wär die sel'ge Insel aufzufinden, Wenn sie nicht hier ist in der Unschuld Land? Hier, wo die alte Treue heimisch wohnt,
Hinaus zu ſenden in des Lebens Weiten — Dann moͤgen dieſe Felſen um uns her Die undurchdringlich feſte Mauer breiten, Und dieß verſchloßne ſel’ge Thal allein Zum Himmel offen und gelichtet ſeyn! Bertha Jezt biſt du ganz, wie dich mein ahnend Herz Getraͤumt, mich hat mein Glaube nicht betrogen! Rudenz Fahr’ hin, du eitler Wahn, der mich bethoͤrt! Ich ſoll das Gluͤck in meiner Heimat finden. Hier wo der Knabe froͤhlich aufgebluͤht, Wo tauſend Freudeſpuren mich umgeben, Wo alle Quellen mir und Baͤume leben, Im Vaterland willſt du die Meine werden! Ach, wohl hab’ ich es ſtets geliebt! Ich fuͤhls, Es fehlte mir zu jedem Gluͤck der Erden. Bertha Wo waͤr die ſel’ge Inſel aufzufinden, Wenn ſie nicht hier iſt in der Unſchuld Land? Hier, wo die alte Treue heimiſch wohnt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#RUD"> <p><pb facs="#f0133" n="119"/> Hinaus zu ſenden in des Lebens Weiten —<lb/> Dann moͤgen dieſe Felſen um uns her<lb/> Die undurchdringlich feſte Mauer breiten,<lb/> Und dieß verſchloßne ſel’ge Thal allein<lb/> Zum Himmel offen und gelichtet ſeyn!</p><lb/> </sp> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#g">Bertha</hi> </speaker><lb/> <p>Jezt biſt du ganz, wie dich mein ahnend Herz<lb/> Getraͤumt, mich hat mein Glaube nicht betrogen!</p><lb/> </sp> <sp who="#RUD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rudenz</hi> </speaker><lb/> <p>Fahr’ hin, du eitler Wahn, der mich bethoͤrt!<lb/> Ich ſoll das Gluͤck in meiner Heimat finden.<lb/> Hier wo der Knabe froͤhlich aufgebluͤht,<lb/> Wo tauſend Freudeſpuren mich umgeben,<lb/> Wo alle Quellen mir und Baͤume leben,<lb/> Im Vaterland willſt du die Meine werden!<lb/> Ach, wohl hab’ ich es ſtets geliebt! Ich fuͤhls,<lb/> Es fehlte mir zu jedem Gluͤck der Erden.</p><lb/> </sp> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#g">Bertha</hi> </speaker><lb/> <p>Wo waͤr die ſel’ge Inſel aufzufinden,<lb/> Wenn ſie nicht hier iſt in der Unſchuld Land?<lb/> Hier, wo die alte Treue heimiſch wohnt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0133]
Hinaus zu ſenden in des Lebens Weiten —
Dann moͤgen dieſe Felſen um uns her
Die undurchdringlich feſte Mauer breiten,
Und dieß verſchloßne ſel’ge Thal allein
Zum Himmel offen und gelichtet ſeyn!
Bertha
Jezt biſt du ganz, wie dich mein ahnend Herz
Getraͤumt, mich hat mein Glaube nicht betrogen!
Rudenz
Fahr’ hin, du eitler Wahn, der mich bethoͤrt!
Ich ſoll das Gluͤck in meiner Heimat finden.
Hier wo der Knabe froͤhlich aufgebluͤht,
Wo tauſend Freudeſpuren mich umgeben,
Wo alle Quellen mir und Baͤume leben,
Im Vaterland willſt du die Meine werden!
Ach, wohl hab’ ich es ſtets geliebt! Ich fuͤhls,
Es fehlte mir zu jedem Gluͤck der Erden.
Bertha
Wo waͤr die ſel’ge Inſel aufzufinden,
Wenn ſie nicht hier iſt in der Unſchuld Land?
Hier, wo die alte Treue heimiſch wohnt,
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/133>, abgerufen am 25.07.2024. |