Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Wozu sie also tödten? Sie ist todt! Verachtung ist der wahre Tod. Verhüte, Daß nicht das Mitleid sie ins Leben rufe! Drum ist mein Rath: Man lasse die Sentenz, Die ihr das Haupt abspricht, in voller Kraft Bestehn! Sie lebe -- aber unterm Beile Des Henkers lebe sie, und schnell, wie sich Ein Arm für sie bewaffnet, fall' es nieder. Elisabeth (steht auf). Milords, ich hab' nun eure Meinungen Gehört, und sag' euch Dank für euren Eifer. Mit Gottes Beistand, der die Könige Erleuchtet, will ich eure Gründe prüfen, Und wählen, was das Bessere mir dünkt. Vierter Auftritt. Die Vorigen. Ritter Paulet mit Mortimern. Elisabeth. Da kommt Amias Paulet. Edler Sir, Was bringt ihr uns? Paulet. Glorwürd'ge Majestät! Mein Neffe, der ohnlängst von weiten Reisen Zurückgekehrt, wirft sich zu deinen Füßen Und leistet dir sein jugendlich Gelübde.
Wozu ſie alſo toͤdten? Sie iſt todt! Verachtung iſt der wahre Tod. Verhuͤte, Daß nicht das Mitleid ſie ins Leben rufe! Drum iſt mein Rath: Man laſſe die Sentenz, Die ihr das Haupt abſpricht, in voller Kraft Beſtehn! Sie lebe — aber unterm Beile Des Henkers lebe ſie, und ſchnell, wie ſich Ein Arm fuͤr ſie bewaffnet, fall' es nieder. Eliſabeth (ſteht auf). Milords, ich hab' nun eure Meinungen Gehoͤrt, und ſag' euch Dank fuͤr euren Eifer. Mit Gottes Beiſtand, der die Koͤnige Erleuchtet, will ich eure Gruͤnde pruͤfen, Und waͤhlen, was das Beſſere mir duͤnkt. Vierter Auftritt. Die Vorigen. Ritter Paulet mit Mortimern. Eliſabeth. Da kommt Amias Paulet. Edler Sir, Was bringt ihr uns? Paulet. Glorwuͤrd'ge Majeſtaͤt! Mein Neffe, der ohnlaͤngſt von weiten Reiſen Zuruͤckgekehrt, wirft ſich zu deinen Fuͤßen Und leiſtet dir ſein jugendlich Geluͤbde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LEIGRA"> <p><pb facs="#f0086" n="80"/> Wozu ſie alſo toͤdten? Sie iſt todt!<lb/> Verachtung iſt der wahre Tod. Verhuͤte,<lb/> Daß nicht das Mitleid ſie ins Leben rufe!<lb/> Drum iſt mein Rath: Man laſſe die Sentenz,<lb/> Die ihr das Haupt abſpricht, in voller Kraft<lb/> Beſtehn! Sie lebe — aber unterm Beile<lb/> Des Henkers lebe ſie, und ſchnell, wie ſich<lb/> Ein Arm fuͤr ſie bewaffnet, fall' es nieder.</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Eliſabeth</hi> </speaker> <stage>(ſteht auf).</stage><lb/> <p>Milords, ich hab' nun eure Meinungen<lb/> Gehoͤrt, und ſag' euch Dank fuͤr euren Eifer.<lb/> Mit Gottes Beiſtand, der die Koͤnige<lb/> Erleuchtet, will ich eure Gruͤnde pruͤfen,<lb/> Und waͤhlen, was das Beſſere mir duͤnkt.</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Vierter Auftritt</hi>.</head><lb/> <stage>Die Vorigen. Ritter Paulet mit Mortimern.</stage><lb/> <sp who="#ELI"> <speaker><hi rendition="#g">Eliſabeth</hi>.</speaker><lb/> <p>Da kommt Amias Paulet. Edler Sir,<lb/> Was bringt ihr uns?</p><lb/> </sp> <sp who="#PAU"> <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/> <p>Glorwuͤrd'ge Majeſtaͤt!<lb/> Mein Neffe, der ohnlaͤngſt von weiten Reiſen<lb/> Zuruͤckgekehrt, wirft ſich zu deinen Fuͤßen<lb/> Und leiſtet dir ſein jugendlich Geluͤbde.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0086]
Wozu ſie alſo toͤdten? Sie iſt todt!
Verachtung iſt der wahre Tod. Verhuͤte,
Daß nicht das Mitleid ſie ins Leben rufe!
Drum iſt mein Rath: Man laſſe die Sentenz,
Die ihr das Haupt abſpricht, in voller Kraft
Beſtehn! Sie lebe — aber unterm Beile
Des Henkers lebe ſie, und ſchnell, wie ſich
Ein Arm fuͤr ſie bewaffnet, fall' es nieder.
Eliſabeth (ſteht auf).
Milords, ich hab' nun eure Meinungen
Gehoͤrt, und ſag' euch Dank fuͤr euren Eifer.
Mit Gottes Beiſtand, der die Koͤnige
Erleuchtet, will ich eure Gruͤnde pruͤfen,
Und waͤhlen, was das Beſſere mir duͤnkt.
Vierter Auftritt.
Die Vorigen. Ritter Paulet mit Mortimern.
Eliſabeth.
Da kommt Amias Paulet. Edler Sir,
Was bringt ihr uns?
Paulet.
Glorwuͤrd'ge Majeſtaͤt!
Mein Neffe, der ohnlaͤngſt von weiten Reiſen
Zuruͤckgekehrt, wirft ſich zu deinen Fuͤßen
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/86>, abgerufen am 22.02.2025. |