Entehrte meine Königin -- Dann erst, Als sie Lord Lesters schändlichen Verrath Vernahm, das unglückselige Geschick Des werthen Jünglings, der sich ihr geopfert, Des alten Ritters tiefen Jammer sah, Dem seine letzte Hoffnung starb durch sie, Da flossen ihre Thränen, nicht das eigne Schicksal, Der fremde Jammer preßte sie ihr ab.
Melvil. Wo ist sie jetzt? Könnt ihr mich zu ihr bringen?
Kennedy. Den Rest der Nacht durchwachte sie mit Beten, Nahm von den theuern Freunden schriftlich Abschied, Und schrieb ihr Testament mit eigner Hand. Jetzt pflegt sie einen Augenblick der Ruh, Der letzte Schlaf erquickt sie.
Melvil. Wer ist bei ihr?
Kennedy. Ihr Leibarzt Burgoyn, und ihre Frauen.
Zweiter Auftritt.
Margaretha Kurl zu den Vorigen.
Kennedy. Was bringt ihr, Mistreß? Ist die Lady wach?
Entehrte meine Koͤnigin — Dann erſt, Als ſie Lord Leſters ſchaͤndlichen Verrath Vernahm, das ungluͤckſelige Geſchick Des werthen Juͤnglings, der ſich ihr geopfert, Des alten Ritters tiefen Jammer ſah, Dem ſeine letzte Hoffnung ſtarb durch ſie, Da floſſen ihre Thraͤnen, nicht das eigne Schickſal, Der fremde Jammer preßte ſie ihr ab.
Melvil. Wo iſt ſie jetzt? Koͤnnt ihr mich zu ihr bringen?
Kennedy. Den Reſt der Nacht durchwachte ſie mit Beten, Nahm von den theuern Freunden ſchriftlich Abſchied, Und ſchrieb ihr Teſtament mit eigner Hand. Jetzt pflegt ſie einen Augenblick der Ruh, Der letzte Schlaf erquickt ſie.
Melvil. Wer iſt bei ihr?
Kennedy. Ihr Leibarzt Burgoyn, und ihre Frauen.
Zweiter Auftritt.
Margaretha Kurl zu den Vorigen.
Kennedy. Was bringt ihr, Miſtreß? Iſt die Lady wach?
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Entehrte meine Koͤnigin — Dann erſt,
Als ſie Lord Leſters ſchaͤndlichen Verrath
Vernahm, das ungluͤckſelige Geſchick
Des werthen Juͤnglings, der ſich ihr geopfert,
Des alten Ritters tiefen Jammer ſah,
Dem ſeine letzte Hoffnung ſtarb durch ſie,
Da floſſen ihre Thraͤnen, nicht das eigne Schickſal,
Der fremde Jammer preßte ſie ihr ab.
Melvil.
Wo iſt ſie jetzt? Koͤnnt ihr mich zu ihr bringen?
Kennedy.
Den Reſt der Nacht durchwachte ſie mit Beten,
Nahm von den theuern Freunden ſchriftlich Abſchied,
Und ſchrieb ihr Teſtament mit eigner Hand.
Jetzt pflegt ſie einen Augenblick der Ruh,
Der letzte Schlaf erquickt ſie.
Melvil.
Wer iſt bei ihr?
Kennedy.
Ihr Leibarzt Burgoyn, und ihre Frauen.
Zweiter Auftritt.
Margaretha Kurl zu den Vorigen.
Kennedy.
Was bringt ihr, Miſtreß? Iſt die Lady wach?
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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/206>, abgerufen am 29.12.2024.
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