Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.
Und seid die Glocke eurer Thaten. Das Ist Eure Weise, Lord. Die meine ist, Erst handeln und dann reden! Burleigh. Ihr redet jetzo weil ihr müßt. Leicester. (ihn stolz und höhnisch mit den Augen messend) Und ihr Berühmt euch, eine wundergroße That Ins Werk gerichtet, eure Königin Gerettet, die Verrätherei entlarvt Zu haben -- Alles wißt ihr, eurem Scharfblick Kann nichts entgehen, meint ihr -- Armer Prahler! Trotz eurer Spürkunst war Maria Stuart Noch heute frei, wenn ich es nicht verhindert. Burleigh. Ihr hättet -- Leicester.
Ich, Milord. Die Königin Vertraute sich dem Mortimer, sie schloß Ihr Innerstes ihm auf, sie gieng so weit, Ihm einen blut'gen Auftrag gegen die Maria Zu geben, da der Oheim sich mit Abscheu Von einem gleichen Antrag abgewendet -- Sagt! Ist es nicht so? (Königin und Burleigh sehen einander betroffen an.)
Und ſeid die Glocke eurer Thaten. Das Iſt Eure Weiſe, Lord. Die meine iſt, Erſt handeln und dann reden! Burleigh. Ihr redet jetzo weil ihr muͤßt. Leiceſter. (ihn ſtolz und hoͤhniſch mit den Augen meſſend) Und ihr Beruͤhmt euch, eine wundergroße That Ins Werk gerichtet, eure Koͤnigin Gerettet, die Verraͤtherei entlarvt Zu haben — Alles wißt ihr, eurem Scharfblick Kann nichts entgehen, meint ihr — Armer Prahler! Trotz eurer Spuͤrkunſt war Maria Stuart Noch heute frei, wenn ich es nicht verhindert. Burleigh. Ihr haͤttet — Leiceſter.
Ich, Milord. Die Koͤnigin Vertraute ſich dem Mortimer, ſie ſchloß Ihr Innerſtes ihm auf, ſie gieng ſo weit, Ihm einen blut'gen Auftrag gegen die Maria Zu geben, da der Oheim ſich mit Abſcheu Von einem gleichen Antrag abgewendet — Sagt! Iſt es nicht ſo? (Koͤnigin und Burleigh ſehen einander betroffen an.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LEIGRA"> <p><pb facs="#f0179" n="173"/> Und ſeid die Glocke eurer Thaten. <hi rendition="#g">Das</hi><lb/> Iſt <hi rendition="#g">Eure</hi> Weiſe, Lord. Die meine iſt,<lb/> Erſt handeln und dann reden!</p><lb/> </sp> <sp who="#BURL"> <speaker><hi rendition="#g">Burleigh</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr redet jetzo weil ihr muͤßt.</p><lb/> </sp> <sp who="#LEIGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Leiceſter</hi>.</speaker><lb/> <stage>(ihn ſtolz und hoͤhniſch mit den Augen meſſend)</stage><lb/> <p>Und ihr<lb/> Beruͤhmt euch, eine wundergroße That<lb/> Ins Werk gerichtet, eure Koͤnigin<lb/> Gerettet, die Verraͤtherei entlarvt<lb/> Zu haben — Alles wißt ihr, eurem Scharfblick<lb/> Kann nichts entgehen, meint ihr — Armer Prahler!<lb/> Trotz eurer Spuͤrkunſt war Maria Stuart<lb/> Noch heute frei, wenn <hi rendition="#g">ich</hi> es nicht verhindert.</p><lb/> </sp> <sp who="#BURL"> <speaker><hi rendition="#g">Burleigh</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr haͤttet —</p><lb/> </sp> <sp who="#LEIGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Leiceſter</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich, Milord. Die Koͤnigin<lb/> Vertraute ſich dem Mortimer, ſie ſchloß<lb/> Ihr Innerſtes ihm auf, ſie gieng ſo weit,<lb/> Ihm einen blut'gen Auftrag gegen die Maria<lb/> Zu geben, da der Oheim ſich mit Abſcheu<lb/> Von einem gleichen Antrag abgewendet —<lb/> Sagt! Iſt es nicht ſo?</p><lb/> <stage>(Koͤnigin und Burleigh ſehen einander betroffen an.)</stage><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0179]
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Erſt handeln und dann reden!
Burleigh.
Ihr redet jetzo weil ihr muͤßt.
Leiceſter.
(ihn ſtolz und hoͤhniſch mit den Augen meſſend)
Und ihr
Beruͤhmt euch, eine wundergroße That
Ins Werk gerichtet, eure Koͤnigin
Gerettet, die Verraͤtherei entlarvt
Zu haben — Alles wißt ihr, eurem Scharfblick
Kann nichts entgehen, meint ihr — Armer Prahler!
Trotz eurer Spuͤrkunſt war Maria Stuart
Noch heute frei, wenn ich es nicht verhindert.
Burleigh.
Ihr haͤttet —
Leiceſter.
Ich, Milord. Die Koͤnigin
Vertraute ſich dem Mortimer, ſie ſchloß
Ihr Innerſtes ihm auf, ſie gieng ſo weit,
Ihm einen blut'gen Auftrag gegen die Maria
Zu geben, da der Oheim ſich mit Abſcheu
Von einem gleichen Antrag abgewendet —
Sagt! Iſt es nicht ſo?
(Koͤnigin und Burleigh ſehen einander betroffen an.)
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/179>, abgerufen am 16.02.2025. |