Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Heut hat er nahe dich berührt, noch einmal Ein Wunder hoffen, hieße Gott versuchen. Schrewsbury. Der Gott, der dich durch seine Wunderhand Viermal erhielt, der heut dem schwachen Arm Des Greisen Kraft gab, einen Wüthenden Zu überwältgen -- er verdient Vertrauen! Ich will die Stimme der Gerechtigkeit Jetzt nicht erheben, jetzt ist nicht die Zeit, Du kannst in diesem Sturme sie nicht hören. Dieß eine nur vernimm! Du zitterst jetzt Vor dieser lebenden Maria. Nicht Die Lebende hast du fürchten. Zittre vor Der Todten, der Enthaupteten. Sie wird Vom Grab' erstehen, eine Zwietrachtsgöttin, Ein Rachegeist in deinem Reich herumgehn, Und deines Volkes Herzen vor dir wenden. Jetzt haßt der Britte die gefürchtete, Er wird sie rächen, wenn sie nicht mehr ist. Nicht mehr die Feindin seines Glaubens, nur Die Enkeltochter seiner Könige, Des Hasses Opfer und der Eifersucht Wird er in der bejammerten erblicken! Schnell wirst du die Veränderung erfahren. Durchziehe London, wenn die blut'ge That
Heut hat er nahe dich beruͤhrt, noch einmal Ein Wunder hoffen, hieße Gott verſuchen. Schrewsbury. Der Gott, der dich durch ſeine Wunderhand Viermal erhielt, der heut dem ſchwachen Arm Des Greiſen Kraft gab, einen Wuͤthenden Zu uͤberwaͤltgen — er verdient Vertrauen! Ich will die Stimme der Gerechtigkeit Jetzt nicht erheben, jetzt iſt nicht die Zeit, Du kannſt in dieſem Sturme ſie nicht hoͤren. Dieß eine nur vernimm! Du zitterſt jetzt Vor dieſer lebenden Maria. Nicht Die Lebende haſt du fuͤrchten. Zittre vor Der Todten, der Enthaupteten. Sie wird Vom Grab' erſtehen, eine Zwietrachtsgoͤttin, Ein Rachegeiſt in deinem Reich herumgehn, Und deines Volkes Herzen vor dir wenden. Jetzt haßt der Britte die gefuͤrchtete, Er wird ſie raͤchen, wenn ſie nicht mehr iſt. Nicht mehr die Feindin ſeines Glaubens, nur Die Enkeltochter ſeiner Koͤnige, Des Haſſes Opfer und der Eiferſucht Wird er in der bejammerten erblicken! Schnell wirſt du die Veraͤnderung erfahren. Durchziehe London, wenn die blut'ge That <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#BURL"> <p><pb facs="#f0189" n="183"/> Heut hat er <hi rendition="#g">nahe</hi> dich beruͤhrt, noch einmal<lb/> Ein Wunder hoffen, hieße Gott verſuchen.</p><lb/> </sp> <sp who="#TALBGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Schrewsbury</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Gott, der dich durch ſeine Wunderhand<lb/> Viermal erhielt, der heut dem ſchwachen Arm<lb/> Des Greiſen Kraft gab, einen Wuͤthenden<lb/> Zu uͤberwaͤltgen — <hi rendition="#g">er</hi> verdient Vertrauen!<lb/> Ich will die Stimme der Gerechtigkeit<lb/> Jetzt nicht erheben, jetzt iſt nicht die Zeit,<lb/> Du kannſt in dieſem Sturme ſie nicht hoͤren.<lb/> Dieß eine nur vernimm! Du zitterſt jetzt<lb/> Vor dieſer lebenden Maria. Nicht<lb/> Die Lebende haſt du fuͤrchten. Zittre vor<lb/> Der Todten, der Enthaupteten. Sie wird<lb/> Vom Grab' erſtehen, eine Zwietrachtsgoͤttin,<lb/> Ein Rachegeiſt in deinem Reich herumgehn,<lb/> Und deines Volkes Herzen vor dir wenden.<lb/> Jetzt haßt der Britte die gefuͤrchtete,<lb/> Er wird ſie <hi rendition="#g">raͤchen</hi>, wenn ſie nicht mehr iſt.<lb/> Nicht mehr die Feindin ſeines Glaubens, nur<lb/> Die Enkeltochter ſeiner Koͤnige,<lb/> Des Haſſes Opfer und der Eiferſucht<lb/> Wird er in der bejammerten erblicken!<lb/> Schnell wirſt du die Veraͤnderung erfahren.<lb/> Durchziehe London, wenn die blut'ge That<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0189]
Heut hat er nahe dich beruͤhrt, noch einmal
Ein Wunder hoffen, hieße Gott verſuchen.
Schrewsbury.
Der Gott, der dich durch ſeine Wunderhand
Viermal erhielt, der heut dem ſchwachen Arm
Des Greiſen Kraft gab, einen Wuͤthenden
Zu uͤberwaͤltgen — er verdient Vertrauen!
Ich will die Stimme der Gerechtigkeit
Jetzt nicht erheben, jetzt iſt nicht die Zeit,
Du kannſt in dieſem Sturme ſie nicht hoͤren.
Dieß eine nur vernimm! Du zitterſt jetzt
Vor dieſer lebenden Maria. Nicht
Die Lebende haſt du fuͤrchten. Zittre vor
Der Todten, der Enthaupteten. Sie wird
Vom Grab' erſtehen, eine Zwietrachtsgoͤttin,
Ein Rachegeiſt in deinem Reich herumgehn,
Und deines Volkes Herzen vor dir wenden.
Jetzt haßt der Britte die gefuͤrchtete,
Er wird ſie raͤchen, wenn ſie nicht mehr iſt.
Nicht mehr die Feindin ſeines Glaubens, nur
Die Enkeltochter ſeiner Koͤnige,
Des Haſſes Opfer und der Eiferſucht
Wird er in der bejammerten erblicken!
Schnell wirſt du die Veraͤnderung erfahren.
Durchziehe London, wenn die blut'ge That
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |