Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801. Mortimer. Der Treffliche ließ selber sich herab, Die hohen Glaubenslehren mir zu deuten, Und meines Herzens Zweifel zu zerstreun. Er zeigte mir, daß grübelnde Vernunft Den Menschen ewig in der Irre leitet, Daß seine Augen sehen müssen, was Das Herz soll glauben, daß ein sichtbar Haupt Der Kirche Noth thut, daß der Geist der Wahrheit Geruht hat auf den Sitzungen der Väter. Die Wahnbegriffe meiner kind'schen Seele, Wie schwanden sie vor seinem siegenden Verstand und vor der Suada seines Mundes! Ich kehrte in der Kirche Schooß zurück, Schwur meinen Irrthum ab in seine Hände. Maria. So seid ihr einer jener Tausende, Die er mit seiner Rede Himmelskraft Wie der erhabne Prediger des Berges Ergriffen und zum ew'gen Heil geführt! Mortimer. Als ihn des Amtes Pflichten bald darauf Nach Frankreich riefen, sandt' er mich nach Rheims, Wo die Gesellschaft Jesu, fromm geschäftig, Für Englands Kirche Priester auferzieht. Mortimer. Der Treffliche ließ ſelber ſich herab, Die hohen Glaubenslehren mir zu deuten, Und meines Herzens Zweifel zu zerſtreun. Er zeigte mir, daß gruͤbelnde Vernunft Den Menſchen ewig in der Irre leitet, Daß ſeine Augen ſehen muͤſſen, was Das Herz ſoll glauben, daß ein ſichtbar Haupt Der Kirche Noth thut, daß der Geiſt der Wahrheit Geruht hat auf den Sitzungen der Vaͤter. Die Wahnbegriffe meiner kind'ſchen Seele, Wie ſchwanden ſie vor ſeinem ſiegenden Verſtand und vor der Suada ſeines Mundes! Ich kehrte in der Kirche Schooß zuruͤck, Schwur meinen Irrthum ab in ſeine Haͤnde. Maria. So ſeid ihr einer jener Tauſende, Die er mit ſeiner Rede Himmelskraft Wie der erhabne Prediger des Berges Ergriffen und zum ew'gen Heil gefuͤhrt! Mortimer. Als ihn des Amtes Pflichten bald darauf Nach Frankreich riefen, ſandt' er mich nach Rheims, Wo die Geſellſchaft Jeſu, fromm geſchaͤftig, Fuͤr Englands Kirche Prieſter auferzieht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0037" n="31"/> <sp who="#MOR"> <speaker><hi rendition="#g">Mortimer</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Treffliche ließ ſelber ſich herab,<lb/> Die hohen Glaubenslehren mir zu deuten,<lb/> Und meines Herzens Zweifel zu zerſtreun.<lb/> Er zeigte mir, daß gruͤbelnde Vernunft<lb/> Den Menſchen ewig in der Irre leitet,<lb/> Daß ſeine Augen ſehen muͤſſen, was<lb/> Das Herz ſoll glauben, daß ein ſichtbar Haupt<lb/> Der Kirche Noth thut, daß der Geiſt der Wahrheit<lb/> Geruht hat auf den Sitzungen der Vaͤter.<lb/> Die Wahnbegriffe meiner kind'ſchen Seele,<lb/> Wie ſchwanden ſie vor ſeinem ſiegenden<lb/> Verſtand und vor der Suada ſeines Mundes!<lb/> Ich kehrte in der Kirche Schooß zuruͤck,<lb/> Schwur meinen Irrthum ab in ſeine Haͤnde.</p><lb/> </sp> <sp who="#MARSTUA"> <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/> <p>So ſeid ihr einer jener Tauſende,<lb/> Die er mit ſeiner Rede Himmelskraft<lb/> Wie der erhabne Prediger des Berges<lb/> Ergriffen und zum ew'gen Heil gefuͤhrt!</p><lb/> </sp> <sp who="#MOR"> <speaker><hi rendition="#g">Mortimer</hi>.</speaker><lb/> <p>Als ihn des Amtes Pflichten bald darauf<lb/> Nach Frankreich riefen, ſandt' er mich nach <hi rendition="#g">Rheims</hi>,<lb/> Wo die Geſellſchaft Jeſu, fromm geſchaͤftig,<lb/> Fuͤr Englands Kirche Prieſter auferzieht.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0037]
Mortimer.
Der Treffliche ließ ſelber ſich herab,
Die hohen Glaubenslehren mir zu deuten,
Und meines Herzens Zweifel zu zerſtreun.
Er zeigte mir, daß gruͤbelnde Vernunft
Den Menſchen ewig in der Irre leitet,
Daß ſeine Augen ſehen muͤſſen, was
Das Herz ſoll glauben, daß ein ſichtbar Haupt
Der Kirche Noth thut, daß der Geiſt der Wahrheit
Geruht hat auf den Sitzungen der Vaͤter.
Die Wahnbegriffe meiner kind'ſchen Seele,
Wie ſchwanden ſie vor ſeinem ſiegenden
Verſtand und vor der Suada ſeines Mundes!
Ich kehrte in der Kirche Schooß zuruͤck,
Schwur meinen Irrthum ab in ſeine Haͤnde.
Maria.
So ſeid ihr einer jener Tauſende,
Die er mit ſeiner Rede Himmelskraft
Wie der erhabne Prediger des Berges
Ergriffen und zum ew'gen Heil gefuͤhrt!
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Wo die Geſellſchaft Jeſu, fromm geſchaͤftig,
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/37>, abgerufen am 25.07.2024. |