Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.Die Räuber, Meine Aug-Braunen sollen über euch herhangenwie Gewitter-Wolken, mein herrischer Name schwe- ben wie ein drohender Komet über diesen Gebir- gen, meine Stirne soll euer Wetterglas seyn! Er streichelte und koßte den Naken, der gegen ihn stör- rig zurük schlug. Streicheln und Kosen ist meine Sache nicht. Jch will euch die zakichte Sporen ins Fleisch hauen, und die scharfe Geißel versu- chen. -- Jn meinem Gebiet solls so weit kom- men, daß Kartoffeln und dünn Bier ein Trakta- ment für Festtage werden, und wehe dem, der mir mit vollen feurigen Backen unter die Augen trit! Blässe der Armuth und sclavischen Furcht sind meine Leibfarbe: in diese Liverey will ich euch klei- den! Er geht ab. Dritte Scene. die böhmischen Wälder. Spiegelberg, Razmann, Räuberhaufen. Razmann. Bist da? bists wirklich? So laß dich doch zu Brey zusammen drucken, lieber Her- zens-Bruder Moriz! Willkommen in den Böhmi- schen Wäldern! Bist ja gros worden und stark. Stern-Kreuz-Bataillon! Bringst ja Rekruten mit einen ganzen Trieb, du trefflicher Werber! Spiegelberg. Gelt Bruder? Gelt? Und das gan-
Die Raͤuber, Meine Aug-Braunen ſollen uͤber euch herhangenwie Gewitter-Wolken, mein herriſcher Name ſchwe- ben wie ein drohender Komet uͤber dieſen Gebir- gen, meine Stirne ſoll euer Wetterglas ſeyn! Er ſtreichelte und koßte den Naken, der gegen ihn ſtoͤr- rig zuruͤk ſchlug. Streicheln und Koſen iſt meine Sache nicht. Jch will euch die zakichte Sporen ins Fleiſch hauen, und die ſcharfe Geißel verſu- chen. — Jn meinem Gebiet ſolls ſo weit kom- men, daß Kartoffeln und duͤnn Bier ein Trakta- ment fuͤr Feſttage werden, und wehe dem, der mir mit vollen feurigen Backen unter die Augen trit! Blaͤſſe der Armuth und ſclaviſchen Furcht ſind meine Leibfarbe: in dieſe Liverey will ich euch klei- den! Er geht ab. Dritte Scene. die boͤhmiſchen Waͤlder. Spiegelberg, Razmann, Raͤuberhaufen. Razmann. Biſt da? biſts wirklich? So laß dich doch zu Brey zuſammen drucken, lieber Her- zens-Bruder Moriz! Willkommen in den Boͤhmi- ſchen Waͤldern! Biſt ja gros worden und ſtark. Stern-Kreuz-Bataillon! Bringſt ja Rekruten mit einen ganzen Trieb, du trefflicher Werber! Spiegelberg. Gelt Bruder? Gelt? Und das gan-
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Die Raͤuber,
Meine Aug-Braunen ſollen uͤber euch herhangen
wie Gewitter-Wolken, mein herriſcher Name ſchwe-
ben wie ein drohender Komet uͤber dieſen Gebir-
gen, meine Stirne ſoll euer Wetterglas ſeyn! Er
ſtreichelte und koßte den Naken, der gegen ihn ſtoͤr-
rig zuruͤk ſchlug. Streicheln und Koſen iſt meine
Sache nicht. Jch will euch die zakichte Sporen
ins Fleiſch hauen, und die ſcharfe Geißel verſu-
chen. — Jn meinem Gebiet ſolls ſo weit kom-
men, daß Kartoffeln und duͤnn Bier ein Trakta-
ment fuͤr Feſttage werden, und wehe dem, der mir
mit vollen feurigen Backen unter die Augen trit!
Blaͤſſe der Armuth und ſclaviſchen Furcht ſind
meine Leibfarbe: in dieſe Liverey will ich euch klei-
den! Er geht ab.
Dritte Scene.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/98>, abgerufen am 27.07.2024. |