Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.Die Räuber, fand -- und vergebens sein harrte im Kreis seinereilfe -- und sein Klage-Lied, als er vernahm; sein Joseph sey ihm genommen auf ewig -- Amalia. ließt. "Da nahmen sie Josephs Rock, "und schlachteten einen Ziegenbock, und tauchten "den Rok in das Blut, und schikten den bunten "Rok hin, und liessen ihn ihren Vater bringen, und "sagen: Diesen haben wir funden, siehe, obs dei- "nes Sohnes Rock sey, oder nicht? Franz geht plöz- "lich hinweg. Er kannte ihn aber und sprach: Es "ist meines Sohnes Rock, ein böses Thier hat ihn "gefressen, ein reissend Thier hat Joseph zerrissen! -- D. a. Moor. fällt aufs Kissen zurück. Ein reissend Thier hat Joseph zerrissen! Amalia ließt weiter. "Und Jacob zerris seine "Kleider, und legte einen Sack um seine Lenden, "und trug Leide um seinen Sohn lange Zeit, und "all seine Söhne und Töchter traten auf, daß sie "ihn trösteten, aber er wollte sich nicht trösten las- "sen und sprach: Jch werde mit Leid hinunterfah- "ren -- D. a. Moor. Hör auf, hör auf! Mir wird sehr übel. Amalia hinzuspringend, läßt das Buch fallen. Hilf Himmel! Was ist das? D. a. Moor. Das ist der Tod! -- Schwarz -- schwimmt -- vor meinen -- Augen -- ich bitt dich -- ruf dem Pastor -- daß er mir -- das Abend-
Die Raͤuber, fand — und vergebens ſein harrte im Kreis ſeinereilfe — und ſein Klage-Lied, als er vernahm; ſein Joſeph ſey ihm genommen auf ewig — Amalia. ließt. ″Da nahmen ſie Joſephs Rock, ″und ſchlachteten einen Ziegenbock, und tauchten „den Rok in das Blut, und ſchikten den bunten „Rok hin, und lieſſen ihn ihren Vater bringen, und „ſagen: Dieſen haben wir funden, ſiehe, obs dei- „nes Sohnes Rock ſey, oder nicht? Franz geht ploͤz- „lich hinweg. Er kannte ihn aber und ſprach: Es „iſt meines Sohnes Rock, ein boͤſes Thier hat ihn „gefreſſen, ein reiſſend Thier hat Joſeph zerriſſen! — D. a. Moor. faͤllt aufs Kiſſen zuruͤck. Ein reiſſend Thier hat Joſeph zerriſſen! Amalia ließt weiter. ″Und Jacob zerris ſeine „Kleider, und legte einen Sack um ſeine Lenden, „und trug Leide um ſeinen Sohn lange Zeit, und „all ſeine Soͤhne und Toͤchter traten auf, daß ſie „ihn troͤſteten, aber er wollte ſich nicht troͤſten laſ- „ſen und ſprach: Jch werde mit Leid hinunterfah- „ren — D. a. Moor. Hoͤr auf, hoͤr auf! Mir wird ſehr uͤbel. Amalia hinzuſpringend, laͤßt das Buch fallen. Hilf Himmel! Was iſt das? D. a. Moor. Das iſt der Tod! — Schwarz — ſchwimmt — vor meinen — Augen — ich bitt dich — ruf dem Paſtor — daß er mir — das Abend-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MOOR"> <p><pb facs="#f0096" n="74"/><fw place="top" type="header">Die Raͤuber,</fw><lb/> fand — und vergebens ſein harrte im Kreis ſeiner<lb/> eilfe — und ſein Klage-Lied, als er vernahm;<lb/> ſein Joſeph ſey ihm genommen auf ewig —</p> </sp><lb/> <sp who="#AMA"> <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker> <stage>ließt.