Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801. Maria. (welche diese Zeit über halb ohnmächtig auf die Amme gelehnt war, erhebt sich jetzt und ihr Auge begegnet dem gespannten Blick der Elisabeth. Sie schaudert zusammen und wirft sich wieder an der Amme Brust) O Gott, aus diesen Zügen spricht kein Herz! Elisabeth. Wer ist die Lady? (Ein allgemeines Schweigen) Leicester. -- Du bist zu Fotheringhay, Königin. Elisabeth. (stellt sich überrascht und erstaunt, einen finstern Blick auf Leicestern richtend) Wer hat mir das gethan? Lord Lester! Leicester. Es ist geschehen, Königin -- Und nun Der Himmel deinen Schritt hieher gelenkt, So laß die Großmuth und das Mitleid siegen. Schrewsbury.
Laß dich erbitten, königliche Frau, Dein Aug' auf die Unglückliche zu richten, Die hier vergeht vor deinem Anblick. (Maria rafft sich zusammen und will auf die Elisabeth zugehen, steht aber auf halbem Weg schaudernd still, ihre Gebärden drücken den heftigsten Kampf aus.) Maria. (welche dieſe Zeit uͤber halb ohnmaͤchtig auf die Amme gelehnt war, erhebt ſich jetzt und ihr Auge begegnet dem geſpannten Blick der Eliſabeth. Sie ſchaudert zuſammen und wirft ſich wieder an der Amme Bruſt) O Gott, aus dieſen Zuͤgen ſpricht kein Herz! Eliſabeth. Wer iſt die Lady? (Ein allgemeines Schweigen) Leiceſter. — Du biſt zu Fotheringhay, Koͤnigin. Eliſabeth. (ſtellt ſich uͤberraſcht und erſtaunt, einen finſtern Blick auf Leiceſtern richtend) Wer hat mir das gethan? Lord Leſter! Leiceſter. Es iſt geſchehen, Koͤnigin — Und nun Der Himmel deinen Schritt hieher gelenkt, So laß die Großmuth und das Mitleid ſiegen. Schrewsbury.
Laß dich erbitten, koͤnigliche Frau, Dein Aug' auf die Ungluͤckliche zu richten, Die hier vergeht vor deinem Anblick. (Maria rafft ſich zuſammen und will auf die Eliſabeth zugehen, ſteht aber auf halbem Weg ſchaudernd ſtill, ihre Gebaͤrden druͤcken den heftigſten Kampf aus.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0132" n="126"/> <sp who="#MARSTUA"> <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/> <stage>(welche dieſe Zeit uͤber halb ohnmaͤchtig auf die Amme gelehnt<lb/> war, erhebt ſich jetzt und ihr Auge begegnet dem geſpannten<lb/> Blick der Eliſabeth. Sie ſchaudert zuſammen und wirft ſich<lb/> wieder an der Amme Bruſt)</stage><lb/> <p>O Gott, aus dieſen Zuͤgen ſpricht kein Herz!</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker><hi rendition="#g">Eliſabeth</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer iſt die Lady?</p> <stage>(Ein allgemeines Schweigen)</stage><lb/> </sp> <sp who="#LEIGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Leiceſter</hi>.</speaker><lb/> <p>— Du biſt zu Fotheringhay, Koͤnigin.</p><lb/> </sp> <sp who="#ELI"> <speaker><hi rendition="#g">Eliſabeth</hi>.</speaker><lb/> <stage>(ſtellt ſich uͤberraſcht und erſtaunt, einen finſtern Blick auf<lb/> Leiceſtern richtend)</stage><lb/> <p>Wer hat mir das gethan? Lord Leſter!</p><lb/> </sp> <sp who="#LEIGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Leiceſter</hi>.</speaker><lb/> <p>Es iſt geſchehen, Koͤnigin — Und nun<lb/> Der Himmel deinen Schritt hieher gelenkt,<lb/> So laß die Großmuth und das Mitleid ſiegen.</p><lb/> </sp> <sp who="#TALBGRA"> <speaker><hi rendition="#g">Schrewsbury</hi>.</speaker><lb/> <p>Laß dich erbitten, koͤnigliche Frau,<lb/> Dein Aug' auf die Ungluͤckliche zu richten,<lb/> Die hier vergeht vor deinem Anblick.</p><lb/> <stage>(Maria rafft ſich zuſammen und will auf die Eliſabeth zugehen,<lb/> ſteht aber auf halbem Weg ſchaudernd ſtill, ihre Gebaͤrden<lb/> druͤcken den heftigſten Kampf aus.)</stage><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0132]
Maria.
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Blick der Eliſabeth. Sie ſchaudert zuſammen und wirft ſich
wieder an der Amme Bruſt)
O Gott, aus dieſen Zuͤgen ſpricht kein Herz!
Eliſabeth.
Wer iſt die Lady? (Ein allgemeines Schweigen)
Leiceſter.
— Du biſt zu Fotheringhay, Koͤnigin.
Eliſabeth.
(ſtellt ſich uͤberraſcht und erſtaunt, einen finſtern Blick auf
Leiceſtern richtend)
Wer hat mir das gethan? Lord Leſter!
Leiceſter.
Es iſt geſchehen, Koͤnigin — Und nun
Der Himmel deinen Schritt hieher gelenkt,
So laß die Großmuth und das Mitleid ſiegen.
Schrewsbury.
Laß dich erbitten, koͤnigliche Frau,
Dein Aug' auf die Ungluͤckliche zu richten,
Die hier vergeht vor deinem Anblick.
(Maria rafft ſich zuſammen und will auf die Eliſabeth zugehen,
ſteht aber auf halbem Weg ſchaudernd ſtill, ihre Gebaͤrden
druͤcken den heftigſten Kampf aus.)
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Zitationshilfe: | Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/132>, abgerufen am 25.07.2024. |