Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
In dieser Wildniß fürcht' ich keinen Zeugen, Vom Herzen wälz' ich dieses lange Schweigen -- Bertha Seid ihr gewiß, daß uns die Jagd nicht folgt? Rudenz Die Jagd ist dorthin aus -- Jezt oder nie! Ich muß den theuren Augenblick ergreifen -- Entschieden sehen muß ich mein Geschick, Und sollt es mich auf ewig von euch scheiden. -- O waffnet eure gütgen Blicke nicht Mit dieser finstern Strenge -- Wer bin ich, Daß ich den kühnen Wunsch zu euch erhebe? Mich hat der Ruhm noch nicht genannt, ich darf Mich in die Reih' nicht stellen mit den Rittern, Die siegberühmt und glänzend euch umwerben. Nichts hab ich als mein Herz voll Treu und Liebe -- Bertha (ernst und streng) Dürft Ihr von Liebe reden und von Treue, Der treulos wird an seinen nächsten Pflichten? (Rudenz tritt zurück) k 3
In dieſer Wildniß fuͤrcht’ ich keinen Zeugen, Vom Herzen waͤlz’ ich dieſes lange Schweigen — Bertha Seid ihr gewiß, daß uns die Jagd nicht folgt? Rudenz Die Jagd iſt dorthin aus — Jezt oder nie! Ich muß den theuren Augenblick ergreifen — Entſchieden ſehen muß ich mein Geſchick, Und ſollt es mich auf ewig von euch ſcheiden. — O waffnet eure guͤtgen Blicke nicht Mit dieſer finſtern Strenge — Wer bin ich, Daß ich den kuͤhnen Wunſch zu euch erhebe? Mich hat der Ruhm noch nicht genannt, ich darf Mich in die Reih’ nicht ſtellen mit den Rittern, Die ſiegberuͤhmt und glaͤnzend euch umwerben. Nichts hab ich als mein Herz voll Treu und Liebe — Bertha (ernſt und ſtreng) Duͤrft Ihr von Liebe reden und von Treue, Der treulos wird an ſeinen naͤchſten Pflichten? (Rudenz tritt zurück) k 3
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In dieſer Wildniß fuͤrcht’ ich keinen Zeugen,
Vom Herzen waͤlz’ ich dieſes lange Schweigen —
Bertha
Seid ihr gewiß, daß uns die Jagd nicht folgt?
Rudenz
Die Jagd iſt dorthin aus — Jezt oder nie!
Ich muß den theuren Augenblick ergreifen —
Entſchieden ſehen muß ich mein Geſchick,
Und ſollt es mich auf ewig von euch ſcheiden.
— O waffnet eure guͤtgen Blicke nicht
Mit dieſer finſtern Strenge — Wer bin ich,
Daß ich den kuͤhnen Wunſch zu euch erhebe?
Mich hat der Ruhm noch nicht genannt, ich darf
Mich in die Reih’ nicht ſtellen mit den Rittern,
Die ſiegberuͤhmt und glaͤnzend euch umwerben.
Nichts hab ich als mein Herz voll Treu und Liebe —
Bertha (ernſt und ſtreng)
Duͤrft Ihr von Liebe reden und von Treue,
Der treulos wird an ſeinen naͤchſten Pflichten?
(Rudenz tritt zurück)
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/127>, abgerufen am 17.02.2025. |