</stage> <p>″Da nahmen ſie Joſephs Rock,<lb/> ″und ſchlachteten einen Ziegenbock, und tauchten<lb/> „den Rok in das Blut, und ſchikten den bunten<lb/> „Rok hin, und lieſſen ihn ihren Vater bringen, und<lb/> „ſagen: Dieſen haben wir funden, ſiehe, obs dei-<lb/> „nes Sohnes Rock ſey, oder nicht? <stage>Franz geht ploͤz-<lb/> „lich hinweg.</stage> Er kannte ihn aber und ſprach: Es<lb/> „iſt meines Sohnes Rock, ein boͤſes Thier hat ihn<lb/> „gefreſſen, ein reiſſend Thier hat Joſeph zerriſſen! —</p> </sp><lb/> <sp who="#MOOR"> <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker> <stage>faͤllt aufs Kiſſen zuruͤck.</stage> <p>Ein reiſſend<lb/> Thier hat Joſeph zerriſſen!</p> </sp><lb/> <sp who="#AMA"> <speaker> <hi rendition="#b">Amalia</hi> </speaker> <stage>ließt weiter.</stage> <p>″Und Jacob zerris ſeine<lb/> „Kleider, und legte einen Sack um ſeine Lenden,<lb/> „und trug Leide um ſeinen Sohn lange Zeit, und<lb/> „all ſeine Soͤhne und Toͤchter traten auf, daß ſie<lb/> „ihn troͤſteten, aber er wollte ſich nicht troͤſten laſ-<lb/> „ſen und ſprach: Jch werde mit Leid hinunterfah-<lb/> „ren —</p> </sp><lb/> <sp who="#MOOR"> <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker> <p>Hoͤr auf, hoͤr auf! Mir wird<lb/> ſehr uͤbel.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMA"> <speaker> <hi rendition="#b">Amalia</hi> </speaker> <stage>hinzuſpringend, laͤßt das Buch fallen.</stage> <p>Hilf<lb/> Himmel! Was iſt das?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOOR"> <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker> <p>Das iſt der Tod! — Schwarz —<lb/> ſchwimmt — vor meinen — Augen — ich bitt<lb/> dich — ruf dem Paſtor — daß er mir — das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Abend-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0096]
Die Raͤuber,
fand — und vergebens ſein harrte im Kreis ſeiner
eilfe — und ſein Klage-Lied, als er vernahm;
ſein Joſeph ſey ihm genommen auf ewig —
Amalia. ließt. ″Da nahmen ſie Joſephs Rock,
″und ſchlachteten einen Ziegenbock, und tauchten
„den Rok in das Blut, und ſchikten den bunten
„Rok hin, und lieſſen ihn ihren Vater bringen, und
„ſagen: Dieſen haben wir funden, ſiehe, obs dei-
„nes Sohnes Rock ſey, oder nicht? Franz geht ploͤz-
„lich hinweg. Er kannte ihn aber und ſprach: Es
„iſt meines Sohnes Rock, ein boͤſes Thier hat ihn
„gefreſſen, ein reiſſend Thier hat Joſeph zerriſſen! —
D. a. Moor. faͤllt aufs Kiſſen zuruͤck. Ein reiſſend
Thier hat Joſeph zerriſſen!
Amalia ließt weiter. ″Und Jacob zerris ſeine
„Kleider, und legte einen Sack um ſeine Lenden,
„und trug Leide um ſeinen Sohn lange Zeit, und
„all ſeine Soͤhne und Toͤchter traten auf, daß ſie
„ihn troͤſteten, aber er wollte ſich nicht troͤſten laſ-
„ſen und ſprach: Jch werde mit Leid hinunterfah-
„ren —
D. a. Moor. Hoͤr auf, hoͤr auf! Mir wird
ſehr uͤbel.
Amalia hinzuſpringend, laͤßt das Buch fallen. Hilf
Himmel! Was iſt das?
D. a. Moor. Das iſt der Tod! — Schwarz —
ſchwimmt — vor meinen — Augen — ich bitt
dich — ruf dem Paſtor — daß er mir — das
Abend-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/96 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/96>, abgerufen am 27.07.2024. |