Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Man muß dem Augenblick auch was vertrauen. -- Doch seht, indeß wir nächtlich hier noch tagen, Stellt auf den höchsten Bergen schon der Morgen Die glüh'nde Hochwacht aus -- Kommt, laßt uns scheiden, Eh uns des Tages Leuchten überrascht. Walther Fürst Sorgt nicht, die Nacht weicht langsam aus den Thälern. (Alle haben unwillkührlich die Hüte abgenommen und be- trachten mit stiller Sammlung die Morgenröthe) Rösselmann Bei diesem Licht, das uns zuerst begrüßt Von allen Völkern, die tief unter uns Schwerathmend wohnen in dem Qualm der Städte, Laßt uns den Eid des neuen Bundes schwören. -- Wir wollen seyn ein einzig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. (alle sprechen es nach mit erhobenen drei Fingern) -- Wir wollen frey seyn wie die Väter waren, Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. (wie oben) i 3
Man muß dem Augenblick auch was vertrauen. — Doch ſeht, indeß wir naͤchtlich hier noch tagen, Stellt auf den hoͤchſten Bergen ſchon der Morgen Die gluͤh’nde Hochwacht aus — Kommt, laßt uns ſcheiden, Eh uns des Tages Leuchten uͤberraſcht. Walther Fuͤrſt Sorgt nicht, die Nacht weicht langſam aus den Thaͤlern. (Alle haben unwillkührlich die Hüte abgenommen und be- trachten mit ſtiller Sammlung die Morgenröthe) Roͤſſelmann Bei dieſem Licht, das uns zuerſt begruͤßt Von allen Voͤlkern, die tief unter uns Schwerathmend wohnen in dem Qualm der Staͤdte, Laßt uns den Eid des neuen Bundes ſchwoͤren. — Wir wollen ſeyn ein einzig Volk von Bruͤdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. (alle ſprechen es nach mit erhobenen drei Fingern) — Wir wollen frey ſeyn wie die Vaͤter waren, Eher den Tod, als in der Knechtſchaft leben. (wie oben) i 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#RED"> <p><pb facs="#f0115" n="101"/> Man muß dem Augenblick auch was vertrauen.<lb/> — Doch ſeht, indeß wir naͤchtlich hier noch tagen,<lb/> Stellt auf den hoͤchſten Bergen ſchon der Morgen<lb/> Die gluͤh’nde Hochwacht aus — Kommt, laßt uns ſcheiden,<lb/> Eh uns des Tages Leuchten uͤberraſcht.</p><lb/> </sp> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walther Fuͤrſt</hi> </speaker><lb/> <p>Sorgt nicht, die Nacht weicht langſam aus den Thaͤlern.</p><lb/> <stage>(Alle haben unwillkührlich die Hüte abgenommen und be-<lb/> trachten mit ſtiller Sammlung die Morgenröthe)</stage><lb/> </sp> <sp who="#ROE"> <speaker> <hi rendition="#g">Roͤſſelmann</hi> </speaker><lb/> <p>Bei dieſem Licht, das uns zuerſt begruͤßt<lb/> Von allen Voͤlkern, die tief unter uns<lb/> Schwerathmend wohnen in dem Qualm der Staͤdte,<lb/> Laßt uns den Eid des neuen Bundes ſchwoͤren.<lb/> — Wir wollen ſeyn ein einzig Volk von Bruͤdern,<lb/> In keiner Noth uns trennen und Gefahr.</p><lb/> <stage>(alle ſprechen es nach mit erhobenen drei Fingern)</stage><lb/> <p>— Wir wollen frey ſeyn wie die Vaͤter waren,<lb/> Eher den Tod, als in der Knechtſchaft leben.</p><lb/> <stage>(wie oben)</stage><lb/> <fw place="bottom" type="sig">i 3</fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0115]
Man muß dem Augenblick auch was vertrauen.
— Doch ſeht, indeß wir naͤchtlich hier noch tagen,
Stellt auf den hoͤchſten Bergen ſchon der Morgen
Die gluͤh’nde Hochwacht aus — Kommt, laßt uns ſcheiden,
Eh uns des Tages Leuchten uͤberraſcht.
Walther Fuͤrſt
Sorgt nicht, die Nacht weicht langſam aus den Thaͤlern.
(Alle haben unwillkührlich die Hüte abgenommen und be-
trachten mit ſtiller Sammlung die Morgenröthe)
Roͤſſelmann
Bei dieſem Licht, das uns zuerſt begruͤßt
Von allen Voͤlkern, die tief unter uns
Schwerathmend wohnen in dem Qualm der Staͤdte,
Laßt uns den Eid des neuen Bundes ſchwoͤren.
— Wir wollen ſeyn ein einzig Volk von Bruͤdern,
In keiner Noth uns trennen und Gefahr.
(alle ſprechen es nach mit erhobenen drei Fingern)
— Wir wollen frey ſeyn wie die Vaͤter waren,
Eher den Tod, als in der Knechtſchaft leben.
(wie oben)
i 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/115 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/115>, abgerufen am 25.07.2024. |